Wolfgang Ambros’ neues Album überrascht mit einer Coverversion des Radiohead-Songs "No Surprises". Co-Produzent Roland "Roli" Vogl erklärt, wie es dazu gekommen ist.
Du hast in Sachen Musik schon einiges hinter dir, warst u.a. mit der Band Ballyhoo in den 90er-Jahren eine Größe der heimischen Alternative-Rock-Szene und vor nicht allzu langer Zeit noch Mitbetreiber des Wiener Clubs Shelter. Hinzu kommt deine Tätigkeit als DJ und Tontechniker. Zuletzt ist dein Solodebüt "Some People" erschienen. Dass du seit Jahren auch für Wolfgang Ambros arbeitest, dürfte manchen, die dich aus diesem Zusammenhängen kennen, aber neu sein.
Das hat sich damals Mitte der 90er so ergeben, als mir mein Freund und Kollege Alex Horstmann, der auch mit Birgit Denk auf der neuen Ambros-Platte Background-Vocals singt, anbot, seinen Job als Backliner zu übernehmen. Ich hab dann auch ab und an live gemischt oder in Krankheitsfällen Gitarre gespielt. Danach haben mein ehemaliger Ballyhoo-Kollege Markus Gartner und ich im Studio einige Songs bearbeitet und zu unserer Freude durften wir jetzt das ganze Album produzieren.
Das auffälligste Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist auf Ambros’ neuem Album "190352" zu finden: eine Coverversion des Radiohead-Klassikers "No Surprises", für das du den Songtext übersetzt hast. Von wem kam die Idee dazu? Warum gerade dieses Stück? Hat Wolfgang Ambros die Band und den Song gekannt?
Wir hatten die Idee, einige, wenn man so will, "modernere" Coverversionen einfließen zu lassen – obwohl "modern" als Beschreibung für manchmal fast 15 Jahre alte Songs grotesk anmutet. Zum Beispiel von Nirvana, Sven Regener, Tocotronic, The White Stripes oder eben Radiohead. Ich habe "No Surprises" vor einigen Jahren für mich wiederentdeckt, als ich eine Luka-Bloom-Version davon gehört habe. Wolfgang gefielen das Lied und die Übersetzung sehr gut, er brachte es mit dem Gefühl einiger seiner früheren "tiafen" Lieder in Verbindung. Radiohead waren ihm ein Begriff, ob er diese spezielle Nummer kannte, weiß ich jetzt, ehrlich gesagt, nicht mehr.
Dein Text für "Ka Überroschung" überträgt die Schwermütigkeit des Originals überzeugend ins Österreichische. Die Musik hält sich dabei angenehm zurück. Wie bist du ans Übersetzen und wie seid ihr ans Arrangieren herangegangen?
Fürs Übersetzen hab ich schon einige Zeit gebraucht, öfter was wieder verworfen, aber mich eigentlich ziemlich ans Original gehalten. Bei der Musik stand ganz klar der "Weniger ist mehr"-Gedanke im Vordergrund. Wir wollten viel Raum für Wolfgangs Stimme und die Schwere des Textes lassen. Die Musiker haben mit ihrem gefühlvollen Spiel das Ihre dazu beigetragen, das hat sich dann von selbst ergeben.
Ambros hat zuvor schon Legenden wie Bob Dylan oder Tom Waits gecovert. Mit Radiohead könnte er nun gezielt ein jüngeres Publikum ansprechen – wie Johnny Cash mit seinen späten Alben in Zusammenarbeit mit Rick Rubin. War das Inspiration oder sogar Hintergedanke dabei?
Natürlich sind die Rick-Rubin-Alben von Johnny Cash – wie auch etliche andere Alben – immer ein Vorbild für Markus Gartner, meinen Co-Produzenten, und mich gewesen. Letztendlich sind generationsübergreifende Interpretationen einfach lässig.
Gibt es bereits Rückmeldungen auf die Coverversion? Wie reagieren etwa auch ältere Ambros-Fans darauf?
Das Album kommt eigentlich erst heute auf den Markt, daher gibt es nur internen, aber durchwegs positiven Response. Bin aber selbst schon sehr gespannt.
Falls der Song entsprechend ankommt, ist dann für die Zukunft mehr in dieser Richtung geplant? Welche Songs würdest du gerne als Nächstes in einer Coverversion von Wolfgang Ambros hören?
Mal sehen. Wenn das Album floppt, werden wir wohl keines mehr produzieren. Wenn’s gut geht, wär’s natürlich sehr lässig, mehr in der Richtung zu machen. Da wären so viele tolle Lieder, vielleicht auch aus völlig anderen Genres, die es wert wären und darauf warten …
"190352" (Sony), das neue Album von Wolfgang Ambros, ist heute, also am 20. April 2012, erschienen.