Das versucht die Protagonistin in Tobias Pichlers »Last«. Es ist die Geschichte einer Lkw-Fahrerin und ihrer Hündin, die sich im Gespräch mit einem empathischen Fremden auf einer Raststation entfaltet. »Last« ist neu in der Cinema Next Series kostenfrei zu streamen. Wir haben dem Filmemacher ein paar Fragen gestellt.
»Last« ist die nächste Veröffentlichung in der Cinema Next Series, die regelmäßig auf der Streamingplattform Kino VOD Club kostenlos spannende Filme von heimischen Filmtalenten präsentiert.
In deinen eigenen Worten: Worum geht es in »Last«?
Tobias Pichler: »Last« erzählt die Geschichte einer Lkw-Fahrerin und ihrer Hündin, die einen Kollegen auf einer Raststation kennenlernt. Am Anfang scheint ihre Begegnung nur flüchtig zu sein. Doch als sie sich wieder treffen, lernen sie sich besser kennen. Dabei wird der Lkw-Fahrerin klar, dass sie ihrem Kollegen mehr als nur ihr Vertrauen schenken möchte. Letztlich geht es im Film für mich darum, einen schmerzlichen Abschnitt im Leben zu überwinden und hinter sich zu lassen.
Das Drehbuch zu »Last« hast du selbst geschrieben. Wie ist dir die Idee zu diesem Film gekommen?
Mein Ausgangspunkt für diesen Film war vor allem der Ort, an dem diese Geschichte spielt. Die Atmosphäre von Raststationen hat mich schon immer fasziniert. Gerade für Lkw-Fahrer*innen, die während ihrer Arbeitszeit mehr oder weniger selbst wie eine Maschine funktionieren müssen, stellt die Raststation einen Ort dar, an dem sie wieder Mensch sein und ihren Bedürfnissen nachgehen können (und müssen). Außerdem sind Raststationen ständig im Wandel. Irgendwann hatte ich dann das Bild von einem Hund im Kopf, der auf einer Raststation zurückgelassen wurde – und daraus ist das Drehbuch entstanden.
Doris Hindinger und Rainer Doppler spielen großartig, tragen den Film und ihre Figuren. Wie hast du sie ausgesucht und wie war euer Prozess beim Dreh?
Rainer hatte ich schon während der Stoffentwicklung im Kopf. Ich bin ihm bei einem Theaterstück einmal zufällig begegnet und habe mich dann beim Schreiben sofort an ihn erinnert. Für die Lkw-Fahrerin hatte ich eigentlich an Karola Niederhuber gedacht, die nur wenige Tage vor Drehbeginn coronabedingt ausgefallen ist und mir Doris empfohlen hat – wofür ich ihr sehr dankbar bin. Doris und Rainer habe ich dann gemeinsam vor dem Dreh getroffen, um das Buch zu besprechen. Beim Dreh selbst ging es nur mehr darum, die Szenen in den Kasten zu bekommen. Was auf so einer Raststation leider alles andere als einfach ist.
Der dritte Hauptdarsteller des Films ist ein Hund. Hast du zum ersten Mal mit einem Tier gedreht und wie war diese Erfahrung für dich? Gab es für die Rolle ein Casting und eine*n Hundetrainer*in am Set?
Im szenischen Kontext war es meine erste Arbeit mit einem Tier. Für ein Musikvideo habe ich einmal mit einem Pferd gedreht, das mit der Künstlerin am Rücken durch einen Festsaal gehen musste. Wie man sich denken kann, ganz unterschiedliche Ansprüche und Erfahrungen. Die Arbeit mit unserer Hündin Georgia war sehr angenehm und unkompliziert. Nachdem ich auch hier schon im Schreibprozess wusste, dass ich mit dem Hund meiner Schwiegermutter drehen werde, habe ich darauf geachtet, keine komplizierten Szenen zu schreiben, die mit einem »Nicht-Filmhund« lange dauern könnten. Beim Dreh wurde Georgia dann von meiner Partnerin und Dramaturgin Emily Richards betreut und mit Leckerlis versorgt. Für Georgia war der Film ein ziemlicher Karriereboost. Erst vor Kurzem wurde sie wieder für Dreharbeiten besetzt. Sie liebt das Rampenlicht.
Gab es Momente beim Dreh, die besonders herausfordernd waren?
Wie bereits angedeutet, waren unsere beiden Drehtage auf der Raststation nicht sehr angenehm. Neben niedrigen Temperaturen war es vor allem aufgrund der dortigen Geräuschkulisse und starken Fluktuation der Lkws sehr schwierig in Ruhe zu drehen. Wir hatten zwar eine Drehgenehmigung für die Raststation, aber nicht das notwendige Budget, um diese zu sperren. Trotzdem bin ich sehr froh, dass wir es geschafft haben, den Film dort zu drehen, weil der Ort sehr viel zur Atmosphäre des Films beiträgt. An der Stelle ein ganz besonderes Dankeschön an alle Beteiligten für ihren Einsatz und die Geduld!
Du bist bekannt für tolle Musikvideos – unter anderem für Filous und The Kooks. Sind Herangehensweise und Stil hier völlig anders? Oder haben sie deinen Kurzfilm beeinflusst?
Natürlich gibt es Überschneidungen zwischen Musikvideos und Kurzspielfilmen. Vor allem, was die Arbeitsabläufe und Kommunikation am Set beziehungsweise die Vorbereitung betrifft, waren die Erfahrungen von den Musikvideos sehr hilfreich. Drehbücher habe ich für meine Musikvideos aber nie geschrieben und auch die Arbeit mit Schauspieler*innen war etwas Neues für mich. Mit diesem Film wollte ich mich bewusst filmisch weiterentwickeln und eine neue Form der Erzählung entdecken.
Das ist dir auf jeden Fall gelungen – »Last« wurde direkt beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern, den Vienna Shorts und der Diagonale ’23 gezeigt. Was kommt für dich als Nächstes?
Ich befinde mich gerade in den frühen Vorbereitungen für meinen nächsten Kurzspielfilm. Eine Geschichte rund um eine Baustelle für ein Pumpspeicherkraftwerk in Tirol, ganz in der Nähe von dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Ich hoffe, es gelingt uns, den Film zu finanzieren.
Eine Interview-Reihe in Kooperation mit Cinema Next – Junger Film aus Österreich.