Wien und die Welt – Janina Kepczynski von den Illustration Ladies im Interview

Zum Zeichnen in die Bar: Die Illustration Ladies vernetzen von Wien aus Illustratorinnen in mittlerweile elf Städten. Ein Gespräch mit Janina Kepczynski, einer der beiden Gründerinnen, über ehrenamtliche Fulltime-Jobs und gemeinsames Zeichnen, Einzelkämpferinnen und Mailänder Eisdielen.

© Katja Hasenöhrl — Janina Kepczynski ist eine der beiden Gründerinnen der Illustration Ladies.

Die Vision – »Frauen stärken, Austausch fördern, stilistische Vielfalt zeigen, Sichtbarkeit schaffen«– stammt aus Wien. Die Idee hat sich längst über die ursprüngliche Stammzelle der Illustration Ladies Vienna hinaus verbreitet. 2018 von den beiden Illustratorinnen Janina Kepczynski und Florine Glück gegründet, gibt es mittlerweile in elf Städten eigene »Chapters«, die ähnlich arbeiten: Kommerziell agierende kreative Einzelkämpferinnen organisieren sich mit ihresgleichen, schaffen auf Social Media Öffentlichkeit für ihr Tun und treffen sich auch offline zum Erfahrungsaustausch und zum gemeinsamen Illustrieren.

Die Illustration Ladies wurden 2018 in Wien als feministisches Netzwerk gegründet, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Projekte zu starten. Welche gemeinsamen Projekte gab es denn seither?

Janina Kepczynski: Von Anfang an treffen wir uns ungefähr einmal im Monat, um gemeinsam zu einem Thema zu zeichnen. Hier vernetzen wir uns und lernen immer wieder neue Illustratorinnen kennen. Es gibt aber auch gemeinsame Projekte, beispielsweise eine Street-Art-Ausstellung im Wien Museum, wo wir 20 Illustratorinnen waren, die für die Ausstellung »Take Over« zum Thema »Characters« illustriert haben. Das war quasi die Abrissausstellung im Wien Museum bevor der Umbau begonnen hat. Die zehn Meter lange »Characters«-Illustration war dann auch im Museumsquartier bei der Designmesse Offf Vienna zu sehen. Damit haben wir also sehr viele Menschen erreicht und vor allem viele Designer*innen und Art-Direktor*innen, eine der Hauptkund*innengruppen für Illustrator*innen.

Es gab aber auch immer wieder kommerzielle Auftragsarbeiten als Illustratorinnengruppe – wir nennen das »Team Illustrations«, zum Beispiel mit einer Werbeagentur gemeinsam für Roche – also einen Pharmakonzern –, für den wir das Sujet für eine Breast-Cancer-Awareness-Kampagne gestaltet haben. Da wurden Brüste in verschiedenen Formen illustriert, von Frauen für Frauen. Die Bilder sind im Anschluss dann auch im Lokal Sneak In ausgestellt worden, es gab eine Pressekonferenz und einen großen Kampagnenlaunch. Oder für Fritz Kola haben wir im siebten Bezirk beim Café Siebenstern einen Gastgarten als »Team Illustration« gestaltet.

In Wien Neubau gestalteten die Illustration Ladies Vienna für Fritz Kola einen Gastgarten. (Foto: Illustration Ladies)

Was muss man tun oder welche Voraussetzungen muss man erfüllen, wenn man sich den Illustration Ladies anschließen möchte?

Anfangs war alles relativ offen, jede konnte mitmachen. Mittlerweile ist unser Netzwerk ziemlich gewachsen und bekannt geworden, deshalb beschränken wir uns auf Illustratorinnen, die das hauptberuflich machen und denen ein Netzwerk und der Erfahrungsaustausch beruflich weiterhilft. Als Illustratorin bist du sozusagen Einzelkämpferin und musst dir dein Business selbst aufbauen. Ein Kriterium ist deshalb: Wer bei uns dabei ist, hat eine aktuelle Website mit Portfolio und auch bereits mit Kund*innen gearbeitet. Und wir raten auch allen, ein Portfolio auf Instagram anzulegen.

Mitgliedsbeitrag gibt es aber keinen? Oder konkrete Verpflichtungen …

Der Austausch ist kostenlos. Florine und ich arbeiten seit Beginn an sozusagen ehrenamtlich, weil uns Austausch und Netzwerk am Herzen liegen. Aber inzwischen erhalten wir so viele Anfragen von Agenturen und Kund*innen, die auf der Suche sind nach der passenden Illustratorin, dass wir beschlossen haben, uns hier zu professionalisieren und den Bedarf nach Vermittlung, der hier ganz augenscheinlich besteht, zu bedienen. Wir vermitteln also inzwischen Illustratorinnen und berechnen eine kleine Provision, wenn ein Job erfolgreich umgesetzt wird. Die Illustratorinnen sind bei uns allerdings nicht exklusiv, das heißt, sie können auch andere Agenturen haben oder klarerweise selbst aktiv sein.

Um sowohl das lokale Netzwerk in Wien als auch das globale Netzwerk am Laufen zu halten, können alle, die unsere Arbeit gut finden, Supporter auf Patreon werden und das Netzwerk monatlich mit einem kleinen Beitrag unterstützen. Ganz nach dem Motto »Support us to support you!«. Teilweise ist unsere Organisationsarbeit ein echter Fulltime-Job. Deswegen diese Varianten. Wir sind aber ständig am Ausprobieren, was das passendste Modell für uns und für die Illustratorinnen ist.

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