1.750 Einzelbilder, ein I-Phone und wahrscheinlich sehr viel Zeit – das hat Pieter Gabriel aka Sleep Sleep gebraucht, um das Video zu seiner aktuellen Single zu basteln. Das Ergebnis kann sich sehen – und hören – lassen.
»I-Phone, du hast mein Leben ruiniert und mein Schaffen komplexer gemacht. Das trifft es vermutlich am besten.« Der Wiener Musiker Pieter Gabriel, der unter dem Pseudonym Sleep Sleep seit über einem Jahrzehnt immer wieder mal musikalische Schönheiten zwischen Folk- und Dream-Pop in die Welt rausschickt, hat ein gespaltenes Verhältnis zu seinem Smartphone. Einerseits sei er durch dessen vielfältige Apps zu einem »aufmerksamkeitsdefizitären Zombie geworden, der kaum eine Minute ohne Akku und permanentes Pendeln zwischen Kochvideos, Spotify, Instagram und Co aushält«. Andererseits habe es ihm aber etwa auch die Möglichkeit geboten, »ein 1.750 Einzelbilder umfassendes Stop-Motion-Video in minutiöser Kleinstarbeit mithilfe einer 5-Euro-App in Eigenregie zu produzieren«.
Aus dem echten Leben
Im Video zu »Blue Hell« sind zehn Bilder pro Sekunde zu sehen – manche ausgeschnitten und handgelegt, einige aus dem echten Leben und andere wiederum einfach vom Bildschirm abfotografiert. »Selbstredend, dass dabei vieles gestohlen ist«, erläutert der Musiker per E-Mail. Das Augenzwinkern darf man sich dazudenken.
Nach »1979«, »One for the Road« und »The City« ist »Blue Hell« die bereits vierte Videoauskoppelung aus dem Mitte letzten Jahres erschienenen Longplayer »The Lost Art of Questioning Everything« – für Gabriel eine Art Gegenentwurf zum klassischen Break-up-Album: »Die darauf versammelten Songs sind im Verlauf einer zehnjährigen, von vielen ups and downs gekennzeichneten Beziehung entstanden und haben in ihnen zu popmusikalischer Form gefunden.«
»Blue Hell« im Speziellen sei ein sehr persönlicher Song »über eine unschöne Phase meines Lebens«. Um der Fantasie aber ein wenig Spielraum zu lassen, habe sich der Musiker entschieden, »beim Texten, mit kurzen, vermeintlich unzusammenhängenden und kalt klingenden Zeilen zu arbeiten, um stattdessen den letzten eineinhalb instrumentalen Minuten die Chance zu geben, die Emotionen ungefiltert auszudrücken«.
Das Album »The Lost Art of Questioning Everything« von Pieter Gabriel aka Sleep Sleep ist im Mai 2020 bei 19Eightyone Records erschienen.