Kaffeesatzlesen aus den Byte-Trümmern der Zukunft. Electronic Task Force bringt News aus Techno, Bass, Beats, House und der elektronischen Avantgarde. Obacht!
Die Electronic Task Force geht auf Reise, von Wien aus nach Linz, München, Berlin und schließlich einmal um den ganzen Globus, im hauseigenen Weltraumgleiter versteht sich. Um am Ende wieder in Wien zu landen. Von Opas und neuen Helden. Mit Youtube-Playlist.
Wien, Linz
Die Trackshittaz sind mehrmals für den Amadeus nominiert. Noch besser: Elektro Guzzi auch, und das gleich in mehreren Kategorien, nämlich als Live-Kapelle und mit ihrem Album „Parquet“. Gewinnen wird natürlich Goisern oder Gabalier, weil sich die Neuronen-Rocker mit Ja, Panik gegenseitig die Schlaumeier-Stimmen kannibalisieren werden.
Left Boy hat nicht nur in Windeseile das Wiener WUK ganz ohne offiziellen Release ausverkauft, sondern mittlerweile über eine Million Klicks auf Youtube. Sogar die „Women – Magazin für Glamour und Diskurs“ hat über den linkischen Boy berichtet. Für Wunderkindalarmglocken ist er mit 23 Jahren zum Glück schon zu alt.
Und Parov Stelar bringt ein neues Album heraus. Ja, der wird bereits heftig von internationalen Agenturen angepriesen. Beim Colors Of Ostrava wird er als Co-Healiner mit Björk, den Flaming Lips und Antony And The Johnsons angekündigt. Da darf sich langsam auch am Leberkäs-Äquator durchsprechen, dass das ein mächtiges Album werden wird und den Status von Parov Stelar als quantitativ bedeutendster Musiker Österreichs untermauern wird.
München
Mit John Talabots "Fin" (Permanent Vacation) sind wir richtig gelegen. Pitchfork lobt ihn in den Himmel, die Lobpreisungen gehen im Guardian, auf Resident Advisor, XLR8R oder dem Fact Magazine weiter. Wieder wiederholen uns lieber einmal zu oft: Eine der großen Platten diesen Jahres.
Und damit willkommen bei den alten Meistern: Robert Owens zum Beispiel. Dessen Stimme wird einfach nicht müde, sondern gewinnt mindestens aus Ausdruck und Subtilität, was sie an Flexibilität verlieren mag. Siehe etwa Mercurys "Candelight EP" auf Gomma (VÖ 3.2. 2012).
Köln
Obwohl in der ETForce schon einmal angekündigt, noch einmal mit Nachdruck: Eigentlich immer einen Klick wert ist jedes einzelne neue Sound-Bit von Wolfgang Voigt. Gemeinsam mit Jörg Burger aka The Modernist macht er unter dem Namen Mohn Blade Runner-Miniaturen. Was natürlich nur total falsch sein kann, denn an konzeptuellen Überbau, der alles ganz schlimm komplizierter macht, hat es noch keinem Voigt-Projekt gefehlt ("Mohn", Kompakt, VÖ: 23.4. 2012).
Berlin
Sascha Funke minimalisiert, aber anders als man das denken könnte. Gemeinsam mit seiner Frau Julienne Dessange setzt er als Saschienne auf technoide Pop-Momente kleine, aber effektive Soundtupfer. Der Track „Unknown“ ist dabei nicht unbedingt der repräsentativste Track. „Kopfauge“ zeigt schon eher wie viel ein einzelner Ton auf dem Xylophon bedeuten kann (Kompakt: VÖ 26.3. 2012)
Dark Space
Ganz aus dem Nirgendwo kommt dann noch Dubstep-Ur-Ur-Ur-Vatter Burial. Wisst ihr, es gab eine Zeit, da galt Dubstep als der kleine Bruder von Grime. Das ist verdammt lang her. Burials „Untrue“ versetzte das Genre um mindestens drei Dimensionen in höhere Sphären der Klang-Metaphysik ("Kindred EP", Hyperdub, VÖ: 12.2. 2012).
Addison Groove geht es dagegen etwas körperlicher an: „Uh, that pussy“, „fuck!“ und „Gimme that“ sagen seine schmeichlerischen Sample-Waffen, die zu dystopischen Säbelzahn-Beats verbrecherisch gut eingesetzt werden ("Transistor Rhythm", 50 Weapons, VÖ 30.3. 2012).
Ein letztes Mal die Opa-Keule: X-Press 2. „The House Of X-Press 2“ präsentiert die Dance-Underground-Helden der frühen Neunziger auf erstaunlich zeitgemäßem Niveau, auch wenn einige Tracks deutlich abfallen (Skint, VÖ 23.1. 2012)
Nur Clark rangiert da irgendwo dazwischen und kündigt via Warp ein neues Album an. Dicht, nervös, aufgebrochen – so ist zumindest der Vorbote „Com Touch“ ausgefallen (Warp, VÖ 30.3. 2012).
More Space
Und abschließend Neues aus der Lokalpolitik: Jetzt ist es endlich raus warum das Roxy schließen muss: eine saftige Mietpreiserhöhung hätte den Laden nicht mehr rentabel gemacht. Der komplett neue Bunkerfloor der Pratersauna ist neuer Hauptfloor. In your face, Gerüchteküche! Und das mit sehr gemischten Gefühlen erwartete Chaya Fuera verschiebt seine Eröffnung schon wieder um ein paar Wochen. Dafür bekommt Mödling mit der Redbox ein optisch und inhaltlich rundum erneuertes Zentrum für Jugend und Clubkultur.
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