Während ÖVP und FPÖ an einer Koalition feilen, versammelten sich gestern tausende Menschen in der Wiener Innenstadt und bildeten aus Protest gegen mögliche Regierungsmitglieder aus rechtsextremen Kreisen eine Lichterkette rund um das Regierungsviertel.
Kurz bevor die große Gala der Organisation Licht ins Dunkel wie jedes Jahr die Fernsehbildschirme übernehmen wird, übernahmen zahlreiche Menschen mit ihren Lichtern gestern die Wiener Innenstadt. Aufgerufen von SOS Mitmensch und getragen von vielen weiteren Organisationen versammelten sich gestern – je nach Zählung – 3.000 (Polizei) bis 10.000 (Veranstalter) Menschen im ersten Bezirk rund um das Regierungsviertel. Grund für die Demonstration war nicht die Regierungsbeteiligung der FPÖ an sich, sondern vor allem die Verstrickung von möglichen neuen Regierungsmitgliedern in neonazinahe Kreise.
Da sind echt viele Menschen bei der #Lichterkette. Das gibt Kraft. pic.twitter.com/HArHnahCk3
— Raphael (@raphaelniedy) November 15, 2017
Die Stimmung unter den Anwesenden war gut, der ein oder andere zeigte durchaus Kreativität bei der Wahl des Lichts: von Kerzen, über Weihnachtslichterketten und Handylichter bis hin zum Lichtschwert.
Dabei ist zu erwähnen, dass die friedliche Aktion bereits im Vorfeld auf Gegenwind stieß: Die Homepage von SOS Mitmensch wurde am Tag der Demo gehackt, auf der Facebook-Seite des FP-Politikers Johann Gudenus sorgte ein Posting mit Gewaltaufruf für Aufruhr.
Die NGO SOS Mitmensch, die die Demo organisierte und auch in sozialen Medien immer wieder auf die Problematik einer FPÖ-Regierungsbeteiligung hinwies, hatte schon in der Vergangenheit mit hetzerischen Kommentaren von rechts zu kämpfen. Nachdem der Holocaust-Überlebende Rudolf Gelbard in einem von der Organisation veröffentlichten Video eindringlich vor der FPÖ warnte, kam es zu zahlreichen Hasspostings aus rechten Kreisen.
Videobotschaft des Holocaust-Überlebenden Rudolf Gelbard zur R…
Bitte nehmt Euch 3 MINUTEN ZEIT und hört Euch an, was der Holocaust-Überlebende Rudolf Gelbard zu sagen hat. ES IST WICHTIG! Im Alter von 12 Jahren wurde er von den Nazis in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Neunzehn Mitglieder seiner Familie wurden ermordet. Er überlebte. Für seine Verdienste wurde Gelbard mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Er gehört zu den letzten Zeugen seiner Zeit. Jetzt wendet sich der 86-Jährige an die Öffentlichkeit. Er will nicht, dass eine Partei, die von rechtsextremen Burschenschaftern durchsetzt ist, in Österreich an die Regierungsmacht kommt. Wenn ihr seine dreiminütige Botschaft wichtig findet, dann teilt sein Video und klickt bitte hier und schickt selbst eine Botschaft an die Spitzen unserer Republik ab: https://www.sosmitmensch.at/site/petition/petition/21.html
Posted by SOS Mitmensch on Sonntag, 22. Oktober 2017
Die gestrige Demonstration verlief friedlich, als Credo schien zu gelten: Wir sind hier und wir sind viele.