Die Nebensaison im Festivaljahr hat nicht viel zu bieten. Klar, es ist kalt und viele Bands touren ohnehin durch den bunten Konzertherbst. An der Ostsee sieht es zudem festivalwettertechnisch nie wirklich rosig aus. Dass das reine Interpretationssache ist, wird einem um Beispiel beim Rolling Stone Weekender bewusst.
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Wenn die klassische Festivalsaison vorüber ist, unterbreitet man dem Ostsee-Strand ein Line-Up, das sich ordentlich gewaschen hat. Melancholische Indie-Musik passt nirgends besser als in das Umfeld dieses Indoor-Komfort-Festivals. Wir sprechen von einem exklusiven Festival mit hohem Gemütlichkeitsfaktor und einer Marktlücke, die im hohen Norden geschlossen wurde.
Im perfekten Wellness-Umfeld, nämlich an der feucht-windigen Ostsee ist der Wohlfühlfaktor oberstes Gebot und das schon während des Festivals. Für die perfekte musikalische Stimmungsuntermalung sorgten sanfte Klänge internationaler Schwergemüter wie Death Cab For Cutie, Nada Surf, The Notwist, Archive, Explosions in the Sky, Anna Calvi uvm. Jede einzelne der 25 Weekender-Bands entlockt den Indiepop-Herzen einen leisen Seufzer der Verzückung. Und dabei war von der Weinverkostung, der Bowling Bahn, und den Lesungen von Wladimier Kaminer noch gar nicht die Rede.
Dass das alteingesessene Rock´n´Roller in ihrer Lebensmitte anspricht, ist auch klar. Laut Thees Uhlmann ist der durchschnittliche Weekender Besucher ein zynischer Mann über 35. Sein Publikum fordert er – ebenso zynisch – als Schleswig-Holsteiner Gefangenenchor zum Mitsingen auf. Ja, mit der Stimmung eines jugendlichen Sommerfestivals kann der Rolling Stone Weekender natürlich nicht aufwarten, aber andererseits: Wie passend wäre denn eine Moshpit Action während Death Cab for Cutie-Sänger Ben Gibbard sich die Seele aus dem Leib flennt?
Teppichboden statt Schlammschlacht
Die Aftershow-Disko erinnert gar sehr an eine Ski-Kurs-Disko, bei der nur Lehrer zugegen sind. Dann wankt man in seinen Bungalow – vorausgesetzt man findet noch den richtigen – im Feriendorf, oder gönnt sich zum Frühstück ein Lachsbrötchen und einen Ausnüchterungs-Spaziergang am Ostsee-Strand, Stöbern bei der Schallplattenbörse oder plantscht im Badeparadies. Familien bietet der Rolling Stone Weekender tagsüber kostenlose Kinderbetreuung und am Abend einen günstigen Babysitterservice an. Für Kinder (und Erwachsene) gibt es im Abenteuer-Dschungelland vieles zu erkunden: ein Terrarium mit Schlangen und Echsen, Kois zum selber füttern, ein Hochseilklettergarten und eine Dschungelstadt. Da wird das Kind im alten Mann geweckt – wozu irgendwie auch das neue und am Weekender präsentierte Nada Surf Album passt. Titel wie „Teenage Dream“ oder „When I was young“ bekommen in diesem Umfeld eine ganz neue Bedeutung. Wir ziehen Resümee und halten uns dabei gleich an einen älteren Nada Surf-Titel: „Do it again!“ Danke, Rolling Stone Weekender.