Schlaflosigkeit ist in seinem Zeitaufwand ein zeitloses Thema für die Musik. Das Wiener Duo Atzur gibt diesem Sujet eine Ebene der Verbundenheit mit einem anmutigen Wesen, dem es in dem Moment genauso geht: dem Hund.
Wer bei jenem illustren Einleitungsabsatz daran dachte, diese Geschichte im folgenden Musikvideo visuell vorgeführt zu bekommen, wird nun kurzzeitig enttäuscht sein. Doch: Atzur erzählen vom Hund, der bellt, statt zu schlafen, und der eigenen solidarischen Insomnia in klar offerrierten Lyrics, die im selbstgemachten Musikvideo eher atmosphärisch begleitet werden. Patricia und Paul montieren Aufnahmen, die sie mit einer Canon Legria HF M31 und zwei alten Smartphones gemacht haben, und dazu passendes Found Footage aneinander – ein Spiegel der schnellen Gedankensprünge, die ein schlafloses Gehirn in Rekordzeit hinlegen kann. Das alles im Sommerfarbenspektrum, und wir können allein vor lauter Vorfreude aufs Draußensitzen nicht mehr schlafen.
»Canine«, eine dringliche Nummer im Spiel zwischen Konsonanz und Dissonanz, zeigt die Kernkompetenz von Atzur: mit minimalistischem Set-up und Tiefgründigkeit gegen Ironie und Oberflächlichkeit anspielen. Sich trauen zu fühlen und sich trauen zu bellen – auch wenn es mitten in der Nacht ist.
»Canine« ist Atzurs zweite Single nach ihrer Debüt-EP »Flesh Blood Bones«, die 2019 bei Seayou Records erschienen ist. Ein erstes Album ist unterwegs. Live kann man das Duo das nächste Mal am 27. März in Hallein sehen.