Serien, Shows, TV-Spektakel. Was kommt am Fließband der Unterhaltung 2014 auf uns zugerollt?
Wer schon dringend ein Mittel gegen akute Entzugserscheinungen nötig hat, die bei mangelndem Seriengenuss an diesen finsteren, kalten Winterabenden schneller als gewöhnlich auftreten können, sollte es sich zur Zeit wohl mit Showtimes gelungenem »Masters of Sex« gemütlich machen, oder sich darüber freuen, dass die preisgekrönte britische Mini-Serie »Black Mirror« ihren Weg dank RTL Crime dieser Tage endlich auch ins deutsche Fernsehen findet. Auch ein später Blick auf »Eastbound & Down« zahlt sich aus, haben Aufstieg und Fall des Ego-Monsters Kenny Powers in der vierten und letzten Staffel der HBO-Comedy doch völlig neue Dimensionen erreicht und auf einen herrlich absurden und doch irgendwie sinnreichen Höhepunkt hingearbeitet. Das neue Jahr hat gerade erst angefangen. Die Zukunft beginnt jetzt. Um vorbereitet zu sein, hier eine kurze Vorschau.
– Zapp – Vampir-Zombie-Teenie-Ding
Für den Sender FX wird derzeit »The Strain« entwickelt. Dabei handelt es sich um die Verfilmung einer dreiteiligen Romanreihe von »Pacific Rim« und »Pans Labyrinth« Schöpfer Guillermo del Toro, die er mit der Hilfe von Autor Chuck Hogan zu Papier brachte. Inhaltlich wird sie sich, bei Del Toro kaum überraschend, um Ungeheuer drehen. Genauer gesagt um Vampire. Fernab von Teeny-Romanze und Groschenroman-Erotik haben die Blutsauger hier jedoch wenig mit Liebe und Leidenschaft zu tun.
In »The Strain« sind diese nämlich nicht mit spitzen Eckzähnen, sondern mit einem ausfahrbaren, infektiösen Rüssel ausgestattet. Außerdem wird die Transformation ihrer Opfer, die sich seuchenhaft in New York ausbreitet, durch parasitäre Darmwürmer ausgelöst. Damit wird der Dauerbrenner Vampirismus geschickt mit dem Zombieapokalypsen-Hype der letzten Jahre unter einen Hut gebracht. Erstaunlich eigentlich, dass dieses von Beginn an fürs Fernsehen konzipierte Erfolgsrezept erst das Interesse mehrerer Sender wecken konnte, nachdem man es in ein Buch gequetscht hat.
FX scheint dem Projekt optimistisch gegenüberzustehen, sind doch angeblich allein in die Monsterkreation $500.000 geflossen. Die Premiere der ersten Episode, bei der del Toro selbst Regie führt, ist derzeit auf Juli 2014 angesetzt. Vor kurzem wurde ein erstes Viral Video veröffentlicht.
– Zapp – Lost-Nachfolger
Durch seine Arbeit an der Kultserie »Lost« konnte sich Damon Lindelof seinen steilen Karriereweg zu einem der gefragtesten und zugleich umstrittensten Hollywoodautoren der Gegenwart bahnen. Dieses Jahr kehrt er mit »The Leftovers« ins amerikanische TV zurück.
Wie im gleichnamigen Roman von Tom Perrotta, der neben Lindelof als Showrunner tätig sein wird, spielt die Serie nach einem Ereignis, bei dem weltweit Millionen von Menschen vom Erdboden verschwinden. Wie beim Tag des Jüngsten Gerichts also, nur dass sich die entrückten Auserwählten nicht mit gängigen Glaubens- und Moralvorstellungen decken. Die titelgebenden Übriggebliebenen sind damit in ihrer bisherigen Auffassung von Religion und Sein erschüttert, was natürlich sofort die Gründung einiger neuer Sekten nach sich zieht.
Wie nahe sich die Produktion an die Buchvorlage halten wird, deren Inhalt sich drei Jahre nach dem mysteriösen Vorfall abspielt, bleibt abzuwarten. Ein erklärendes, eindeutiges und allgemein zufriedenstellendes Ende kann man bei dieser Prämisse wohl jetzt schon ausschließen. Lindelof bleibt eben Lindelof.
HBO hat dem von Warner Bros. Television extern produzierten Projekt jedenfalls genug Vertrauen geschenkt, um eine erste Staffel in Auftrag zu geben. Der Pilot wurde von Hancock-Regisseur Peter Berg übernommen, während Liv Tyler und Justin Theroux (Mulholland Drive, American Psycho) zu den Hauptdarstellern zählen.
– Zapp – Good Ole Times Espionage
AMCs »Turn« wird kommendes Jahr das prekäre Thema US-Spionage unter die Lupe nehmen. Statt sich mit der kritischen Lage der Gegenwart auseinanderzusetzen, begibt man sich aber lieber mit Sicherheitsabstand in die ferne Vergangenheit. Basierend auf Recherchen aus dem Buch »Washington’s Spies« handelt die Serie von der Gründung des Culper Ring, einer Spionagegruppe, die zur Zeit des Unabhängigkeitskriegs tätig war.
Unter dem Kommando von George Washington streben deren Mitglieder nach Emanzipation von der britischen Kolonialmacht. Seriensüchtlern dürfte bekannt sein, dass sich kaum eine neue AMC-Show mit deren ersten Vorzeigewerken »Breaking Bad« und »Mad Men« messen kann. Ein detailverliebter Blick auf die Ursprünge amerikanischer Überwachung hat aber durchaus seinen Reiz und der erste Teaser lässt auf eine Produktion mit Ecken und Kanten hoffen. Mit Rupert Wyatt konnte man den Macher des optisch eindrucksvollen »Planet der Affen: Prevolution« als Regisseur für den Piloten an Land ziehen, während Jamie Bell, hauptsächlich für sein Debut »Billy Elliot« bekannt, den Protagonisten verkörpert.
Das ist natürlich nur ein Bruchteil von dem, was in Sachen Serien 2014 so auf uns zukommt. Und auch für 2015 regnet es schon Ankündigungen. So hat sich etwa Netflix mit Disney’s Marvel zusammengetan und plant gleich fünf Superhelden-Shows auf einmal. Nach dem sympathischen Start mit »House of Cards« und »Orange is the New Black« schwant mir da Übles, aber das ist eine Geschichte für die kommenden Jahre.