David Hebenstreit aka Sir Tralala schenkt sich selbst zum 40er ein Album voller Coverversionen, das in seiner kompromisslosen Beobachtungsgabe und Düsterheit seinesgleichen sucht.
Eine süße, zarte Todesmelodie. Der erste Akkord, die Teufelsgeige im G’nack, diese elendigen Kojoten da hinten, die warten schon auf dich. Kopfhörer auf, Land unter. Scheißegal. Vom ersten Ton an hat es dich im Griff. Loslassen unmöglich, festhalten überlebensnotwendig. Der Satan leibhaftig erscheint dir. Dort, wo du es zu erwarten hast. Am Rechaud, wo du dein Gift kochst. Im Café Bauchstich. Vom Sir Tralala.
Sein »Der uroide Wanderer«, die erste Nummer dieses Albums voller Coverversionen, reißt dich aus allem, was du gekannt hast. Atmosphärisch ein Wahnsinn. Klar, den »Wayfaring Stranger«, ein Stück von gar arger Anziehung, haben schon andere kultiviert – der Cash Johnny, das belgische Arthouse-Kino, quasi alle. Klar, viele haben internationalen Standards das Wienerische als Tschuck auf’s Aug’ draufgehaut und damit brilliert. Der Scheitel, die Neigungsgruppe, der Molden, die Pelz-Buben. Aber dass einer ein Stück so gut zu seinem eigenen macht – ein Wahnsinn. Leck Oasch!
Loslassen unmöglich
Und ganz ehrlich, unter uns: Das zieht sich durch das ganze Album. Loslassen unmöglich. Du hast keine Chance. Der David Hebenstreit (aka Sir Tralala), der jetzt ganz schön lange nichts mehr solo gemacht hat, aber bei oben Genannten immer wieder mal auf der Bühne zu sehen war, beobachtet dir da die Leute so genau, da musst du zuhören und mitreden. Er pickt sich die ganz Grindigen raus, die Dahinvegetierer, die Säufer, die G’schissenen. Er überhöht sie nicht, er gibt ihnen trotzdem den Platz, den sie brauchen.
Und er gibt ihnen die Klänge, die ihr Wirken verstärken. Den räudigsten Americana – wie beim Opener und auch beim bereits schon mal vom Molden verwienerischten »I Drink« von Mary Gauthier –, den düstersten Psych-Blues beim tief-tief-bösen »Hundsblues« und beim geradezu Deix’schen »Schiach« und den wunderbarsten Pedal-Steel-Schunkler zwischen dem ehemaligen Los Angeles und dem verdampften Schwarzen Meer bei »Biachl«. Ebenjenes Stück unterbreitet die Conclusio, die einem nach »Echt gute böse Lieder«, nach dem schonungslosen Blick auf die Beschissenheit der Dinge wohl noch bleibt: »Und heute sauf i noch viel mehr als sie, weil’s mich einfach net mehr gfreit.«
»Echt gute böse Lieder« von Sir Tralala erscheint am 7. September 2018 beim Label Schallter. Die Konzerttermine der kommenden Wochen: 8. September, Apetlon, Weingut Klinger – 13. September, Wien, Chelsea – 29. September, Wien, Wuk Projektraum – 4. Oktober, Innsbruck – 5. Oktober, Linz – 6. Oktober, Passau.