Halbzeit! Wäre dieses Jahr ein einziges großes Fußball-Länderspiel (und das ist es ja irgendwie auch), gäbe es jetzt 15 Minuten Pinkelpause. Die nutzen wir, um auf die bisherigen musikalischen Highlights 2014 zurückzublicken.
Ja, Panik - Libertatia
Ja, Panik sind jetzt zu dritt. Ihr zweites Debüt geht nach einem Abstecher über Madagaskar an die Eingeweide einer anderen, besseren Welt, die zwar eben nicht möglich ist, nun aber süß und verlockend klingt. Ja, Panik - Europa im Herbst - Artikel
Marteria - Zum Glück in die Zukunft II
Nach seinem Exkurs in Marsimotos grüne Welt kehrt Rapper Marteria mit seinem dritten Soloalbum »Zum Glück in die Zukunft II« zu seiner natürlichen Stimmlage zurück. Dabei gelingt ihm der Sprung zwischen Glaubhaftigkeit und Humor ohne ernsthafte Probleme. Marteria - Zum Glück in die Zukunft II - Review
Marissa Nadler - July
Diese Stimme: Nach dem siebten Album immer noch so königlich und zerbrechlich wie Porzellan. Marissa Nadler ist undurchsichtig wie Milchglas- ihr Folk rein wie Bergwasser. Feist und Lana del Rey erfrieren im Hochsommer. Marissa Nadler - Im Hochsommer erfrieren - Artikel
Left Boy - Permanent Midnight
Left Boy plant jeden Schritt seiner Karriere seit Beginn ziemlich genau. Sein Wunsch-Album »Permanent Midnight« hat trotzdem länger gebraucht als erhofft. Doch das ist eigentlich eine ziemlich gute Sache. Left Boy - Kontrolliertes Lernen - Artikel
Karate Andi - Pilsator Platin
Kreuzberger Nächte sind lang. Zwischen Sauftour und Gejohle hat Karate Andi dort gleich mehrmals Rapbattles gewonnen. Nun veredelt einer der großen deutschen Produzenten seine Reime und Bühnen-Talent. Karate Andi - Pilsator Platin - Review
Wild Beasts - Present Tense
Wild Beasts verweigern sich mit ihren bunten Synth-Bomben dem klassischen Britpop und klingen dabei trotz F-Wort kultivierter denn je. Wild Beasts - Les Fauves - Artikel
East India Youth - Total Strife Forever
East India Youth macht etwas, das selten geworden ist: Neues. Wie hier Sounds und Melodien ineinander greifen, Laptop, Rauschen und Komposition, ist magisch. East India Youth - Total Strife Forever - Review
Schoolboy Q - Oxymoron
Nach den "Contradictions" der nächste Widerspruch, diesmal nur als rhetorische Figur. Vom Man Of The Year – Schoolboy Q. Schoolboy Q - Man With No Fear - Artikel
Die Heiterkeit - Monterey
Monterey. Stadt in Kalifornien und Sehnsuchtsort ambitionierter Popkultur leiht dem neuen Album der Hamburger Band Die Heiterkeit ihren Namen. Die Heiterkeit - Der zerstörte Ponyhof - Artikel
Pharrell Williams - G I R L
Nach 20 Jahren im Geschäft ist Pharrell Williams offenbar am absoluten Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Ein feature-geschwängertes zweites Soloalbum kommt da gerade recht. Pharrell Williams - It's a G I R L - Artikel
Dena - Flash
Dena macht keine halben Sachen. Cash, Diamond Rings, Swimming Pools – das volle Programm. Mit "Flash" erschien das erste Album der Wahlberlinerin mit bulgarischen Wurzeln. Dena - Berlin Hustlin' - Artikel
Katy B - Little Red
Errötet und erwachsen veröffentlichte Katy B ihr zweites Studioalbum "Little Red". Darauf tanzt sie bis fünf Uhr morgens und heult ohne Grund rum. Katy B - Rotkäppchen auf Valium - Artikel
MØ - No Mythologies To Follow
Mø ist das jüngste Supergirl unter den neuen, coolen Heldinnen im Musikbiz und dabei weder Singer-/Songwriterin noch Punk-Amazone. Sie macht Pop in Reinform und trifft damit auch einen Nostalgie-Nerv. MØ - Die neue Girl Power - Artikel
Chakuza, RAF Camora, Joshi Mizu - Zodiak
Drei Freunde und die Straße. Das neueste Werk der Hip Hop-Schmiede Indipendenza ist ein lauter Schlachtruf mit geflüstertem Friedensangebot. RAF, Chak und Joshi von der Straße - Artikel
Future Islands - Singles
Future Islands haben mit ihrem vierten Studioalbum den Schmerz erträglich gemacht. Bitter-süßer Synth-Pop zum Alleinsein und Alleinbleiben. Future Islands - Sympathisches Pathos - Artikel
EMA - The Future's Void
EMA hat etwas zu sagen, zur Netzkultur, zu Überwachung und zu digitalen Annehmlichkeiten. Sie fordert Widerstand, ohne dabei einen Moralischen zu bekommen. EMA - Katzen fressen Vögel - Artikel
Fennesz - Bécs
Machst du Geräusche, machst das mit Liebe, machst das mit Können, machst das über Wien, wo du herkommst. Wirst total gefeiert, halt nicht hier. Aber was für ein Album. Fennesz - Oh, Vienna - Artikel
Lykke Li - I Never Learn
Lykke Lis Popmusik ist die direkte Übertragung der Gefühlswelt in Sound. Auf dem dritten Album sind die Tränen immer noch nicht trocken. Lykke Li - Selbstverwirklichungsmusik - Artikel
Mile Me Deaf - Holography
"Holography" von Mile Me Deaf ist eine wahnwitzige Sache. Wahnwitzig, ohne sich dabei lächerlich zu machen. Dafür sind sie zu gut. Sie können ihre Musik ja. Das Album klingt poppiger als das 2012er Debüt »Eat Skull«. Die Melodien gehen meist schnell ins Ohr, sind ganz logisch aufgebaut. In erster Linie macht es Spaß. Mile Me Deaf - Der Noise-Posterboy - Artikel
Fatima Al Qadiri - Asiatisch
Das Laden einer Waffe und Sinead O'Connor. Auf Fatima Al Qadiris Debut geht sich Diskurs und Bass aus. Unheimlich, verdächtig, gut. Fatima Al Qadiri - Metapop - Artikel
Der Nino aus Wien - Bäume bzw. Träume
Nach eher langer Pause brilliert Wiens Vorzeigebarde auf zwei Alben, vor allem mit dem folkigeren "Bäume". Aber auch das poprockige "Träume" hat seine wunderbaren Momente. Der Nino aus Wien - Nah an der Rasierklinge gebaut - Artikel
Sohn - Tremors
Ein Monat lang hat Sohn jede Nacht im Wiener Studio verbracht. Er hat magische Momente zu einem, ja, Meisterwerk verdichtet. Sohn - Kolossale Melodien aus der Stille - Artikel
SZA - Z
Man könnte ihr statt Blumen auch Dornen aufsetzen. SZA klingt ein wenig verloren. Es könnte am vielen Geld liegen, das Top Dawg nach den Erfolgen mit Kendrick Lamar und Schoolboy Q auf sie setzt. Das muss nun kein Nachteil sein. SZA - Via Dolorosa - Artikel
Parquet Courts - Sunbathing Animal
Dieses Brooklyner Quartett überzeugt mit 13 Songs im Geist der allerbesten Indie- und Post-Punk-Traditionen. Parquet Courts - Oh, Ramona - Artikel
Elektro Guzzi - Observatory
Beste Techno-Band der Welt – Würden Jeff Mills, Carl Craig und Mike Banks eine Instrumental-Band gründen, sie würde nicht so gut wie Elektro Guzzi klingen. Elektro Guzzi - Observatory - Review
Es waren turbulente sechs Monate. Neben viel fadem Gejammere ist aber auch viel Gutes erschienen. Manches davon war sogar sehr gut. Und weil die nächsten Monate nochmal von absoluten Knallern wie Sia, Jungle oder FKA Twigs eingeläutet werden, besteht Hoffnung für eine äußerst positive Bilanz zum Jahresende. Das freut uns.