Das Leben bevor es aufhört

In seinem neuen Film "Hin & Weg" spielt Florian David Fitz einen ALS-erkrankten Mann, der mit seinen Freunden seine letzte Reise antritt. Wir reden mit ihm mal nicht darüber, dass er so heiß ist und wie er zur Liebe steht, sondern über seinen toten Hund und sein Ego.

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Im Film "Hin & Weg" spielst du Hannes, einen ALS-erkrankten Mann. Gibt es einen Zusammenhang mit der viralen "Ice-Bucket-Challenge"?

Fitz: Ja, ich persönlich habe Bill Gates angerufen und ihm gesagt: "Es wäre eine gute Idee das jetzt zu machen." Nee, das ist Zufall und der Grund warum ich zu einem Zeitpunkt daran teilgenommen habe, bei dem ich dachte, es ist schon vorbei.

Ich war so hin und her gerissen bis ich im Deutschlandfunk gehört habe, dass tatsächlich so viel Geld bei den ALS-Stiftungen eingegangen ist, dass ich dachte: Ist doch scheißegal, ob das jetzt hedonistisch ist oder was auch immer. Rein praktisch hilft es, also: Mach einfach.

Hast du dich vorher schon mit ALS auseinandergesetzt?

Ich kannte es nur von Stephen Hawking, bei dem die Verlaufsform eine besondere ist, weil es früh angefangen hat (im Alter von 21 Jahren, Anm.) und nur langsam voranschreitet. Sonst trifft es die Leute später, meistens mit 30 Jahren, und viele davon sind auch sehr sportlich.

Hannes reist mit seinen Freunden per Rad nach Belgien, um dort Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Was hältst du davon?

Es geht ja nicht primär um Sterbehilfe, sondern darum, was diese Entscheidung mit diesem Freundeskreis macht und wie man es schafft gut rüber zu kommen. Und das macht das Thema so stark. Ich kenne niemanden, den der Film kalt lässt, aber viele haben Berührungsangst, wenn es ums Sterben geht. Aussparen können wir es auch nicht richtig. Der Film versucht aber natürlich, soweit er es kann, es auf eine unterhaltsame Art zu machen.

Aber was hältst du von Sterbehilfe?

Es gibt schon Leute, die Widerstand dagegen haben und sagen: Das darf man erst, wenn ich wirklich sehe, dass er schon auf der Barre reingetragen wird. Weil es den Leuten dann leichter fällt. Aber ich finde gerade diese Frage spannend: Darf man das? Das ist auch die Frage im Film: Wird es dadurch besser, wenn ich mein Leben verlängere? Also ist die Länge schon per se ein Wert? Loslassen muss man doch sowieso mal. Das ist das, was mich im Herzen erreicht hat von Anfang an und der Grund warum ich den Film unbedingt machen wollte.

In einem Interview sagtest du, du wolltest den Film deswegen machen, weil dein aktuelles Drehbuch mit dem Thema Sterben zu tun hat.

Zuerst hatte ich genau deswegen meine Zweifel. Und dann ist auch noch mein Hund gestorben, zu einem Zeitpunkt wo er noch nicht hätte sterben sollen. Und ich war nicht da, ich war beim Drehen. Ich kam nach nur vier Tagen zurück und musste den Hund einschläfern lassen. Ich hatte dann keinen Bock mich noch mehr mit dem Tod auseinander zu setzen. Da war mir der Film, den ich selber schreibe wichtiger. Ich dachte, wenn ich dann noch einen Film über den Tod mache, ist es jetzt schon zu viel den hier zu machen. Aber ich fand den Film (Hin & Weg, Anm.) trotzdem so stark und es hat sich jetzt auch als richtige Entscheidung herausgestellt.

Worum geht es in deinem Film?

Um zwei Jungs (die von Florian David Fitz und Matthias Schweighöfer gespielt werden sollen, Anm.), die sterben müssen. Beide sind am Endpunkt angelangt, kommen aber auf die Idee, dass sie sich so viele Schulden aufnehmen können wie sie wollen, weil sie nichts schuldig bleiben müssen und sagen: Wer sagt denn, dass wir hier warten müssen? Sie machen sich auf die Suche nach dem geilsten Moment, nach dem geilsten Tag. Wenn sie denken, besser wird’s nicht mehr, dann gehen sie. Das geht dann natürlich überhaupt nicht auf. Die Herangehensweise ist schon eine ganz andere. Viel komödiantischer als in "Hin & Weg".

Und wie hebt der sich von "Knockin´ on Heaven´s Door" mit Til Schweiger und Jan Josef Liefers ab?

"Knockin´ on Heaven´s Door" ist eine Kriminalgeschichte. Die Krankheit ist eher sekundär. Es ist fast eine Tarantino-hafte Krimistory, die sich mit dieser romantischen Linie verwickelt. Und in meinem Film gibt keine Bucketlist. Der eine versucht die ganze Zeit eine zu machen, aber genauso wie unsere Generation ist, schafft er es einfach nicht, weil er sagt: Ich habe Geld, ich kann machen was ich will und das muss jetzt richtig geil sein. Dann hetzen sie ständig diesem Moment nach, aber eigentlich passiert auf dem Weg was ganz anderes.

Bild(er) © Mathias Bothor, Wolfgang Ennenbach / Filmladen Filmverleih
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