Wo ist der Hype?

Zora Jones mag nicht mit uns reden, ein Club ist eigentlich kein Club und Vihanna – ehemals bekannt für niederschwellige Hip Hop und RnB Parties – machen das auch schon länger nicht mehr so. Wer soll sich da noch auskennen?

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Im Booking-Bereich, besonders wenn es um Frauen aus Östereich geht, laufen Gespräche manchmal so: Einer sagt, man würde eh Frauen buchen, wenn es sie nur gäbe, worauf ein anderer erwidert, dass es ja keine Frauen geben kann, wenn man sie nicht fördert, worauf der erste wieder sagt, dass Fördern schön und gut sei, aber dass das im Vorfeld passieren muss, weil man ja keine halbgaren Leute auf Bühnen stellen kann – wäre ja hochgradig peinlich und schlecht für die Frauen obendrein. Frauen sollten überhaupt bitte gleich 5 Mal besser sein als Männer, bevor man sie auf eine Bühne stellt, just to be safe. So geht das dann munter weiter, bis am Ende dieser Diskussionen alle betreten zu Boden schauen und die Frauen vor allem durch die Finger. Medien wie wir regen sich dann übrigens darüber auf und es geht von vorne los.

Da habt ihr eure Vorzeige-Produzentin!

Absurder wird das Ganze, wenn dann mal eine Frau etwas außergewöhnlich Gutes – nicht nur auflegt – sondern sogar produziert und sie, obwohl sie Österreicherin ist (Nationalstolz geht doch sonst immer???), zwar gebucht aber eigentlich nirgendwo in Medien gefeatured wird. Vielleicht ist das die Art von Engstirnigkeit unseres Landes, die Zora Jones – wie sie in einem Interview mit dem Fader erzählt – in relativ jungen Jahren dazu gebracht hat, die Heimat zu verlassen und lieber in Barcelona coole Dinge zu machen. Wie zum Beispiel jüngst die beindruckende EP 100 Ladies. Während unsereins also überlegt hat, ob Wochenende eher Forelle oder Sauna, hat Zora Jones in Montreal mit DJ Rashad Party gemacht, sich in Footwork verliebt und zu produzieren begonnen. Mit Sinjin Hawke betreibt sie mittlerweile nun eine Art Label, Fractal Fantasy, das verstörende Videos und Teile des musikalischen Outputs beider Artists veröffentlicht. Hätten wir gern mit ihr über das alles geredet? Yup. Hat uns das das Management erlaubt? Nope. (Die Choices-Anspielung hier steht nicht nur zum Spaß, sondern auch um auf Zoras Edit der Nummer hinzuweisen.) Im Rahmen des 100 Ladies-Release sei nur genau ein Interview geplant und das wurde besagtem Fader schon zugesprochen. Wer also mit der Produzentin nett plaudern will, kann sein Glück am Samstag bei Vihanna versuchen, einem Kollektiv, das in letzter Zeit ziemlich oft den richtigen Riecher für ein spannendes Booking hatte und dem man nicht vorwerfen kann, die Waffen dieser Frau (= 160 BPM) nicht rechtzeitig erkannt zu haben. Vihanna schenkt sich dieses Booking selbst zum dritten Geburtstag und holt die aufstrebende Produzentin ins Heimatland zurück – zumindest für den einen Gig.

Da tut sich etwas

Was 2013 als Partyreihe begann, bei der vor allem zum Hip Hop und RnB "mit dem Booty geshakt und gegrindet werden sollte" (sinngemäßes Zitat aus der ersten Facebook Veranstaltung) hat mittlerweile deutlich avantgardistischeren Anspruch. Soll heißen: der Booty muss sich auch mit dissonanteren Klängen anfreunden können. Bookings wie Inkke, Neana oder zuletzt Murlo pleasen zwar die anwesende Crowd; diese unterscheidet sich mittlerweile aber deutlich von den Leuten, die zu den Parties des befreundeten Kollektivs Ham pilgern, das seiner Hip-Hop-Only-Einstellung treu geblieben ist. Auch schrecken die Vihanna-Burschen nicht davor zurück, neue Locations zu erschließen. So gehören sie sicherlich zu den ersten, die es einigermaßen geschafft haben, uns das Aux Gazelles als Club/Partylocation zu verkaufen. Für den Geburtstag geht es nun nochmal auf zu neuen Ufern und die sind auch nicht gerade uninteressant.

Bist du eine Tanzbar oder schon ein Club

Wer in der Veranstaltungsbeschreibung auf die Adresse schaut, wird sich vielleicht ein bisschen wundern. Ist das nicht das Ding im Werk X, das einst das Jessas hätte werden sollen? Ja, ist es. Unter dem Namen Tanzbar Curtain gibt es dort nun doch einen Club, beziehungsweise wie der Name sagt eine Tanzbar. Ganz im Gegensatz zum Tam Tam um das Jessas, wurde im Oktober relativ still und heimlich eröffnet, was nicht nur damit zu tun hat, dass weiterer Stress und Shitstorms vermieden werden wollen, sondern auch damit, dass das Curtain dem ursprünglich vom Verpachter angedachten Zweck einer Theaterbar entsprechen soll. Und das braucht man nicht groß bewerben. Der Nachteil dabei: Die 300 Leute, die die "Bar" fassen kann, wachsen auch nicht auf Bäumen. Deswegen holen die beiden Betreiber Marius Olariu und Johannes Wegenstein (Schikaneder, Top Kino) in Moment noch Fremdveranstaltungen wie Vihanna ins Haus, um den Bekanntheitsgrad des Curtain zu steigern und Geld zu verdienen. Mit der Zeit soll es aber nur noch Eigenveranstaltungen geben – für die musikalische Programmierung zuständig werden (und sind teilweise schon) Menschen wie Philipp Pankraz a.k.a. Harry Krishner oder Manuel Dolp von Everybody’s Darling sein. Gemütlichkeit und für den ersten Bezirk kommode Preise seinen dabei das Ziel, so Olariu.

Die Anlage, die im Curtain steht, stammt übrigens noch aus der kurzen Jessas-Ära und ist für die Beschallung eines "echten Clubs" gedacht. Sie sollte also für den Auftritt von Zora Jones mehr als gerüstet sein. Also Curtain- und Vihanna-Burschen, alles Gute euch – den einen zum Club, den anderen zum Geburtstag! Und Zora? Gib ihnen!

Vihanna wird am Samstag 3 und feiert mit Zora Jones im Curtain. Wer bei unserer Verlosung nicht gewinnt, kann in der Veranstaltung noch Friendslist abstauben.

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