Wenn aus ganz Europa Musikbegeisterte nach Ljubljana pilgern, dann ist wieder Ment. Das Showcase-Festival in der slowenischen Hauptstadt erfreut sich eines hervorragenden Rufs – dem auch heuer wieder zahlreiche österreichische BranchenvertreterInnen gefolgt sind. Wir haben sie gefragt, welche der vertretenen Acts sie heuer besonders begeistert haben.
Hannes Tschürtz, Ink Music
Das Ment Festival geht hartnäckig und tief in die Nische und bleibt dabei immer spannend und hochwertig programmiert. Das ergibt jedes Jahr echte Überraschungsmomente mit Bands, bei denen man eher unabsichtlich hineinstolpert, dann aber nicht mehr gehen mag. Das war bei mir heuer etwa bei der französischen Band Slift so. Breitflächiger Noise-Rock mit viel Endorphin, herrlich!
Meli Posch, Pro Event Team für Wien GmbH / Donauinselfest
Mein erstes Mal am Ment, und in großer Vorfreude hatte ich am Weg zum Festival gar nicht wenig an Favoriten markiert. In der Kürze zusammengefasst gab es aber zwei Überraschungen: 52 Hertz Whale – ein Act aus Bratislava (Slowakei), der mit wunderbar bodenständigem, ganz grundsätzlichem Punkrock (teilweise ins Progressive gehend, aber die Melodie nicht vernachlässigend) überraschte. Sowie Solo Ansamblis: elektronisch, pur, klar und doch sehr anders – ein Act aus Vilnius (Litauen), den ich absolut empfehle!
Stefan Weinöhrl, Waves Vienna
Nach der famosen Show der weißrussischen Band Molchat Doma am Eurosonic Noorderslaag wollte ich mir natürlich auch ihren Auftritt am Ment nicht entgehen lassen. Ab der ersten Minute haben es die drei Herren aus Minsk geschafft, das musikaffine Publikum auf ihre Seite zu ziehen – und das ist auf Showcase Festivals bekanntlich nicht einfach. Wegen der großen Anzahl an interessanten Acts, nimmt man sich oft nur wenige Minuten, bis man zur nächsten Bühne weiterzieht. Nicht hier, man ist gekommen, um zu bleiben.
Shilla Strelka, Mica – Music Austria
Durch Zufall in die Venue gestolpert, dafür gleich hypnotisiert: Die russische Band Gnoomes überrascht mit krautig-euphorischen Gitarren, kosmischem Synth, treibenden Drums und abgeklärten Vocals und also Psychedelic Rock vom Feinsten. Die stilsicheren Nummern werden von euphorischen Melodien getragen, vorgetragen mit einer unangestrengten Coolness, dazu gibt es abstrakt-flirrende Projektionen. Ein untypischer Showcase-Act, der schon alleine deshalb begeistert hat.
Dominik Uhl, Noise Appeal Records
Ein wirkliches, mich vollkommen wegblasendes Highlight hatte ich auf dem diesjährigen Ment nicht. Das muss nicht zwangsweise an den aufgetretenen KünstlerInnen liegen – mehr daran, dass ich eher wenige Bands gesehen habe. Für einige Stücke konnten mich All Strings Detached aus Slowenien fesseln. Das war schon sehr beeindruckend, allerdings hat mir mit der Zeit etwas die Dynamik im Set gefehlt. Definitiv in positiver Erinnerung werden mir Eugenia Post Meridiem aus Italien bleiben. Sie hatten den Slot auf der kleinen Bühne in der Orto Bar vor My Ugly Clementine: Trotz anhaltender Soundprobleme (generell ein Thema in der Orto Bar) haben die vier jungen ItalienerInnen eine Spielfreude an den Tag gelegt, die ich dieser Tage oft vermisse. Eigener Stil, tanzbar, ins Ohr gehend, spannend – konnte man auch an den ZuseherInnen sehen, die, nachdem sie den Weg in die Venue gefunden hatten, diese nicht mehr verließen. Zum Schluss war es richtig voll. Zu Recht!
Bernadette Karner, Rhythm & Clues 77
Das Ment gehört für mich zu jenen Festivals, die es verstehen, nicht nur einzelne musikalische Highlights abzuliefern, sondern die auch nicht zuletzt durch die Bühnenwahl – die Nutzung des touristischen Burgareals und des Metelkova-Geländes – den unvoreingenommenen Entdeckungswillen anstacheln. Insofern fällt es schwer, lediglich einen Namen zu nennen – allein die Festivalhauptschauplätze waren für mich schon Highlights. Zur Musik: Bei meinen bisherigen Besuchen haben mich vor allem Bands aus Russland und Weißrussland wie Shortparis, Glintshake oder Super Besse begeistert, was in diesem Jahr dann meine Erwartungen an Gnoomes wachsen ließ. Ja, die gestellten Erwartungen wurden trotz anfänglicher Amp-Probleme eingelöst, allerdings habe ich auch eine Schwäche für Psychedelic/Krautrock. Und Postpunk, wodurch klar war, dass ich mir Neighbours Burning Neighbours keinesfalls entgehen lassen durfte, auch (oder gerade) weil ich die Band aus Rotterdam schon vor Monaten durch einen Auftritt in Wien kennengelernt hatte. Im Vergleich dazu waren sie im Metelkova noch druckvoller. Prädikat Liveband.
Bernhard Scheiblauer, Medienmanufaktur Wien
Für mich hat es echt mehrere Highlights gegeben. Am Donnerstag zum Beispiel waren wir zu viert unterwegs, die Alicia-Edelweiss-Band und ich. In der Metelkova. Wir waren noch ganz energiegeladen von ihrem Konzert und in guter Ausgehstimmung. Dann kommen wir in dieses Squat-ähnliche Areal mit bunt gefliesten Wänden, mehr Graffiti als Putz, Skulpturen und allgemein freistaatlicher Stimmung. Hier sind wir von Venue zu Venue gezogen. In der Menza pri koritu haben wir noch die letzte Nummer von Ottone Pesante gesehen – mitreißend. Dann rüber in den Klub Gromka, zu Neighbours Burning Neighbours. Faszinierend! So stilvoll. Coole Frontfrauen, die richtig »anschieben«. Und die Drums nicht frontal, sondern leicht seitlich und gedreht – das hat alles ineinandergepasst. Tolle Musik; hab mir auch gleich eine Single gekauft vor Ort. Dann zu Black Country, New Road in den Gala-Hala-Club. Das war unverhofft super – die Lines von Saxophon und Geige zusammen waren sehr hypnotisierend und der Sänger war voll von so einer schönen britischen Dunkelheit. Und wir so: »Cool, dass es so viel gute Musik gibt.« Anschließend hab ich am Nachthimmel den Sirius gesehen, den ich zuvor in Wien vergeblich gesucht hatte … Ich mag Ljubljana sehr und in Kombination mit netten Leuten und guter Musik waren das wunderbare Tage.
Das Ment Festival in Ljubljana fand heuer von 5. bis 7. Februar statt.