Hört, braucht, bekommt man das?

Was kann Hi Res-Audio? Ist es wirklich Next Level, wie uns Sony, die Editors und Patrick Pulsinger erzählen möchten?

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Hi Res-Audio, das ist grundsätzlich alles, was über CD-Qualität hinausgeht. Mit MP3 ist das nicht mehr möglich. Stattdessen haben die neuwertigen Files sexy Namen wie Flac, DSD, Aiff oder Sony HRA. Sie alle haben gemeinsam, dass sie deutlich mehr Informationen beinhalten als eine CD oder ein MP3. Caribous "Our Love" kann als Hi-Res-File schon einmal auf über 120MB anschwellen. Und angeblich ist das jetzt Next Level.

Hört man das?

Früher gehörte eine gute Anlage in jedes bessere Wohnzimmer. Ein Standalone-CD-Player, ein Kassettendeck, einen … USB-Eingang für Files? Die Zeiten haben sich ganz offenbar geändert. In der ersten Generation von MP3s war jedem klar, dass 128kbps nicht dieselbe Qualität wie ein Vinyl liefern kann. Bei 320kbps schon weniger. Reicht voll, Unterschied kaum noch hörbar, es kommt eh auf ganz andere Dinge wie Boxen, Verstärker, Kabel undsoweiter an, das Ohr hat sich über Jahre an den Sound der Komprimierung gewöhnt – das war schon eher der Konsens. Und jetzt Hi Res Audio?

Ein Hörtest gibt Aufschluss. Die Höhen sind klarer, ebenso die Raumaufteilung. Im richtigen Setting mit dem richtigen Equipment und der richtigen Musik sind die Unterschiede eindeutig wahrnehmbar. Unter Studiobedingungen also. Das richtige Equipment, das könnte etwa ein Hi Res Audio-Kopfhörer mit integriertem Verstärker sein, der alles abspielen kann, vom mülligen Knistern über 192 kHz/24 Bit bis zu 2,8Mhz/5,6Mhz. Laptops können solche Files eigentlich problemlos abspielen. Auf Handies ist die Situation nicht so eindeutig. Dass iPhone 6 kann Hi Res angeblich technisch abspielen, tut das allerdings noch nicht, wie Mashable hier schreibt und getestet hat. Das Sony Xperia Z3 und zwei Modelle von Samsung haben Hi Res standardmäßig eingebaut und aktiviert.

Braucht man das?

Vielen ist wichtiger ihre Musik in der Cloud zu speichern oder über Spotify einige Millionen Songs jederzeit abrufen zu können. Dieses eine neue, irre geile Video von Drake ist auch erst einmal nur auf Youtube verfügbar. Und ob man einen Song wie "Anaconda" oder "Tuesday" wirklich in allen Details hören muss, darüber lässt sich natürlich streiten. Aber man stelle sich mal kurz vor, man würde die Originalbänder Nick Drake, Sixto "Sugarman" Rodriguez oder Amy Winehouse entsprechend remastern? Wenn die Antwort auf die Frage Hi Res-Audio so eindeutig wäre, wäre das Format schon längst etabliert. Hi Res macht derzeit nicht für alle Sinn, aber für manche sehr.

Es geht dabei um den alten Streit zwischen Verfügbarkeit und Qualität. Ja, natürlich werden viele Menschen weiterhin ihre Musik über Youtube auf den Boxen eines Sony Xperia, iPhones oder Samsung-Handys hören. Das heisst aber nicht, dass man nur so Musik hören muss. Es gehen ja auch Leute gern zu Hofer, zu Wienerwald oder MacDonald’s. Wer aber auch gerne einmal ein gutes Steak isst, oder aus biologischem Anbau, der begnügt sich auf lange Sicht auch nicht mit MP3s. Fürs DJing sind Files ab 320kbps unterste Grenze. Aber auch daheim oder am Smartphone machen diese Files einen Unterschied, der einem in einigen Jahren wohl so vorkommen wird, wie ein alter Film auf einem Hi-Definition-Fernseher. Gut, die Unterschiede fallen im Ohr nicht ganz so auf wie im Auge – aber auffällig genug.

Sony glaubt nun offensichtlich so sehr an diese neue Technologie, dass sie gerade Content Marketing im großen Stil betreiben und dafür Leute wie die Editors oder Patrick Pulsinger aktivieren, die darüber reden wie toll es ist, wenn man sich ihr Zeug so gibt, wie sie sich das ausgedacht haben.

Bekommt man das?

Pink Floyd, D’Angelo, Caribou, Ghostface Killah, J Cole, Leonard Cohen, Foo Fighters usw. Qobuz.com heisst eine der Plattformen, auf der man solche Files jenseits von CD-Qualität kaufen kann. Übertrieben tief ist der Katalog allerdings noch nicht. Und dann wäre da noch der Preis. Bei dem jüngsten Pink Floyd-Album beträgt der Unterschied zwei Euro. Das Caribou-Album kostet reguläre zehn Euro, in 24 statt 16 Bit wächst der Preis auf 17,50 an. Die Unterschiede sind selten so extrem, aber auch nicht vernachlässigbar.

Das könnte sich natürlich schnell ändern, wenn große Anbieter wie Amazon oder Apple mitmachen. Die Gründe warum zumindest Apple mit seinem iTunes-Store wohl so bald nicht auf Hi Res setzen wird, werden auf diesem Blog einleuchtend erklärt. Immerhin besitzt Sony mit einem der größten Kataloge dieser Welt und damit einige sehr gute Gründe, warum das Unternehmen daran interessiert ist, alte Musik in hochwertige Files umzuwandeln und noch einmal mitsamt neuen Geräten an die Welt da draußen zu verkaufen. Die Editors und Patrick Pulsinger finden auch, dass du das tun solltest.

Die Zeichen stehen auf HD. Die Gründe, warum es sich durchsetzen wird, liegen so wie ein niedriger Ölpreis, eine stagnierende Weltwirtschaft oder eine politisch unsichere Geopolitik vielleicht nicht einmal in der Hand von Sony, sondern wie so oft, ob wirklich viele Menschen das Geld haben werden, sich den sinnvollen Spaß zu leisten.

In Sachen Transparenz: Die Pressereise zu einer Listening Session mit den Editors wurde von Sony bezahlt.

Sony bietet derzeit seine Hi Res-Kopfhörer MDR1-ADAC, MDR1-A mit -10% bei allen Mediamarkt-Filialen an.

Wir verlosen einen Hi Res-Kopfhörer: 1x Sony MDR-1A. Schick bitte ein Mail mit dem Betreff "Hi Res Audio" an gewinnen@thegap.at und schreib uns mindestens ein Fileformat, das als Hi Res Audio durchgeht.

Mehr Infos hier:

www.sony.at/electronics/audio

www.sony.at/electronics/kopfband-kopfhoerer/mdr-1adac

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