Eindringliches in Überlänge

Für ihr fünftes Album haben sich die Editors in die rauen schottischen Highlands zurückgezogen. Die Musik bleibt episch, aber sonst hat sich einiges geändert.

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Düster und nassgrau, melancholisch. Der Ton pulsiert dumpf, aber stetig wie Regentropfen. Dazu repetiert Frontmann Tom Smith in seinem charakteristischen Bariton. "No harm", winselt er, während sich die Spannung aufbaut und die Lautstärke hochgeht. Immer eindringlicher orgelt auch der Synthesizer. Am Höhepunkt des Openers und immer wieder im Verlaufe des neuen Editors-Albums wird diese Drehung vom Dunklen ins Helle vollzogen. Da lichtet sich der Nebel und sattes Hoffnungsgrün flasht die verträumten Augen. Nein, das ist keine Farbtherapie, das ist, was rauskommt, wenn man sich die Band in den schottischen Highlands vorstellt.

Zottelige Hochlandrinder, Dudelsackspieler und erstaunlich viele Hochzeitspaare wandeln in Crear in den Western Highlands, geht es nach der Google-Bildersuche. Vor einem Jahr zog sich die Band in diese schütter besiedelte, raue Gegend zurück. Die Entschlossenheit trug auch rasch Früchte: Bei "In Dream", dem fünften Streich der Editors, ist nun vieles anders – Bandmitglieder, Duettpartner und erstmals selbst produziert (halt mit Hilfe von Alan Moulder, der auch schon U2, Marilyn Manson und Moby abgemischt hat).

Was bleibt, ist der hymnische Ton, doch Tom Smith untermauern nun Klangebenen großflächig wie die Lichtfelder im Bühnenhintergrund. Das dämpft, bedeutet aber auch eine Bewegung in die elektronische Richtung, wie wir sie schon vom 2009er-Album "In This Light And On This Evening" kennen. Vor allem "Life Is A Fear" oder "Our Love" in der Albummitte sind von vorn bis hinten als Eighties-Synth-Pop angelegt. Symbolisch für die hymnenhafte Epik steht wohl "Salvation": Unheilverkündend und prophetisch beschallen die Refrainpsalme das Seelenheil, dazu fette Streichersalven.

Der Grundtenor der Platte ist eindeutig: eindringlich. Sei es wimmernd, traurig oder hoffnungsvoll fordernd. Die zehn Titel sind mit einer Durchschnittsdauer von fünf Minuten schon ziemlich langatmig. Fast acht Minuten zieht sich am Ende das letzte Aufbäumen mit "Marching Orders" hin. Jetzt geht’s wieder ins Licht, wir lassen Schottland hinter uns.

"In Dream" von den Editors ist bei PIAS Recordings erschienen.

Bild(er) © Rahi Rezvani
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