You give Werk X a bad name

So einen Shitstorm hat nicht einmal Viennale-Chef Hans Hurch zustande gebracht. Obendrauf setzt es für das Werk X seit gestern noch dazu reihenweise negative User-Bewertungen.

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Heute abend hätte das Jessas eröffnen sollen. Nach der überraschenden Absage des Club Jessas gestern, wird die Luft nun für das Theater Werk X dünner. Die neueste Art dem Theater die Meinung zu blasen sind nun offensichtlich negative Bewertungen auf Facebook. Zu den 1-Stern-Bewertungen sind "Karma", "Pfui, so geht man nicht mit Menschen um" und "Solche Leute dürfen nicht unterstützt werden" noch die nettesten Kommentare. Innerhalb von einem Tag ist die durchschnittliche Bewertung auf 2.2 gesunken. Im Vergleich dazu haben selbst Kobane 4.2 und das Folsom Prison 3.5 Sterne. Nur die berüchtigte Amy’s Baking Company scheint noch in weiter Ferne zu sein. Zur Bewertungsseite des Werk X geht es hier. Auf Foursquare, Yelp und Google Places scheint sich der Trend zur negativen Bewertung noch nicht rumgesprochen zu haben.

Zumindest das Match um die bessere Presse und Unterstützung hat das Jessas derzeit klar gewonnen.

Sind das Argumente?

Am häufigsten wird nun das Werk X dafür kritisiert, die Entscheidung erst zwei Tage vor der Eröffnung getroffen zu haben. Aber auch die Gründe scheinen vielen wenig glaubwürdig. Das Werk X hatte in einer Aussendung damit argumentiert, dass "Künstlerische Musikveranstaltungen immer höchstens begleitendes Service und inhaltliche Ergänzung bleiben" werden und dass es niemals der Plan war einen "den Theaterbetrieb überlagernden Elektro-Musikclub zu etablieren."

Aber Bammel ist nun mal kein Argument, das vor einem Gericht halten würde. Deshalb schwenkte man gestern abends um und behauptete, dass mit dem Jessas selbst gar keine Vertrag bestanden habe, worauf das Jessas mit einem Posting von Teilen des Pachtvertrags und einer Presseaussendung konterte. Dem Club würde es ausserdem nur ums Geld gehen, die öffentlichen Theaterförderungen wären damit in Gefahr. Auch dieses Argument scheint sich vorerst nicht zu bestätigen. Der grüne Kultursprecher Klaus-Werner Lobo meinte auf Nachfrage, dass ein Wochenendbetrieb des Jessas definitiv nicht im Widerspruch mit der Förderung des Werk X stehen würde.

Den Vorwurf schlechten Krisenmanagements muss sich das Werk X dabei zudem gefallen lassen. Zwei Facebook-Statements ohne auf die vielen Argumente und Postings darunter einzugehen und sich einfach wegzuducken, zeugt von wenig Verständnis des sozialen Netzes.

(Update: Wenige Stunden nach dem Artikel hat das Werk X die Ratings auf Facebook ausgeblendet.)

Das Leben nach dem Shitstorm

Nun sind Likes eine Sache, echtes Geld die andere. Dass das Jessas doch noch am Petersplatz aufsperrt, ist ausgeschlossen. Heute hatte das Team vier Stunden Zeit Material vor Ort zu holen. Und das Werk X hat ja tatsächlich noch einen zweiten Theater-Standort am Arsch der Welt und verrichtet dort am Kabelwerk abseits der inneren Bezirke eigentlich ein recht wichtiges Werk. Für die Macher des Jesssas geht es darum, möglichst viel ihrer Investitionen zurück zu bekommen und eine akzeptable Ausweich-Location zu finden.

Für beides braucht es leider einen wesentlich längeren Atem als eine kurze Erhitzung auf Facebook. Dass Wien aber auch zu Solidarität innerhalb von Veranstaltern, DJs, Clubs und vor allem Publikum fähig ist, die man in dieser Form vor einigen Jahren in der Clubkultur noch für undenkbar gehalten hatte, hat es gestern bewiesen.

www.facebook.com/werkxwien

www.facebook.com/Jessas.club

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