„Wir feiern das Designersofa, bei dem man nur das Sofa zahlt.“ – Die Gleichung aus der neuen Ikea-Kampagne hat es in sich. Ihr Subtext: Design darf nichts kosten. Die Denkarbeit der Designer wird nicht wertgeschätzt.
Schon klar: Es handelt sich lediglich um eines von vielen Werbesujets aus einer ganzen Kampagne. Dennoch: Die Botschaft ist bedenklich. Sie sagt außerdem einiges über das Verständnis aus, mit dem der schwedische Möbel- und Dekor-Konzern Ikea seinen kreativen Zulieferern begegnet. Bedenklich ist sie deshalb, weil sie breitenwirksam und subtil propagiert, dass die Arbeitsleistung von Designern nicht zu honorieren ist. Und dass das gut und richtig so ist. Weil die Konkurrenz zu teuer ist und gefälligst billiger zu sein hat.
Design ja, bezahlen nein.
Wer breitenwirksam feiert, dass an einem „Designersofa“ das Design nicht zu bezahlen ist, zeigt nicht nur, dass er für Kopfarbeit keine Wertschätzung übrig hat. Er geht auch offen an die Substanz unserer Dienstleistungsgesellschaft, welche lange auf dem Credo von gerechter Entlohnung für nichtkörperliche Arbeit basierte. Dieses Verständnis verschwindet immer öfter. Design: sowieso! Dafür bezahlen: Ich bin doch nicht blöd, Mann! Zum Feiern ist einem dabei nicht wirklich zumute. Zumal diese Weltsicht auch Rückschlüsse darauf zulässt, wie der Konzern über seine anderen Produzenten denkt, diejenigen, die – in anderen Weltgegenden – manuell oder maschinell zu Werke gehen.
Veranstaltungstipp zum Thema Design:
„Was kann herauskommen, wenn Designer und Unternehmen kooperieren?“ Unter diesem Titel startet eine Diskussionsreihe von departure und The Gap. Zum Auftakt: Design.
28. 6., ab 18.30 Uhr im Project Space der Kunsthalle Wien/Karlsplatz
Ein älterer Text von Thomas Weber über IKEA:
www.thegap.at/das-problem-mit-ikea