Durchimpfungsraten, Inzidenzzahlen, Präventionskonzepte. Diese Begriffe schwirrten durch die von Barracuda Music organisierte Pressekonferenz rund um das Eintagesfestival Nova Rock Encore. Aber nicht nur. Welche langfristigen Perspektiven gibt es?
Barracuda Music ist einer der größten Konzertveranstalter Österreichs. Das von diesem veranstaltete Nova Rock Festival, welches ursprünglich im Juni hätte stattfinden sollen, wurde schon vor längerer Zeit für heuer abgesagt. Aktuell hält man jedoch an einem eintägigen Nova Rock Encore fest. Die Devise lautet: Das Festival wird stattfinden, mit wissenschaftlicher Betreuung und als Vorzeigeprojekt für kommende pandemische Schieflagen. Gemeinsam mit dem Public-Health Experten Hans-Peter Hutter wurde ein Präventionskonzept entwickelt, welches gesetzliche Vorgaben übertrifft. Es gilt die 2G-Regel, wobei nur PCR-Tests gelten, welche nicht wie üblich 72 Stunden, sondern nur 48 Stunden alt sein dürfen. Eine eigens für das Festival konzipierte App soll überdies eine rasche Zutrittsabwicklung ermöglichen und die Ballung von Menschenmassen verhindern.
»Kulturveranstaltungen und Events können pandemiefähig sein«, so Hutter. Dabei gilt es Events mit einem differenzierten Blick zu betrachten und nicht pauschal – als unkontrollierte »Superspreader«-Events – abzusagen. »Wir wollen Teil der Lösung sein, nicht Teil des Problems«, fasst Christoph Klingler von Eventim Austria zusammen.
Die Vergessenen
Oft wird in letzter Zeit über sie geredet: junge Menschen in der Pandemie. Mal in solidarischem, mal in vorwurfsvollem Ton. Zuletzt solidarisierte sich Gesundheitsminister Mückstein mit den jungen Menschen, dann wurde das Frequency Festival (ebenfalls eine Barracuda-Veranstaltung) abgesagt. Für viele unter 35-Jährige eine Enttäuschung und mal wieder eine Bestätigung für die aktuelle Unsicherheit politischer Entscheidungen.
Auch bei Veranstalter*innen herrscht große Verunsicherung. Weshalb Ewald Tatar, Geschäftsführer von Barracuda Music, die Bundesregierung auffordert, in Zusammenarbeit mit der Kulturbranche klare Richtlinien zu formulieren, um langfristige Planungssicherheit gewähren zu können. Dies wäre nicht nur im Sinne der Veranstaltenden, sondern auch im Sinne der Politik. 70 Prozent der Neuinfektionen betreffen Menschen unter 35 Jahren und genau in dieser Gruppe sind laut dem medizinischen Berater Herbert Weltler, der ebenfalls bei der Pressekonferenz sprach, nur 30 Prozent geimpft. Veranstaltungen könnten hierbei als Anreiz dienen, sich impfen zu lassen, um zukünftig wieder unkompliziert an Events teilnehmen zu können.
Und jetzt?
Aktuell heißt es wieder mal abwarten. Man möchte meinen, dass nach fast eineinhalb Jahren Pandemie eine gewisse Weitsicht möglich sein sollte. Im Endeffekt geht es hier ja nicht nur um Inzidenzzahlen, sondern auch darum, wie wir lernen, mit dem Coronavirus zu leben und gesellschaftliches Leben dabei nicht nur aus einer epidemiologischen Perspektive zu betrachten.
Noch eine Frage bleibt offen: Was macht das mit der Jugend- und Veranstaltungskultur, wenn sie pandemiebedingt nur noch mit strengen Auflagen stattfinden kann? »Jugendliche suchen den sozialen Kontakt, so entsteht nun einmal Jugendkultur«, so Weltler. Das ist unentbehrlich und für diesen sozialen Kontakt gilt es geschützte Räume zu ermöglichen, in denen Jugendkultur stattfinden kann.
Im Herbst und Winter werden keine Open-Air-Veranstaltungen mehr stattfinden können. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik bis dahin auf diesen Appell der Veranstalter*innen reagiert. Es zeigen sich aber immer wieder auch die Prioritäten der Politik: Events wie das Formel-1-Rennen durften mit 130.000 Zuschauer*innen stattfinden. Die Kulturbranche kann von vergleichbaren Großveranstaltungen aktuell nur träumen.
Das Nova Rock Encore findet heuer eintägig am 11. September 2021 im Stadion in Wiener Neustadt statt. Zu sehen sind u. a. Seiler und Speer, Parov Stelar sowie Maneskin.