Open-Air-Partys sprießen in Österreich wie Schwammerl aus dem Boden. Was können und wollen diese Events eigentlich? Wir haben uns ein paar Gedanken dazu gemacht.
Kein Tanz durch den Sonntag ohne Techno
Noch vor ein paar Jahren gab es in Österreich nur sporadisch Freiluft-Partys. Kollektive und Promoter wie Emissionen Picknick, Eastern Conference, Maispace oder auch das Team der Pratersauna leisteten hier Pionierarbeit. In Deutschland, vor allem in Berlin, war man zu diesem Zeitpunkt schon viel weiter. Aus der Ferne wirkte es so als wäre im dicken B oben an der Spree mehr als genug ungenützter öffentlicher Raum für Partys verfügbar. Nicht nur kurz nach dem Mauerfall, sondern auch in den Nuller Jahren gab es reichlich Möglichkeiten, spontan im Freien eine Anlage aufzustellen. Zudem war die Stadtpolitik der deutschen Hauptstadt immer schon deutlich weniger restriktiv, was das Feiern betrifft.
Mit dem Internet und den deutschen Numerus-Clausus-Flüchtlingen schwappte der Trend langsam in die Alpenrepublik über. Als bei »Tanz durch den Tag« am 1. Mai 2013 zehntausende Menschen am Brigittenauer Sporn tanzten und Gerüchten zufolge die Polizei die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen nicht mehr auflösen konnte, war auch dem letzten Zweifler klar, dass hier ein großes Ding am dampfen ist. Events wie »Kein Sonntag ohne Techno« trugen natürlich ebenso zum Erfolg dieser Art zu Feiern bei. Sie prägten das, was sich Leute erwarten und wie sich das Ganze anfühlen sollte. Das alles machte Schule. Mittlerweile können sich viele junge DJs und Veranstalter mit Open Airs selbst auf sich aufmerksam und einen Namen machen. Denn die Slots, um in den angesagten Techno-Clubs zu spielen, sind begehrt, umkämpft und rar. Draußen im Park kann man als völliger No Name zum Zug kommen und von sich reden machen.
Irgendwie, irgendwo, irgendwann
Es spielt sich zuerst auf Facebook ab. Vor allem seit Events im Feed viel sichtbarer sind. Info-Pages und Facebook-Gruppen wie »Open Airs in Wien«, »Open Airs in Österreich«, »openairs.wien« oder »Wien Open Air Termine und Locations <3« informieren Feieranten und pushen den Erfolg der Draußen-und-Umsonst-Events noch weiter. Sogar die Presse hat davon schon Wind bekommen und tastet sich vorsichtig an das Thema heran. Und wo ein Hype, da auch die Hater. Unlängst bespaßte ein Event namens »Irgendein anderes Wiener Open Air bei Sonnenschein« die Freunde gepflegten Technos. Im Event-Text bekamen alle ihr Fett weg. Die Trolle schafften es mit Leichtigkeit, das plakative und peinliche Gedöns mancher Open-Air-Crews zu entlarven. Hashtag Geil, Hashtag Hipster, Hashtag Bobo, Location TBA, Wasser, Seifeblasen, gaaanz viel Spass und Mucke … äh Techno-Mucke. We lolled.
Aber Spaß beiseite, die Rückeroberung des öffentlichen Raums ist ein absolut positiver Aspekt der Open-Air-Schwemme. Und das in einem Land, das nicht unbedingt für seine vielen Freiräume bekannt ist. Dass es für manche dabei zuviel Wohlfühl-Terror mit zu vielen Herzchen und Seifenblasen gibt, liegt in der Natur der Sache. Meistens sind das die Leute, die nicht verstehen, warum junge Leute nicht mehr zu ihren Events kommen, wo es doch um echte, wahre Partymusik geht. Es wird sich normalisieren. So wie in den Clubs werden ganz unterschiedliche Stile und Crowds raus an die Sonne gehen. Dort mit speziell kuratierten Tracks, da mit Schranz, drüben mit entspannten Sommer-Beats. Mal mit Cocktails, mal mit Wasser, mal mit Pop-up-Burgern. Oder sogar mit Fokus auf der Musik. Aber nur so eine Idee.
Mehr Infos zu kommenden Open-Air Veranstaltungen gibts zum Beispiel auf den Facebook-Seiten von Tanz durch den Tag, Techno-Sonntag und Open Airs in Wien.