»Silence!«, das 13. Studioalbum des Noise-Rock-Trios Bulbul, ist selbstverständlich alles andere als leise, aber dennoch feinst gearbeitet.
»Ich bin hier – und es gibt nichts zu sagen. Wenn unter Ihnen die sind, die irgendwo hingelangen möchten, sollen sie gehen, jederzeit. Was wir brauchen, ist Stille.« Das Press-Release zu Bulbuls neuer Platte eröffnen ein paar Zitate des Stille-Meisters John Cage, der ausdrücklich nicht Inspirationsgeber für das 13. Album des österreichischen Noise-Rock-Trios ist. Eigentlich naheliegend, denn viel Stille ist in den rund 49 Minuten nicht zu finden. Vielleicht bezieht sich diese Referenz auf die Abwesenheit von Bulbuls vokalem Teil, denn bis auf ein paar mikroskopische Ausnahmen befindet sich auf dem Album kein Gesang.
In kryptischer Noise-Manier
1996 erschien die erste LP von Bulbul, damals noch als Soloprojekt von Manfred »Raumschiff« Engelmayr, dessen Partie mittlerweile durch Roland Rathmair (Bass) und Didi Kern (Drums) komplettiert wird. Alle drei darf – besser: muss – man guten Gewissens als »umtriebig« bezeichnen. Die wissen, was sie tun. Und das hört man. Wo Produktionen mit Prä- oder Suffix »Noise« gut und gerne zum Matschen oder Übersteuern neigen, ist »Silence!«, dessen Tracklist in kryptischer Noise-Manier aus unterschiedlich langen Strichen besteht, knackig und klar. Verantwortlich dafür ist Nik Hummer. Ebenfalls einer, der weiß, was er tut.
Das Stück A2 – oder: »–––––––––––––––––––« (ja, abgezählt!) – erweckt etwa den Eindruck, als säße man zum Zuhören während der Aufnahme im Studio. Was zusätzlichen Eindruck hinterlässt, ist das Erscheinungsbild des Albums. Die 104. Katalognummer des Grazer Labels Rock Is Hell kommt wie gewohnt ausgefuchst und handgemacht daher. Für das siebgedruckte Artwork zeichnet Inga Hehn verantwortlich. Und weil auf einer 12-Inch-Vinyl bei ca. 40 Minuten Schluss ist, wurde in das Cover eine 7-Inch eingearbeitet, die man für C1 herauslösen muss. Grandios! Trotz aller Soundgewalt und DIY-Liebe ist »Silence!« allerdings doch eher eine Platte, die mehr Hintergrund-Ambience als Deep-Listening-Kandidatin ist. Soll heißen: Bulbul muss man sich live reinziehen, damit’s richtig wirkt.
Das Album »Silcence!« von Bulbul erscheint am 28. Februar 2023 bei Rock is Hell Records. Am selben Tag ist die Band im WUK in Wien live zu erleben.