»Womb« wirkt mehr wie eine Sammlung von Stimmungen und Ideen als wie ein durchkonzipiertes Album. Das macht es zu einem intimen Hörerlebnis mit Mitfühlgarantie.
Wird man für Wortspiele mit den Namen von KünstlerInnen eigentlich immer noch verteufelt? Egal – Wandl-bar muss drin sein. Der gebürtige St. Pöltener, der quasi beim und mit dem Musikmachen groß geworden ist, beschert uns ein Album, das ein neues Zeitalter der Kurzweiligkeit markiert. Denn »Womb« kommt daher wie ein heimliches Stöbern in Wandls musikalischem Notizenordner. Stellenweise fragt man sich beim Durchhören, ob da nicht die eine oder andere halbfertige Nummer durchgerutscht ist, an anderen Stellen besteht ein Track dann wieder aus zwei quasi eigenständigen Stücken.
Dieser zerfaserte Charakter macht neben aller Verwirrung allerdings auch die Spannung des neun Tracks umfassenden Tonträgers aus. Wandl spielt damit in der Topliga der Aufmerksamkeitsökonomie, ohne dass dabei direkt eine aggressive Hook aus den Boxen geballert wird, bevor überhaupt so etwas wie ein Beat zu erahnen ist. So schnell, wie man abgeholt wird, ist es dann aber auch fast wieder vorbei. Die Tracks dauern im Durchschnitt nämlich gerade mal drei Minuten. Lasst einfach die ungeschickteste Person in eurem FreundInnenkreis den CBD-Ofen rollen, dann könnt ihr währenddessen locker das gesamte Album durchhören.
Das kurze Vergnügen ist dafür ein zufriedenstellendes. Soulige Lo-Fi-Ami-Type-Beats treffen auf Wandls charakteristischen, Reverb-geschwängerten Gesang. Außerdem strahlt die Platte eine gewisse Unangepasstheit aus, die sich in der teils stark stromlinienförmigen Popkultur immer schwerer finden lässt. Immerhin ist es alleine schon eine Leistung, das allseits bekannte und nicht minder nervige Hip-Hop-Airhorn so als Instrument zu verwenden, dass es nicht den gesamten Hörgenuss zerbröseln lässt. Wandl meistert auf »Womb« die Unkonvention. Und auch wenn die Texte teilweise schwere Themen transportieren, passiert das auf die bekömmliche Art. »Womb« ist jedenfalls ein Part von Wandls Diskografie, den man sich ruhig öfter hintereinander genehmigen kann – und auch sollte, will man alle Details aufschnappen.
»Womb«, die neue LP von Wandl, erscheint am 2. Oktober auf Affine Records.