You Blog My World

Kaki-Kiwi-Küchlein, Luis Vuitton-Taschen oder "Die besten Instagram-Accounts aus Nordkorea". All das ist Blogging in Österreich – Ist das die Zukunft? Und kann man schon davon leben?

Statt Pressekonferenzen und Pressereisen werden Blogger Events und bezahlte Beiträge geplant. Die Reichweiten von Facebook und Instagram ersetzen dann die Reichweiten der Artikel, die man mit klassischer PR erreicht hätte. Medienkampagnen funktionieren heute ganz ohne Blogger nicht mehr. Dass das gerade erst anfängt, davon ist man zumindest dort überzeugt, wo gerade daran gearbeitet wird, ein echtes Business daraus zu machen. "Wir bieten schon seit Jahren mit unserem Netzwerk Seeding bei relevanten Publishern an. Wichtig ist aber, dass Blogger Relations mehr ist als nur der neue heiße Scheiß und weder Kunde, noch die Blogger selber etwas davon haben, wenn auf tausend Seiten derselbe Pressetext per copy/paste eingefügt wird", meint Ole Weinreich, Saleschef bei Advice, der Digitalagentur von Vice.

Der Grund, warum die Bloggersphäre im deutschsprachigen Raum allerdings bisher nicht wirklich geboomt hat, könnte nicht zuletzt an unserer Technologiefeindlichkeit oder einer fehlenden Rhetorikkultur liegen. Wolfgang Gumpelmaier – Geschäftsführer der Digital Media Agentur Gumpelmedia und selbst Blogger über Crowdfunding – sieht eine Ursache auch darin, dass viele die vielfältigen Möglichkeiten hinsichtlich der Inhalte und Formate nicht ausschöpfen und zu schnell aufgeben: "Ich glaube viele Menschen scheuen sich davor, weil sie sich Inhalte überlegen müssen und der Impact nicht gleich ersichtlich ist. Es fehlt also an Ausdauer." Aber auch an Lesern. Nur 10% der Internetuser in Österreich lesen einen Blog. Deshalb ist die Anzahl der Blogs aktuell noch überschaubar. Vor allem Journalisten nutzen diese Art der redaktionellen Freiheit, um ihre persönliche Meinung zu vertreten.

#austrianblogger

Was sich in Österreich bisher etabliert hat? Besonders mögen wir es, wenn Politik verscheißert wird. An der Spitze steht der politische Satire-Blog dietagespresse. Eine Meinungsplattform ist fischundfleisch.at, auf der Promis und Journalisten zu fast allen Themen gut bezahlt bloggen können. Dort finden sich affige Beiträge darüber, was Männer abturnt genauso wie ein Plädoyer für eine demokratische Neuordnung des Finanzsystems. Nicht zu vergessen ist der Technik-Zweig. Auf diesen Portalen findet sich alles von Beiträgen über das Passwort-Dilemma und Computerprobleme bis hin zu Tipps fürs Bloggen oder die Google-Suche. Sie haben es perfektioniert, zu bestimmten Netzthemen zu schreiben, wie das Print nie könnte.

Esskultur wird hierzulande auf Blogs geradezu zelebriert. Auf foodblogger.at findet man sie alle. Wenige davon überschreiten die 3.000-Likes Grenze auf Facebook. Einzig "Die Frühstückerinnen" werden geliebt. Mit über 25.000 Likes stehen sie an der Spitze der kulinarischen Blog-Kultur. Es gibt personelle Überschneidungen mit einer Food-Blog-Agentur, um all die Foodies zentral zu erreichen. Pushen würde man sich aber weder in die eine noch andere Richtung. Eine Geldmaschine ist das Ganze derzeit jedenfalls nicht. Keine der Frühstückerinnen lebt davon. Für Kooperationspartner sind sie jedoch interessant und bekommen Anfragen.

Fans sind die Österreicher auch von Mode und Lifestyle. Es gibt viele solcher Lifestyle-Blogs, die sich alle stark ähneln. Anzutreffen sind sie auf dem Fashion Camp Vienna – der größten deutschsprachigen Lifestyleblogger-Konferenz. Pinterest und Instagram gehören hier ganz alltäglich dazu.

Und wie bloggt man richtig?

Beim Content sind Nischenthemen gefragt. Die Beiträge müssen mit Qualität punkten. Besser weniger davon, aber gut recherchiert. Trotzdem darf der Blog nicht an Aktualität verlieren. Der Leser bleibt einem Blog zumeist dann treu, wenn ein bis zwei Mal pro Woche informative, gut recherchierte Beträge gepostet werden. Facebook allein reicht meistens nicht. Stichwörter für die Suchmaschinen müssen konkret und aussagekräftig sein. Und ein Blog auf Englisch kann mehr Leute erreichen, die Konkurrenz ist aber deutlich größer. Nichts ist unmöglich, deshalb: Keep calm and blog on.

Das Fashion Camp Vienna findet am 18. und 19. April 2015 statt, Workshops dazu am 24. Jänner und 7. März bei Headquarters in der Schleifmühlgasse. Die erste Vienna Food Week wird von 23. bis 30. September veranstaltet.

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