Genau 11.000 Euro braucht man für einen Roadtrip mit Sweet Sweet Moon durch Lateinamerika und dafür, das Ganze dann als Film rauszubringen. Simon Brugner und Michael Luger von They Shoot Music Don’t They berichteten uns von ihren Sessions, ihrem Film "Fuck the Atlantic Ocean", dem Musikvideoschaffen in Österreich und der SVA.
Die österreichische Band Sweet Sweet Moon erlangte durch ein Youtube-Video völlig unerwartet Popularität am anderen Ende der Welt. Daraufhin beschloss sie kurzerhand, eine außergewöhnliche Tour nach Südamerika zu starten, um dort für ihre größten Fans zu spielen. They Shoot Music Don’t They, ein Kollektiv, das normalerweise Bands beim Musizieren auf ganz alltäglichen Plätzen oder in Wohnungen filmt, begleitete Sweet Sweet Moon dabei und machte einen Film aus diesem Road Trip. Fuck the Atlantic Ocean heißt das Ergebnis und hat am 27. März im Porgy & Bess Premiere.
Wir haben mit den Filmemachern von They Shoot Music Don’t They über Musikvideos, Crowdfunding, Südamerika und MTV geredet.
Wie nehmt ihr die österreichische Musikszene wahr? Wie hat sie sich in den sieben Jahren, die es euch gibt, aus eurer Sicht verändert?
Simon: Österreich wird verstärkt nach Außen wahrgenommen und es herrscht eine leicht optimistische Aufbruchsstimmung. Es fühlt sich so an als könnte da noch einiges mehr gehen. Die "junge" Generation macht vermehrt ihr eigenes Ding und das ist gut so.
Was waren in den sieben Jahren eures Bestehens die schwierigsten Momente. Sowohl finanziell als auch inhaltlich? Was waren die größten Erfolge?
Simon: Inhaltlich: Eine Position zu entwickeln, sich inhaltlich zu emanzipieren und eine eigene gefestigte Meinung zu bilden (ongoing process). Finanziell: Kulturbudgets meet SVA.
Michael: Wichtig war sicher der Schritt vom Hobbyprojekt zum (Klein-)Unternehmen. Nicht nur, weil es irgendwann aus finanziellen Gründen sein musste, They Shoot Music mehr in einem wirtschaftlichen Kontext zu sehen, sondern auch, weil wir uns dann viel schneller weiterentwickelt haben und vielseitiger geworden sind.
Offizielle Förderstellen haben euch beim Aufbau eures Projekts finanziell unterstützt, für euren erste lange Dokumentation „Fuck The Atlantic Ocean“ habt ihr aber auch Crowdfunding genutzt. Hat sich das rentiert? Wie viel Geld braucht man dafür?
Simon: Crowdfunding hat sich auf jeden Fall rentiert, weil wir dadurch zusätzlichen Budget aufgestellt haben. Außerdem muss man sich für die Crowdfunding Kampagne inhaltlich intensiv mit dem Projekt auseinandersetzen, was dem Ganzen nur zuträglich ist.
Man braucht genau 11.000 Euro um so einen Film umzusetzen – so groß war unser Budget. Den Rest kann man entweder als finanzielle Selbstausbeutung oder als seelische Bereicherung bezeichnen: Man arbeitet für kein Geld, aber man hat das Gefühl etwas zu tun, das einfach getan gehört und einen kulturellen Mehrwert schafft.
Michael: Die Crowdfunding-Kampagne hat sich auch als sehr gute Promo-Methode herausgestellt. Dadurch, dass wir das ganze Projekt schon recht knapp nach Entstehen und vor der Südamerika-Tour nach außen kommunizieren mussten, hingen von Anfang an sehr viele Leute (und Medien) dran. Ansonsten wär’s wohl bis zur Premiere recht ruhig geblieben. Wir haben schon durchkalkuliert, was wir brauchen würden, aber es war klar, dass das kein ausfinanzierter Film wird. Mangels Referenzen in dem Bereich – und auch, weil wir das ganze Projekt ziemlich schnell durchgezogen haben – waren größere Filmförderungen einfach nicht realistisch.
Gab es den Plan etwas Längeres zu machen, oder hat sich das durch den Erfolg des Sweet Sweet Moon Videos so ergeben?
Simon: Es gab einen vagen Plan irgendwann was Längeres zu machen. Das konkrete Ding hat sich dann aber einfach so ergeben und war nach dem Hype rund ums Sweet Sweet Moon Video einfach der nächste logische Schritt. Ich behaupte, man sollte nicht zu viel planen, sondern aus der Situation heraus den nächsten passenden Schritt machen.