Wenn ein käferartiges Wesen hilflos seinem Ende entgegenleidet und der Wiener Musiker Grank Bankrott dazu von innerer Vereisung singt, kann das durchaus eine gute Sache sein. Das Video zu »Woanders« erbringt den Beweis.
Es ist Nacht in diesem Video, man könnte auch sagen: finster. Eine Person in käferartiger Maskierung stakst zögerlich über eine Fußgängerüberführung. Aus ihrer Stirn ragen Fühler aus Plastikschläuchen, die den Kopf dieses eigentümlichen Wesens – samt kantigem Beißwerkzeug – herzförmig einrahmen. Ein Sturz. Der »Käfer« liegt rücklings auf dem Boden, hilflos.
»Wenn ich woanders wär / Wär es genauso schwer / Egal, wo ich auch bin / Ohne dich macht’s keinen Sinn«, singt Florian Tremmel alias Gran Bankrott dazu. Parallel sehen wir unseren Käfer immer wieder bei sich zu Hause – er kocht, bügelt, sieht fern und liest (eine Zeitschrift namens Vaczine).
Tremmel präsentierte uns schon auf seinem letzten Album, mit dem er den Namenswechsel von Gran zu Gran Bankrott und von der englischen zur deutschen Sprache vollzog, »die Tristesse der vom Turbokapitalismus ausgespuckten VerliererInnen«. Im Geiste von Dark Wave und Post-Punk inszenierte er eine Unterkühlung, die verstärkt auch in unserer Gesellschaft Platz greift.
Das Schwarz-Weiß von David Višnjićs Video zu »Woanders«, das künstliche Licht, die Betonästhetik und die Eigenheimtristesse fügen sich bestens in diesen Kosmos. Der Song handelt dabei von innerer Vereisung, von Ziellosigkeit und vom Verlorensein, dazu ein „ohne dich“, das eine abhandengekommene Liebe vermuten lässt. Im Privaten wie ganz allgemein gilt: Der Grat zwischen schauriger Dystopie und trauriger Realität ist ein schmaler.
»Woanders« von Gran Bankrott ist bei Numavi Records erschienen.