In »À mes côtés« erzählt Regisseur Eric Weglehner eine Beziehungsgeschichte in Paris, die nah am Leben geschrieben ist. Der Kurzfilm feierte 2024 seine Premiere beim Filmfestival Max Ophüls Preis, nun ist er in der Cinema Next Series kostenfrei zu streamen. Im Interview gibt uns der Filmemacher einen Einblick in die besondere Entstehungsgeschichte seines Films.
»À mes côtés« ist die nächste Veröffentlichung in der Cinema Next Series, die regelmäßig auf der Streamingplattform Kino VOD Club kostenlos spannende Filme von heimischen Filmtalenten präsentiert.
In deinen eigenen Worten: Worum geht es in »À mes côtés«?
Eric Weglehner: Der Film handelt vom Umgang beziehungsweise von den unterschiedlichen emotionalen Reaktionen zweier Menschen auf ein einschneidendes Lebensereignis in ihrer Beziehung. Von den Verletzungen, die sie sich zufügen beziehungsweise zugefügt haben. Vom Loslassen einer geliebten Person oder Beziehung sowie von der Möglichkeit, dadurch wieder aufeinander zugehen zu können.
Du bist in Linz geboren worden, lebst in Wien und studierst aktuell Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg. Wie kam es dazu, dass du den Film in Paris gedreht hast?
In der Recherchephase zum Drehbuch lernte ich in einem Wiener Kaffee zufällig Chiara kennen, die zwar in Paris lebt, aber auf Urlaub in Wien war. Ich sprach sie an, wir tauschten Nummern aus und ich bat sie um Feedback zu meinem Stoff. Während unseres Austauschs kam mir die Idee, Chiara zu besetzen. Als sie zustimmte, die Hauptrolle zu übernehmen, verlegten wir die Geschichte nach Paris und begannen mit der gemeinsamen Weiterentwicklung der Idee.
Die Dialoge im Film wirken sehr authentisch. Das Drehbuch hast du gemeinsam mit den Hauptdarsteller*innen des Films, Chiara Kahn und Phillipp Laabmayr, geschrieben. Kannst du uns einen Einblick in euren Prozess geben?
In der Stoffentwicklung machten wir über ein paar Monate hinweg wöchentlich Videocalls und entwickelten die Geschichte Schritt für Schritt. Im Drehbuch hielt ich schließlich die zentralen Dialogsätze in den Szenen fest. Bei den Proben und bei der Inszenierung am Set arbeiteten wir dann basierend auf diesen Sätzen mit sehr viel Freiraum und Improvisation.
Und woher kam die Inspiration, diese Geschichte zu erzählen?
Der erste Ausgangspunkt war inspiriert von meinem damaligen Nebenberuf als Assistent für Menschen mit Behinderung. Die in dieser Arbeit gemachten Erlebnisse und erfahrenen Lebensgeschichten kombinierte ich mit den bei mir immer wiederkehrenden thematischen Schwerpunkten: Liebe, Beziehungen und seelische Konflikte.
Die Authentizität ist natürlich auch dem tollen Schauspiel der Protagonist*innen geschuldet. Selbst in den Szenen, in denen hauptsächlich geschwiegen wird, fühlt es sich so an, als würde viel gesagt werden. Über das Kennenlernen mit Chiara hast du ja schon ein wenig erzählt. Wie verlief der weitere Castingprozess?
Die Entscheidung, Chiara zu fragen, die Hauptrolle zu übernehmen, kam natürlich über unser zufälliges Kennenlernen in Wien zustande. Als ich ein Onlineinterview mit ihr zu ihrer aktivistischen Tätigkeit sah, fiel mir Chiaras pure, durchlässige und charismatische Präsenz vor der Kamera auf. Daraufhin entschied ich mich, die Hauptrolle mit ihr als Laiendarstellerin besetzen zu wollen. Phillipp hatte zuvor schon in zwei Kurzfilmen von mir mitgespielt und lebte zum Produktionszeitraum gerade in Paris. Benicia habe ich dann über Schauspielagenturen in Paris gefunden und online gecastet.
Auch die besondere Kameraarbeit von Dominik Mayer soll hier nicht unerwähnt bleiben. Kannst du uns etwas zu eurem Konzept erzählen?
Der wesentlichste Aspekt der Kameraarbeit war, die Geschichte unserer Hauptfigur ausschließlich von ihrer Augenhöhe aus zu erzählen. Darüber hinaus strebten wir einen naturalistischen Stil an, in dem die Zuseher*innen – mittels einer unmittelbar wirkenden Handkamera – als situative Beobachter*innen agieren.
»À mes côtés« feierte seine erfolgreiche Premiere Anfang 2024 beim Filmfestival Max Ophüls Preis, das sich schon bald wieder nähert. Hast du bereits ein neues Projekt, von dem du uns erzählen kannst?
Ich arbeite gerade an der Fertigstellung meines neuen Kurzfilms »Alles aus Liebe«, der im Zuge meines Studiums an der Filmakademie Baden-Württemberg in Koproduktion mit dem SWR entsteht. Das Thema ist eine narzisstisch geprägte emotionale Abhängigkeitsbeziehung zwischen Mutter und Sohn. Der Film spielt über den Verlauf einer Nacht in einem Pferdestall. Weiters beginnt nun die intensive Auseinandersetzung mit meinem als Diplom angedachten Spielfilmstoff »De l’arrivée«. Der Film versteht sich als inhaltliches Folgeprojekt meiner beiden vorausgegangenen Kurzfilme »À mes côtés« sowie »Alles aus Liebe« und beschäftigt sich erneut mit narzisstisch geprägten Beziehungsstrukturen sowie dem inneren Nachhausekommen.
Eine Interviewreihe in Kooperation mit Cinema Next – Junger Film aus Österreich.