Frequency, Presse-Area: Dort wo der Musikjournalismus massenabgefertigt wird wie in einer Legebatterie treffen wir Bob Hardy, Bassist von Franz Ferdinand zum Interview. Sobald das mit dem Britpop endgültig geklärt ist, wird es dann doch noch richtig gemütlich.
Franz Ferdinand nicht in der britischen Musikgeschichte zu verankern, ist quasi unmöglich. Jahre nachdem der Britpop zu Grabe gelegt wird, schießen Anfang der Jahrtausendwende auf der gesamten Insel die Indie-Bands wie Pilze aus dem Boden. Mit "Take Me Out" schreiben Alex Kapranos, Bob Hardy, Nick McCarthy und Paul Thomson 2004 die passende Hymne, um ganz oben auf dieser Welle in schicken Röhrenjeans zu reiten. Bis 2009 folgen drei Alben gespickt mit füßestampfenden Riffs und zum Himmel gröhlenden New-Wave-Hymnen.
Im Gegensatz zu den Arctic Monkeys hat es der Sound von Franz Ferdinand komplett unverändert in die zweite Hälfte des hiesigen Jahrhunderts geschafft: Ihre neue Platte "Right Thoughts, Right Words, Right Action" klingt frischer, hookiger und kantiger als man es von der Band aus Glasgow vielleicht erwartet hat. Am Frequency Festival haben wir den Bassisten Bob Hardy in einer ungemütlichen Presse-Box getroffen: Dort wo der Musikjournalismus wie die Henne in der Legebatterie massenabgefertigt wird. Philosophieren über Brit Pop auf Knopfdruck war dann nicht mehr drin ("das haben sich Journalisten außerhalb von England ausgedacht" hä?). Im Gespräch über Cover-Gestaltung, Social Media und Django Django wurde es dann aber richtig gemütlich.
Unser "ehemaliger" Erzherzog gilt als euer Namensvetter. Da gäbe es aber noch einen weiteren Österreich Bezug: Eine Kinderserie auf ORF I mit einem lila Wildschwein das Sprechen kann…
Wir haben uns natürlich nach dem lila Schwein benannt! (lacht)
"RighT Thoughts, Right Words, Right Action" ist euer viertes Album nach vier Jahren Pause: Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Wir gingen über ein Jahr mit unserem letzten Album "Tonight: Franz Ferdinand" auf Tour, nahmen uns dann zwölf Monate frei und haben uns im Frühjahr 2011 wieder getroffen um über ein neues Album zu sprechen. An diesem haben wir dann bis jetzt 18 Monate lang gesessen.
Hattet ihr während dieser Pause nebenbei irgendwelche Bandprojekte laufen?
Ja, wir haben alle ganz unterschiedliche Sachen gemacht. Alex produzierte einige Alben wie etwa "Here We Are", das Debüt der britischen Band Citizens! oder die zweite Platte des schottischen Gitarristen RM Hubbert. Paul machte mit Correcto Musik und Nic spielten bei Box Codax. Ich habe mich abseits der Musik mit Malen beschäftigt.
Also hat Alex mit dem Schreiben wieder aufgehört?
Ja, das war schon einige Jahre her. Damals hat er Kolumnen für den Guardian geschrieben die später auch als Buch veröffentlicht wurden.
Inzwischen hat sich mit Youtube, Streaming-Plattformen und iTunes so einiges geändert im Musikleben. Eure bisherigen Platten erreichten ein Publikum das es gewohnt war CDs zu kaufen, "Right Thoughts, Right Words, Right Action" wird wohl primär gedownloaded werden. Produziert man ein Album dann anders?
Das Songwriting hat sich natürlich nicht verändert: Wir produzieren unsere Songs auf die gleiche Art und Weise wie vor zehn Jahren. Was sich aber verändert hat ist die Distribution. Heute kannst du dein neues Musikvideo am Morgen ins Netz stellen und am Abend haben es tausende User gesehen. Damals mit MTV hat dieser Prozess viel länger gedauert. Für uns hat sich auch der Zugang zu unseren Hörern durch Social Media Plattformen verändert. Ich sehe das Internet hier als großartiges Tool, sowohl als Konsument als auch Produzent.
Welche finanziellen Nachteile birgt der schleichende Untergang der physischen Tonträgerindustrie?
Zur finanziellen Sicherheit müssen Bands heute viel öfters und ausgedehnt Live-spielen und auf Tournee gehen als früher. Heutzutage muss man sich als Musiker einer Band einfach den Rahmenbedingungen anpassen, denn mit Musik wird heute anders Geld gemacht als vor zwanzig Jahren. Wenn ich an die 80er Jahre denke: Damals haben Bands Alben wieder und wieder veröffentlicht, während die großen Labels Millionen kassiert haben. Die gesamte Industrie war komplett überlastet und aufgeblasen. Ewig hätte das so nicht weitergehen können.