Das soundgewordene Heilritual – Mala Herba mit »Wounded Healer«

Das zweite Album von Soundaktivistin Zosia Hołubowska setzt Kollektivierung gegen Vereinzelung ein. Und ist darin höchst effektiv.

© Filip Preis

Die Arbeit von Zosia Hołubowska aka Mala Herba (aus Polen, lebt in Wien) dreht sich schon seit Längerem um Heilung als künstlerische und aktivistische Praxis. »Queering Archives« heißt das in der Selbstbeschreibung. Aus einem dreijährigen Prozess sowie einer Vielzahl von Kollaborationen ging schließlich die multisensorische A/V-Performance »Wounded Healer« hervor – entwickelt in Zusammenarbeit mit Alma Bektas und Joanna Zabielska. Als weiterer Meilenstein steht nun der Release in digitaler Form und als Zine an.

Kollektive Heilung

Nach »Demonologia« aus 2021 ist »Wounded Healer« das zweite Album der Klangkünstlerin und Aktivistin Hołubowska. Der Archetyp der verwundeten Heiler*innen stammt aus der griechischen Mythologie, genauer aus der Geschichte des verwundeten, aber unsterblichen Kentauren Cheiron. Derzufolge bilden eigene Schmerz-, Trauma- und Heilerfahrungen jene Wissensbasis, aufgrund der anderen geholfen werden soll. Kollektivismus war der Ausgangspunkt auf dem Weg zum Album und wurde im Konzept entsprechend weitergeführt. Bei jedem Track kooperiert Mala Herba mit einer femme Klangkünstlerin. Etwa mit den lokalen Schreihälsen Enesi M. und Requiem, aber auch mit der Poetin Edka Jarząb und der Soundkünstlerin Aleksandra Słyż, beide aus Polen. Obwohl sie aus einem Guss sind, haben die zehn Nummern also alle ihren eigenen Klang.

Laut Begleittext soll »Wounded Healer« für den Dancefloor produziert sein, was bei den ersten Nummern noch etwas diffus rüberkommt. Die Drum-Patterns wirken teils aufgesetzt, die Kick geht im Mix unter. Mit der nötigen Wucht, wie bei »Chleb«, funktioniert es dann aber doch. Getragen wird das Album allerdings letztendlich von jenen Kompositionen, bei denen die vielschichtigen Texturen Mala Herbas ohne perkussive Ablenkungen wirken können. Bei »Wiły« und »Rusaleczki« ist man direkt versucht, einem Kult beizutreten. Jedenfalls wird dabei verständlich, wie das Artist-Statement gemeint ist: »Healing is political and can only exist in a community.«

Mala Herba »Wounded Healer« (Bild: Fed)

Das Album »Wounded Healer« von Mala Herba erscheint am 10. Oktober bei White Forest.

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