Mac DeMarco wird jetzt gegen Nervosität und Hyperaktivität verschrieben. Seine Songs kosten die grünen, allerbesten Jahre im ultimativen Leerlauf aus.
Mac DeMarco macht keine Musik, die man lang erklären muss. Er schreibt Songs von der Sorte, bei der es ziemlich geradlinig zugeht. Die Gitarren klirren hübsch, das Tempo ist gemächlich, die Stimmen entspannt und seine Themen sind gar nicht so überraschend. Man muss sich nicht lang umsehen, um zu verstehen, warum dieser 23-Jährige mit Zahnlücke und Schlabberkappe gerade der Mann der Stunde sein soll. Alles an ihm wirkt ungekünstelt, er führt keinen weirden Blog, verwendet keine obskuren Synths und zitiert auch keine Schriftsteller oder Wissenschaftler. Er ist als Middle Class Kid in Kanada aufgewachsen, hat Fußball gespielt, hat ein angenehmes, grundsympathisches Lachen und ein fast schon erschreckend normales Gesicht. Und natürlich sind seine Songs sehr, sehr gut.
Was das heißt jetzt, gute Songs? Mac DeMarco hat etwa ein ganz besonderes Gespür für den Flow, für Phrasierungen, für offene, fast jazzige Akkorde und für das Gleichgewicht zwischen den wenigen Instrumenten der Band. Mac DeMarco klingt einfach sehr natürlich. Klar, das ist noch nicht alles. Der Slacker, das war eine bestimmende Figur der alternativen Popkultur der frühen Neunziger. Kein Text über den kanadischen Songwriter kommt ohne ihn aus. Bei ihm schwingt ständig dieses Versprechen vom einfachen Leben mit, das aus irgendwelchen Veranden mit lauen Sommerabenden, Bullshit und Nichtstun besteht – so verführerisch wie schon lange nicht. Chillaxen mit den Jungs und Mädels so wie damals in der Zeit vor dem Internet, darum geht es doch. Die zwei wichtigsten Sounds auf „Salad Days“ – das kurze, verzogene Stimmecho und der sanft klappernde Chorus-Effekt auf der Gitarre – sie deuten beide auf die große Zeit von US-Pop und US-Folk zurück. Es passt alles fast zu gut zusammen, die übergroßen Pullis, die schlurfenden Songs, die Gelassenheit. Alles ist schon okay, sagt uns Mac DeMarco immer wieder. Und dann erklärt er auch noch dauernd seiner Freundin seine Liebe.
Es ist ein Spiel. Mac DeMarco ist eine Persona, er ist nicht der simple Dude vom Reihenhaus nebenan und auch kein kauziger Herumtreiber. Zumindest nicht nur. Viel eher ist er jemand, der – wie etwa schon Jonathan Richman – den Naivling faket bis er ihm ins Blut übergeht. Live steckt er sich auch mal Drumsticks und seinen Daumen in den Arsch und covert Limp Bizkit, Weezer oder U2. Letztens hat er Tyler The Creator produziert, in zwei Monaten kommt es raus. Mac DeMarco macht natürlich relativ wenig draus. Es gibt keinen doppelten Boden, keine subversiven Botschaften, keinen psychedelischen Eskapismus, keine Kunst, keinen Wahnsinn. Selbst die großen Slacker der Neunziger, Pavement, waren ja zumindest kantig und seltsam, klangen immer recht unfertig. Mac DeMarco pfeift drauf, macht erst einmal gar nicht so viel anders als auf dem Vorgängeralbum „2“ und schreibt einfach dasselbe Album ganz ähnlich noch einmal. Das passt. Mach es dir gemütlich mit diesen lässigen Songs. Die Weltrevolution, schon OK, die machen wir später.
"Salad Days" von Mac DeMarco ist bereits via Captured Track erschienen.