Strom Club wird 6. In Clubkulturjahren gerechnet, bedeutet das mindestens 42 echte Jahre. Deshalb haben wir einen der beiden Veranstalter, Wendelin Amtmann, zur Wiener Clubkultur befragt, zu reichen Eltern und was es mit dem Namen "Schwarzbrot" auf sich hat.
Wie hat sich in sechs Jahren das Strom-Publikum verändert?
Zu Beginn des Strom Clubs haben wir in eine ganz andere Musikrichtung gebucht als wir es jetzt tun. Dementsprechend hat sich auch unser Publikum verändert. Es freut uns aber sehr, dass auch noch immer viele kommen die seit der ersten Stunde unseres Clubs dabei sind.
Du bist nicht mehr ganz neu am Wiener Clubkultur-Floor. Gibt es gerade zu viel Clubs und Bookings?
Dank vieler junger Veranstalter haben sich internationale Booking im Gegensatz zu unserem Anfang vor sechs Jahren verhundertfacht. Mittlerweile spielen jedes Wochenende riesige DJs in Wien. Der bittere Beigeschmack ist, dass die Gagen dementsprechend höher werden.
Zu viele Clubs und Bookings würde ich nicht sagen. Heutzutage ist es sich um einiges schwieriger geworden sich am Clubmarkt durchzusetzen, aber wenn man zu 100% dahintersteht und viel Arbeit reinsteckt, dann schlagt sich das auch auf die Publikumszahlen durch.
Was hälst du von Fritz Plöckingers Rundumschlag im Kurier, dass in Wien keinen spannenden Undergroud mehr gibt?
In meinen Augen ist Underground so eine Sache. Natürlich find ich es persönlich auch nicht toll wenn ein Oliver Koletzki oder AKA AKA gefühlt 20 Mal jährlich in Wien spielen und alle schreien "WOW, Oliver Koletzki kommt". Das ist schlicht nicht spannend, aber das ist meine Meinung und anscheinend besteht seitens des Publikums Bedarf danach und somit hat es seine Berechtigung. Da sag ich ganz wirtschaftlich die Nachfrage bestimmt das Angebot. Wir versuchen etwas Abwechslung reinzubringen, daher fallen unsere Bookings auch so divers aus.
In der Wiener Clubkultur sind die Neider ja besonders neidisch. Zwei Geschichten wollten wir immer schon mal entzaubert bekommen: Manche Leute finden den Namen “Schwarzbrot” dezent dämlich. Dir war eh klar, dass der nicht nur gut ankommt?
Jeder, der den Namen „dezent dämlich“ findet und mit einem Klischee verbindet, der hat das nicht verstanden. Schwarzbrot ist unseren Augen einer der schönsten Sachen, die es gibt. Matthias und ich waren in Berlin auf unserer Strom Club-Weihnachtsreise und sind recht durchzeht zu einer U-Bahn gekommen. Wir waren schon länger auf der Suche nach einem Namen für unser zweites Format. Auf alle Fälle stehen wir dort an der U-Bahn und lesen auf einem Plakat „Semmelfloor“. Ich hab mir gedacht … schlecht ist das nicht … und dann haben wir mit Schwarzbrot den Österreichbezug hergestellt. Ich finds einfach schön, wenn man eine Assoziation zu alltäglichen Dingen schaffen kann. Jeder liebt Schwarzbrot.
Zweitens: Du hättest angeblich reiche Eltern, die dir diese Parties sponsern oder zumindest die Abrechnung machen würden …
Haha. Ja das Gerücht hat es glaube ich gegeben, als wir mit dem Club gestartet haben. Wir haben jedes Mal, als wir unser Geld für unsere ersten Bookings zusammengekratzt haben, darüber gelacht. Eines stimmt jedoch schon, meine Mama macht sehr oft die Kassa – einfach weil sie lieb ist. Danke an dieser Stelle.
Warum ist Strom eigentlich nicht öfter?
Letztes Jahr war der Strom Club so oft wie noch nie, aber nachdem wir nur zu zweit sind haben wir schlicht nicht die Kapazitäten unsere Clubformate öfter zu veranstalten. Wenn wir öfter veranstalten, leidet die Werbung und die Qualität für die Clubs sehr darunter und das wollen wir nicht. Wir kommen beide aus dem Bereich Werbung und deswegen liegt uns diese besonders am Herzen. Das haben wir im vorigen Jahr lernen müssen. Qualität über Quantität.
Whatever happened to Strom-Club-Teaser-Videos?
Ah gute Frage. Wir sind immer bemüht qualitativ hochwertige Videos zu machen. Wenn die Idee mal fehlt, dann lassen wir lieber mal ein Teaservideo aus als Schrott zu produzieren. Zusätzlich machen wir beide den Strom Club nicht hauptberuflich. Matthias hat seine eigene Filmproduktionsfirma (Kaiserschnitt Film) wo andere Projekte teilweise Priorität haben. Jetzt kommt das große ABER, denn diesesmal gibt es wieder einen Teaser, der auch schon abgedreht ist.
Wer hilft bei Schwarzbrot und Strom eigentlich noch mit?
Das Kernteam besteht aus Matthias und mir. Wir haben seit sechs Jahren denselben Grafiker, Klaus Fleischhacker. Da stimmt die Chemie einfach. Natürlich gibt’s unsere drei Stück Resident DJs. Sonst müssen wir uns noch bei Markus Gasser und Florian Niederwimmer bedanken die uns oft bei den Teasern helfen.
Gibt es bei Schwarzbrot dann echtes Schwarzbrot am Eingang?
Schön, dass du fragst – wir sind aktuell gerade dran, einen Partner für Schwarzbrot zu finden. Es gibt schon Interessenten, aber da muss man sich noch einig werden. Für Schwarzbrot haben wir eine tolle Plakatkampagne geplant. Darauf darf man, wenn man will, gespannt sein. Was es essenstechnisch so geben wird, müssen wir noch ausverhandeln.
Sind ausser Rustie, Crystal Fighters und Ryan Hemsworth noch andere Dinge für 2014 fixiert?
Nej. Noch nicht. Wir haben einiges optioniert, aber noch nicht nichts bestätigt. Wir müssen viele Termine verschieben, damit wir die Acts bekommen die wir wollen.
Die 6-Jahres-Geburtstagsfeier von Strom Club findet am 8. März in der Pratersauna statt. Weitere Termine um beim Strom Club dabei zu sein wären von 8. bis 10. Mai bei der Poolbar mit Pratersauna oder am 5. Juli.
Matthias Heschl