Im Wald ist man nie allein. Alexandra Cumfe a.k.a. Her Tree lädt zum Musikmachen FreundInnen ein – die zufällig Vögel, Fliegen und Holz sind.
Ein Wald kommt einem, zumindest wenn man die Stadt gewohnt ist, immer sehr ruhig vor. Wenn wir genau hinhören, fällt aber auf, dass forstliche Lebenwesen ihr eigenes Musikfestival veranstalten, das mitunter so laut wie ein menschliches sein kann. Diese Konzerte hat Her Tree oft besucht. Dahinter steckt das neue Projekt der Musikerin Alexandra Cumfe. Zwei Jahre lang hat sie sich Wälder angehört und aufgenommen. Alles, was ihr davon musikalisch interessant vorkam, hat sie gesamplet und bearbeitet, verfremdet. Heute veröffentlicht sie die bereits dritte Single des Wald-Projekts: »F U«. An sich schon ein guter Song, wird er noch besser, wenn man im Kopf behält, dass kein herkömmliches Instrument oder synthetischer Sound verwendet wird. Die Schwebefliege spielt mal den Bass, Holz übernimmt hie und da das Schlagzeug. Das wirft so viele Fragen auf – we need answers! Deswegen hat uns Alexandra vorab ein bisschen mehr zu ihrem ungewöhnlichen Projekt verraten.
Statt Instrumente oder synthetische Sounds zu verwenden, nimmst du alle deine Sounds im Wald auf, bearbeitest sie danach. Warum hast du dich gerade für die Klangvielfalt des Waldes als bestimmendes Paradigma entschieden?
Mein musikalisches Projekt Her Tree ist komplett natürlich und durch Zufall entstanden. Ich bin nur meiner Leidenschaft, dem Wandern, gefolgt. Da ich die Erlebnisse im Wald so schön fand, habe ich begonnen aufzunehmen. Nur um sie mir später nochmal anzuhören. Ohne etwas zu wollen. Dann habe ich zu Experimentieren und Basteln angefangen und aus einer Nicht-Idee wurde eine Idee, die immer größer wurde und sich weiterentwickelt hat. So hat sich mein Projekt komplett natürlich aus meinen Interessen ergeben.
Zwei Jahre lang hast du dir diverse Wälder in Österreich, Bayern, Slowenien und sogar Thailand angehört. Wie unterscheiden sich verschiedene Wälder in ihrem Klang?
Die europäischen Wälder klingen sehr ähnlich. Für meine Ohren zumindest. Aber ich kann sagen dass die Grillen in Thailand definitiv einen anderen Groove haben und natürlich auch die Vogelwelt komplett anders klingt und vielfältiger ist.
Hast du einen Lieblings-Wald-Sound, den du öfter verwendest als andere?
Ja, ich versuche so viele Vögel einzusetzen, wie geht. Zum Aufnehmen sind Vögel eine große Herausforderung, da sie im Wald nie sehr nah herkommen. Da braucht man einen langen Atem und viel Geduld. Deshalb freut es mich umso mehr, wenn es mal klappt.
Deine neue Single heißt »F U«. Geht es da eher um Naturschutz oder Schutz des freien Musikschaffens?
🙂 Naturschutz ist mir natürlich sehr wichtig. Aber in diesem Song geht es um letzteres. In der Musikindustrie wird einem viel eingeredet. Wie man sein sollte, was man machen sollte, wie man die Songs schreiben sollte, um sie ins Radio zu kriegen und Entscheidungen werden immer nach Profit getroffen.
Und das finde ich oberflächlich. Mir ist es wichtig, dass man mutig ist, man selber bleibt und deshalb halte ich nichts von diesen Regeln. Nur so kann Neues geschaffen werden. Ansonsten gibt es nur Kopien von Kopien.
Her Tree hat heute ihre dritte Single »F U« veröffentlicht. Im Mai wurde ihr in Salzburg der Hubert-von-Goisern-Kulturpreis verliehen.