Wie uns die „Stop ACTA-Bewegung“ gezeigt hat, ist die Welt des World Wide Web alles andere als sicher. Hinter verschlossenen Türen werden Gesetze formuliert, die die Privatsphäre im Netz gefährden. Das Künstlerduo Michael Adensamer und Bernd Grubmann wollen mit ihrer „Laptop Youporn“-Installation auf die immer kleiner werdende Durchschaubarkeit im Umgang mit dem Internet aufmerksam machen.
Wer lebt heute noch ohne? Wer kann überhaupt ohne? Oder wer ist nicht schon längst süchtig danach? Dem Internet. Eine Generation hat es erfunden, eine wächst damit auf, und die nächste hat bereits als Säugling ein Social Network-Account. Dieser Säugling wird sein blaues Wunder erleben, sollte er eines Tages Präsident werden wollen. Bis dahin könnte sich im Netz nämlich das ein oder andere schlüpfrige Detail verfangen.
Kunst : Tabu : Bruch – Spiel mit Grenzen und Tabus. So heißt die Ausstellung der Angewandten, in der Studenten des Lehrveranstaltungszyklus 2010 bis 2012 von Hubert Christian Ehalt, neben Größen wie Valie Export oder Peter Weibel, ihre Werke präsentieren. „Das T.R.U.D.L-System“ (T.R.U.D.L., ital. für tutti roboti unificato dio legato – Adensamer und Grubmann) setzt sich mit dem Thema in seiner „Laptop Youporn“-Installation auseinander.
Laptop Youporn
Genauso wie die zwei Künstler Adensamer und Grubmann mit ihrer Arbeit Vergangenheit und Gegenwart ineinander verschmelzen lassen, wird die physikalische Realität mit der virtuellen Realität verflochten. Das Phänomen Internet wird so mit dem aus der Vergangenheit stammende Massenmedium Holzschnitt ersetzt. Ein spiegelverkehrter Screenshot der Internetseite youporn.com wurde in eine Holzplatte geschnitzt. In die zweite Holzplatte wurden Hervorhebungen so bearbeitet, dass sie letztendlich eine Tastatur darstellen.
30 limitierte Drucke des Screenshots können neben dem originalen Laptop (Holzschnitt) und dem Papier Laptop gekauft werden. Die Papiervariante ist das Pendant zum stabilen Holz. Es ist aus sehr zerbrechlichem Chinapapier, das in einem Holzrahmen aufgespannt ist. Es vermittelt die Sehnsucht nach Stabilem und Angreifbarem in der digitalen Welt.
Holz vs Papier
Es stehen sich also zwei Welten gegenüber. Eine aus Holz und eine aus Papier. Eine spiegelverkehrt und eine zurechtgerückt. Social Networks verführen uns zum Exhibitionismus, aber im selben Moment gehen wir auf die Straßen und demonstrieren mit Stop ACTA gegen die Überwachung. Wie wird sich unsere Netzkultur demnach in den nächsten Jahren entwickeln? „Wir haben keine Antwort, wir wollen die Fragen weiter geben, die uns beschäftigen“, sagt Das T.R.U.D.L.-System.
Die Ausstellung "Kunst : Tabu : Bruch" findet vom 21. März bis 29. April 2012 im Palais Palffy statt.
Fotos by Adensamer und Grubmann
