Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da irgendwas? Genau hier fragen wir nach. Heute bei Robert vom Dezentral.
Und wie sieht das Ganze dann 2018 aus?
Wenn es passiert, dann passiert es. Dann stehen die Leute halt draußen. Ich hoffe, dass sich die Verantwortlichen der Gemeinde Wien dann mit den Schanigartenverordnungen etwas einfallen lassen. Es macht keinen Sinn, wenn ich im Sommer um 23 Uhr den Garten sperre. Das bedeutet eigentlich nichts anderes, als dass ich den Leuten den Sessel wegnehme. Sie stehen halt dann trotzdem bis vier Uhr vor der Tür.
Im Winter wird es etwas anders sein. Da werden wir als Lokal vielleicht trotzdem eine Möglichkeit mit Heizungen finden, um es dem Gast halbwegs angenehm zu machen. Es wird sich halt deutlich mehr vorm Lokal abspielen. Außerdem wählen wir dazwischen auch noch mal. Also wer weiß, wer dieses Resort im Jahr 2018 dann überhaupt bekleidet.
Das Stuwerviertel wird oft als aufstrebendes Viertel bezeichnet. Was bedeutet das?
Ich weiß nicht. Die Bevölkerung hat sich verändert. Die Verdrängung ethnischer Bevölkerungsgruppen findet statt. Es sind in den letzten zwei, drei Jahren sehr viele Deutsche aber auch relativ viele Polen zugezogen. Es hat sicher eine Verschiebung stattgefunden, aber wir haben hier eine hohe Gemeindebaudichte, und Gemeindebauten sind ein Garant dafür, dass sich jetzt auch nicht zu viel zu schnell verändert. Also Gentrifizierung in dem Ausmaß wie es sie um den Karmerlitermarkt gibt, findet hier dank der Gemeindebautendichte nicht statt. Auch wenn das die Stadt vielleicht gerne hätte.
Bis vor vier Jahren war das Stuwerviertel ja auch für Prostitution bekannt. Was hat sich seit dem verändert?
Wenig bis gar nichts. Unmittelbar jetzt steht niemand draußen am Platz, die Prostitution ist nun weniger sichtbar. Im Detail haben sich schon ein paar Dinge verändert. Dort am nächsten Eck, das war früher unter Anführungszeichen ein Stundenhotel. Jetzt sitzen die Mädels halt drinnen. Wenn ich mich nicht täusche, hat vor zwei Monaten am Max-Winter-Platz ein Laufhaus aufgemacht. Also Prostitution ist noch immer ein großer Bestandteil des Viertels. Mit all seinen Nachteilen.
Sich hier Prostituierende waren zwar sichtbar, aber selten ein besonderes Problem, vielmehr die Freier. Es ist einfach indiskutabel, Unbeteiligte auf der Straße nach sexuellen Dienstleistungen zu fragen. Selbst einen Kinderwagen schiebend, war man nicht davor gefeit, angesprochen zu werden. Vielleicht ist es in Summe jetzt ein bisschen weniger, aber nach wie vor vorhanden.
Gibt es hier in der Gegend ähnliche Lokale wie das Dezentral?
Es gibt das Lokativ, wo der Betreiber durchaus auch immer wieder Veranstaltungen macht oder zu machen versucht. Dort gibt es aber anscheinend ein größeres Lautstärkenproblem als hier. Thomas legt den Fokus eher auf Lesungen und Poetry Slams. Er ist auch sehr bemüht, aber es geht halt etwas in eine andere Richtung.
Wenn man selbst ein Lokal betreibt, geht man dann eigentlich auch noch wo anders hin?
Wenn man ein Lokal betreibt, sollte man eigentlich nur wo anders sein. Davon ausgehend dass der Betrieb auch ohne ständige persönliche Anwesenheit funktioniert, ist es eigentlich viel spannender zu schauen, was rundherum so passiert. Das Rad muss nicht täglich neu erfunden werden, man darf sich auch inspirieren lassen.
Wie hat sich deiner Meinung nach die Ausgehszene in Wien verändert?
Als ich jung war, hatte die Camera ein Kino, das U4 war noch nicht abgebrannt und das Flex war ein besetztes Haus in Meidling. Jetzt ist es halt anders. Internationaler, kommerzieller angepasster, vielfältiger. Das Flex ist wohl ein gutes Beispiel an dem die Veränderung gut sichtbar ist. Allerdings weiß ich nicht ob die Gesellschaft mit den Möglichkeiten oder die Möglichkeiten mit der Gesellschaft wachsen. Solange es aber noch Juwele wie das Nachtasyl gibt, ist alles gut.
Gibt es in dieser linken Beislkultur einen Austausch unter den Betreibern? Quasi eine Szene?
Das weiß ich nicht. Ich bin zumindest nicht Teil davon. Ich gehe zwar gern aus, aber kenne jetzt nicht jeden Betreiber. Es ist aber lustigerweise aber so, dass das Publikum oft deckungsgleich ist. Ich treffe oft in anderen Lokalen Gäste von mir. Wen ich schon kenne, sind natürlich die Wirten in der Umgebung. Vom Lokativ, der Else, des Zweisterns.
Was muss ich tun, um hier nicht reinzukommen? Oder um wieder rausgegangen zu werden?
Ich denke mir immer, man kann alles machen, insofern alle anderen damit zufrieden sind. Wenn es ein Abend ist, an dem die Leute Lust haben zu tanzen, dann tanz. Wenn es ein Abend ist, an dem alle andächtig rumsitzen, würde ich dich bitten, dir einen für diesen Abend passenderen Ort zum Tanzen zu suchen. Was ich grundsätzlich nicht mag, sind natürlich rechte Geschichten, und Leute die normale persönliche Distanz gegenüber anderen Gästen vermissen lassen. Für mich ist es wichtig, dass es schön ist, für alle.
Das Dezentral hat jeden Tag geöffnet. Man ist hier gut aufgehoben. Am Besten einfach eine Zigarette anstecken, ein Seiterl dazu und den ganz eigenen Flair genießen. Auch Studenten können sich das leisten. Ein kleines Bier gibt es ab 2,60, einen Spritzer ab 2,10, kleinen Braunen ab 1,90 und ein Mineral ab 2,10.
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