Schnell noch die Nase pudern und ab geht’s in die Kunsthalle. Zu sehen gibt es Fotografien der Sammlung F.C. Gundlach aus den 1920er Jahre bis heute, die sich dem inszenierten Bild der Kleidermode und der Ästhetik der Modefotografie widmen.
Frieda von Wild, 1988 Foto: Sibylle Bergemann
Während Modemagazine wie Vogue und Elle ein Maximum an Inszenierung verlangten und Fotostrecken in der grellen Karibiksonne produzieren ließen, hielt sich Sybille Bergemann an die Wirklichkeit. Die berühmteste Modefotografin der DDR und Mitbegründerin der Berliner Agentur Ostkreuz, hat einmal erklärt: „Mich interessiert der Rand der Welt, nicht die Mitte.“
Model and Mannequin, 1945 Foto: Erwin Blumenfeld
Aufgrund seiner jüdischen Herkunft floh Erwin Blumenfeld aus Berlin nach Paris und wurde in den USA zum angesehenen Modefotografen der 40er und 50er Jahren. Von expressionistischen und dadaistischen Künstlern beeinflusst, hat Erwin Blumenfeld früh einen eigenen Stil entwickelt und war oftmals seiner Zeit weit voraus. Model and Mannequin wirkt in all seiner Künstlichkeit, als sei es den schrillen 80er Jahren entsprungen.
Lisette Behind Fluted Glass, 1943 Foto: Erwin Blumenfeld
1940 wurde Blumenfeld wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nazis interniert. 1941 emigrierte er in die USA, wo er schnell zum bestbezahlten Modefotografen aufstieg. Diese Genre kam ihm entgegen denn es ging ihm nie um naturalistische Fotografie, sondern um Fotokunst. Das unterstreicht auch das 1943 entstandene Lisette Behind Fluted Glas.
90 Days One Dream: Elephant Foto: Kristian Schuller
Kristian Schuller studierte Modedesign bei Vivienne Westwood, die einen sehr starken Einflussauf auf ihn gehabt hat. In Paris entdeckte er dann seine Leidenschaft für Fotografie. Für die Serie 90 Days One Dream reist Kristian Schuller 90 Tage zu den schönsten Plätzen der Welt begleitet von jungen Frauen voller Träume. Eine ungewöhnliche und spannende Herausforderung für den Mode-Fotografen, dem aber ein traumhaft inszeniertes Fotoshooting gelungen ist.
Pentax Calendar 1980: Untitled Foto: Guy Bourdin
Knallige Farben, surreale Inszenierung und sexuelle Konnotation - das Werk von Guy Bourdins ist eine einzigartige kreative Schau mit hypnotischer Wirkung. Seine stilisierten Grenzüberschreitungen revolutionierten die Modefotografie, und prägte Zeitschriften wie Vogue und Harper's Bazaar.
Brigitte Bauer, Op Art-Badeanzug von Sinz, 1966 Foto: F.C. Gundlach
F.C. Gundlach hat mit seinem fotografischen Werk selbst ein Stück Modegeschichte geschrieben. Wobei Mode nicht allein die Kleidermode meint, sondern auch Posen und Gesten, Requisiten und Locations, Schönheitsideale und die Professionalisierung der Rolle des Fotomodells.
Swimwear by Izod: Horst P. und Model, 1930 Foto: George Hoyningen-Huene
George Hoyningen-Huenes Karriere begann als Modezeichner für Harper’s Bazaar und das Fairchild Magazine. 1925 kamm er zur Vogue und zusammen mit seinem Geliebten Horst P. Horst prägten sie die Vogue-Fotografie der 30er Jahre. Sie setzten vor allem die weiblichen Hollywood-Ikonen avantgardistisch in Szene. Charakteristisch für Huenes Aufnahmen war das Statische, das Monumentale. Mit ausgeprägtem Sinn für Geometrie, Licht und Schatten wie auf dem Foto mit Horst.
My House, Alek Wek, 1997 Foto: David LaChapelle
Bekannt für seine starken Farben und seiner verspielte Pop-Sensibilität hat David LaChapelle die unvergleichliche Fähigkeit Bilder mit einem hohen Wiedererkennungswert zu schaffen. Seine Arbeiten reizen nicht nur das Auge, sondern auch so manche Moralvorstellung des Betrachters.
New York City, 1966 Foto: Leon Levinstein
Leon Levinstein, New Yorks Fotografie Held des 20. Jahrhunderts, bietet eine einzigartige Zeitkapsel der Alltagskultur Ära aus den 50er bis in den 80er Jahre. In einem fantastischen Interview aus 1988 teilte der einsame Fotograf seinen kreativen Ethos und seine ultimative Herangehensweise mit: "Du musst alleine sein und alleine arbeiten. Es ist ein einsamer Beruf, wenn man es so nennen will."
Sex and Art, 2010 Foto: Armin Morbach
Armin Morbach gehört zu den bekanntesten deutschen Hairstylisten und Make-up Artists und begeistert seit kurzem auch als Fotograf. Er zeichnet sich durch sein besonderes Gespür für Trends sowie seine Phantasie und Professionalität im Hinblick auf deren Umsetzung aus. Seine Arbeiten beeinflussten den Look innovativer Magazine wie Qvest, Squint und Wallpaper.
On Saint Germaine Street, 1963 Foto: Melvin Sokolsky
Der amerikanische Photograph Melvin Sokolsky ist mit der Bubble Serie berühmt geworden, in der er Models in überdimensionalen Plexiglaskugeln durch Paris schweben ließ. Die Aufnahmen wurden in der Modezeitschrift Harper’s Bazaar veröffentlicht. Unglaublich beeindruckende Aufnahmen zwischen Mode, Poesie und verspieltem Ästhetizismus.
Vogue: from the Bath House Series, 1975 Foto: Deborah Turbeville
Bekannt geworden ist Deborah Turbeville mit der Bath House-Serie für Vogue in 1975. Seitdem arbeitet sie für Ungaro, Karl Lagerfeld und Comme des Garçons, und bekam eine persönliche Anfrage von Jackie Kennedy. Obwohl sie seit über 30 Jahre in der Branche ist, hat sich ihre Ästhetik nicht geändert. Sie verzichtet auf Klarheit und Farbe und verwendet nur gelegentlich goldene Schüsse. In der Post-Produktion zerkratzt, verklebt oder verschmiert sie die Negative, um "die Bilder weiterhin von der Realität zu trennen", so Turbeville.
Immer wieder zeigt die modefotografische Visualisierung von Glamour, Eleganz und Weiblichkeit den Einfluss zeitgleicher Kunstströmungen und tradierter Bildformeln am Schnittpunkt zwischen Kleiderindustrie, Konsumismus und Gestaltungswille. Die Ausstellung »Vanity Fair – Mode / Fotografie aus der Sammlung F.C. Gundlach« bringt circa 200 wegweisende und unbekannte Aufnahmen zur Schau.
F.C. Gundlach, selbst Modefotograf, hat in 30 Jahren eine der größten privaten Fotografiesammlungen im deutschsprachigen Raum aufgebaut. Für ihn ist die Modefotografie einer der wichtigsten Indikatoren gesellschaftlicher Verhältnisse: „Modefotografien sind immer Interpretationen und Inszenierungen. Sie reflektieren und visualisieren den Zeitgeist der Gegenwart und antizipieren denjenigen von morgen.“
Vanity Fair
21. Oktober – 12. Februar 2012
Kunsthalle Wien, Halle 1