Im Zuge der Hallen-Tour zu ihrem neuen Album „Handwritten“, machten The Gaslight Anthem auch in Wien halt. Patrick Münnich machte dabei Fotos für The Gap und Kevin Reiterer traf Drummer Benny Horowitz und Bassist Alex Levine zu einem kurzen aber amüsanten Gespräch. Was die beiden über Totenerweckung, das Tourleben und die Beach Boys zu sagen haben, lest ihr im folgenden Interview.
Ihr seid jetzt mehr oder weniger seit fünf Jahren durchgehend auf Tour und habt in vielen Städten gespielt. Gibt es eine bestimmte Stadt oder Venue, in der ihr unbedingt noch auftreten wollt?
BH: Natürlich gibt es eine Vielzahl an Städten, in denen wir noch nicht gespielt haben. Wir touren zwar sehr viel, aber meistens in den USA und Kanada, Zentraleuropa, Japan und Australien, dass ist zwar sehr schon viel für uns aber andererseits ein sehr kleiner Teil der Welt.
AL: Israel, Griechenland fallen mir ein. Länder, wo Bands normalerweise nicht spielen.
BH: Ich möchte wirklich mal in Südamerika spielen, also ja, natürlich gibt es noch viele Orte, wo wir unbedingt hin sollten.
Euer letztes Album „Handwritten“ klingt, verglichen mit den letzten Alben, etwas anders. Ihr habt eure diversen Einflüsse des Öfteren erklärt, aber gibt es einen bestimmten Artist oder eine bestimmte Band, die zu diesem neuen Sound beigetragen hat oder ist das einfach die Entwicklung, die ihr als Band macht?
AL: Klar, wir haben auf „Handwirtten“ versucht, mehr und mehr unseren eigenen Sound zu finden und unsere Einflüsse vor der Tür zu lassen.
BH: Ich glaub, es ist beides. Als Band versuchst du natürlich etwas Neues zu produzieren, das du vorher noch nicht gemacht hast. Jeder bewegt sich in verschiedene Richtungen und dadurch soll es auch für den Hörer spannend bleiben. Wir wollen nicht das gleiche Album wieder und wieder machen. So würden wir zwar eine kleine Gruppe zufriedenstellen, aber als Band würden wir uns nirgends hinbewegen. Auf dem Album sind wir wieder ein wenig mehr 90s, Pearl Jam, Screaming Trees etc. Aber natürlich hört jeder andere Musik, dadurch ist es schwer, dass Ganze auf einen Nenner zu bringen.
Seit eurem letzten Album seid ihr bei einem Major unter Vertrag. Habt ihr immer noch die volle Kontrolle über eure Releases wie Artwork, etc.?
AL: Ja, definitiv. Wir hätten es auch nicht zugelassen, dass uns jemand diese Bereiche weg nimmt.
BN: Wenn dem nicht so gewesen wäre, würden wir heute noch bei einem Independent-Label sein.
Viele Bands haben eine Art Ritual, bevor sie auf die Bühne gehen. Haben The Gaslight Anthem etwas Ähnliches?
BH: Wir machen diese Gruppenseancen, wir ziehen uns Kutten über und versuchen die Toten zum Leben zu erwecken. (lacht) Und diese Person, die wir erwecken, sagt uns dann, welches Set wir spielen sollen.
Und sind das spezielle Tote oder einfach was sich ergibt?
BH: Wir sind noch nicht wirklich gut darin, wir probieren es einfach und sind dann glücklich, mit dem was passiert. Einmal hatten wir Glück und der frühere Center der New York Knicks wurde erweckt.
AL: Patrick Ewing?
BH: Patrick Ewing ist doch noch nicht mal tot. (lacht) Dave DeBusschere war’s.
Das war wohl meine Fake-Antwort. Aber ehrlich, Menschen machen nichts interessantes vor ihrem Gig. Jeder hat seine eigenen Abläufe mit stretching, Musik hören, usw.
Stellt euch für eine Minute vor, dass ihr nicht in einer Band seid, sondern ein Festivalveranstalter. Wer wären eure drei Headliner?
AL: Wir haben’s eigentlich sehr gut, weil wir haben schon mit einer Menge Bands gespielt, Bands die man nicht sehr oft sieht, wie The Cure oder Refused, mit denen haben wir insgesamt neun Mal gespielt. David Bowie würde ich gern‘ einmal sehen, The Who ebenfalls.
BH: Wenn ich in der Zeit zurückgehen könnte, wohl Led Zeppelin und The Clash in der Blüte ihres Schaffens und etwas souliges, wie James Brown.
Also müsstest du noch etwas an deinen Wiederauferstehungs-Künsten arbeiten.
BH: Ja, ich hab‘ erst das halbe Buch durch. (lacht) Weißt du, wer mir das gegeben hat, Eddie Vedder! Wenn ich darüber nachdenke, war’s echt ein verrücktes Jahr. (lacht)
Was war das erste Album, dass ihr gekauft habt?
BH: Eigentlich war es bei mir eine Kassette, der Soundtrack zu dem Film „Cocktail“. Ein Film aus den 80ern mit Tom Cruise, schrecklich, aber da war ein Song von den Beach Boys drauf, „Kokomo“.
(Alex und Benny singen die ersten Zeilen des Songs)
Aber ich glaube, wir sollten aufhören zu singen, sonst endet das hier noch wie in „Spinal Tap“. Singen während einem Interview, wie weit es schon mit uns gekommen ist. (lacht)
Da ihr ja permanent auf Tour seid, was genau macht ihr, um nicht an Langeweile zu sterben?
AL: Viel lesen und Filme schauen. Ich hab‘ letztens angefangen ein Ghostbusters Comic zu lesen und schaue nebenbei „The Wire“, eine Serie, die zwar schon zehn Jahre alt ist aber immer noch ziemlich cool!
BN: Ich lese auch gern, höre Musik und schreibe nebenbei. Und natürlich Videospiele, wir spielen alle FIFA. Neuerdings haben wir vier Controller und können so zwei gegen zwei spielen.
Wenn ihr ein Mitglied aus The Gaslight Anthem heiraten müsstet, wer wäre das?
BH: Ich wäre dreimal geschieden. (lacht) Das ist eine seltsame Frage zu beantworten, aber das fairste wäre eine „Mormonen-Lösung“, einfach alle drei heiraten. Ich bin ja mehr der diplomatische Typ.
Vielen Dank für das Gespräch.
Danke.