Wenn Temperaturen immer extremer werden, dann muss sich auch Architektur etwas überlegen. BIG will dafür passende Lösungen finden, die jetzt als Bildband erschienen sind.
Amager Resource Center - Dänemark
Müllverbrennungsanlage, 90 m hohe Kletterwand und Skipiste? Das Amager Resource Center nahe Kopenhagens macht es möglich. Um aus dem Gebäudekomplex mehr als reine Energiegewinnungsquelle zu machen, wollen BIG den Bau als erweiterten Freizeitort gestalten. Nach dem Motto, "auf dem Shit, auf dem alle talwärts fahren". Fertigstellung 2017.
Audemars Piguet Museum - Schweiz
Kiloweise Schnee und Schweiz. St.Moritz also, oder? Ne, Le Brassus, Sitz des Uhrenherstellers Audemars Piguet. Die Luxusteile geben am Gelenk mächtig was her, so auch das Museum dazu. Als Inspiration für das spiralenförmige Gebäude diente dabei die Manufakturware selbst.
National Gallery - Grönland
Was macht man, um einen Staatsbau an einem naturbelassenen Fleck wie Grönland würdig zu gestalten? Richtig, man intergriert die Bauform an die Umgebung, hier an einer Meeresklippe. Die runde Glasform des Fassade ermöglicht zudem stets Tageslichteinstrahlung und Blick auf die stürmische Grönlandsee. Mehr als würdig finden wir.
National Gallery - Grönland
Ein Bauplan der Nationalgalerie.
Danish Pavillon - Shanghai, China
Anlässlich der Expo 2009 wurde BIG beauftragt, das dänische Pavillon zu errichten. Was daraus wurde? Ein multifunktionaler Komplex, bestehend aus Räumlichkeiten und Freizeitort für Besucher. Inklusive Radbahn, Restaurant und Freibad.
Phoenix Observation Tower - Phoenix, USA
Denkmäler schaffen ist bekanntlich nicht einfach, überhaupt nicht in Arizona. Trockenheit und Dürre prägen die Landschaft rund um Phoenix, wirkliche Prunkbauten sind bis dato Seltenheit. Um dies zu ändern und einen Ausblick zu benachbarten Gebirgszügen zu ermöglichen, dient die Form einer riesigen Stecknadel. Angetrieben werden soll das Ganze ausschließlich von Solarenergie, kluge Sache.
Telus Sky - Calgary, Canada
Das Telus Sky Building ist Tower für gleich zwei Unternehmen, einer Bank und einem Mobilfunkanbieter. Um die unterschiedlichen Ausrichtungen in einem Gebäude zu vereinen, entschied man sich für 2 Formen in einem Komplex. Fester Boden, verjüngende Form nach oben. Nice.
Court Scraper - New York
Eine Pyramide inmitten Manhattans? BIG sagt ja. Die dreieckige Form wurde gewählt, um eine Grünfläche innerhalb der Büroräume zu schaffen und Blick auf den Hudson River zu ermöglichen.
The Dry Line - Manhattan
Was macht man, um eine Stadt vor Hurricanes zu schützen und keine riesige Staumauer bauen zu müssen? Man formt die Schutzzonen in Freizeitareale um. Damit dies geschehen kann, werden Gefahrenstellen erhöht und somit wasserdicht gemacht. Auf den höher gestellten Ebenen ist dann Platz für Geschäfte, Cafès und Skateparks. Schön.
The Grove at Grand Bay - Miami
Coconut Grove - eines der ältesten Stadtviertel Miamis und Lebensraum für tausende Familien Lateinamerikas. Um das direkt an der Küste liegende Wohnungsareal passend für Umgebung und Einwohner zu gestalten, war die Idee, sämtliche Seiten mit Glasfassaden und Terrassen auszustatten. Somit können Meeresblick und Sonnenwärme als primäre Energiequelle für sämtliche Wohnungen garantiert werden.
Architektur muss sich heute immer flexibler an die Umwelt anpassen. Arabische Wüsten, tropische Wälder und karge Landschaftszüge – was der Mensch zuerst selbst immer unwohnlicher gemacht hat, dem wird mit neuen Materialien und Konstruktionen wieder Lebensraum abgerungen.
Bauten für extremes Wetter, heiß und kalt, darum geht es den Architekten von BIG. Die Bjarke Ingels Group setzt sich in ihren Projekten mit den Gegebenheiten der Landschaft auseinander, ob extreme Wärmepole oder tiefste Minusgrade, man versucht, optimale Lösungen zu finden. Neuartige Bauweisen und resistente Materialen werden dabei mit traditionellen Formen und kulturellen Codes der jeweiligen Region kombiniert.
Das Buch "Hot to Cold – An Odyssey Of Architectural Adaption" zeigt die architektonische Arbeit in Extrembedingungen anhand bereits realisierter Bauten und future goals. Beginnend von Cold, werden die verschiedenen klimatischen Bedingungen der Erde bis zu Hot aufgezeigt. Trotz der umfangreichen Größe des Buches sind die Kapitel dabei praktisch dargestellt und ansprechend illustriert.
Kein Müll
Man kann sich natürlich fragen, ob es das alles braucht, ob Menschen wirklich in Gegenden leben sollten, die ganz offenbar dafür nicht gemacht sind. Kann man und sollte man. Was aber nicht heißt, dass es nicht für solch extreme Bedingungen nicht auch sinnvolle und weniger sinnvolle Lösungen gibt.
Alternative Energien, klimatische Veränderungen und neue Lebensformen verlangen Architektur mehr ab als das. Die Architekten von BIG hinterfragen genau diese Schnittstelle. Es geht darum, in sich geschlossene Öko-Systeme zu bilden, wo Gebäude im Einklang zu Mensch und Lebenswelt stehen. Dass dabei höchst ansprechende Bauten entstehen, die sich nahtlos in die Umgebung einfinden, wäre das Ziel.
Man vs. Machine
Gebäude von Heute sind Maschinenbauten. Wie immer sich Klima und Umwelt auch verhalten, die Bedingungen der Bauten sollten stets standardisiert und verallgemeinert sein. Klimaanlage, elektronisches Licht, warmes Wasser, dabei handelt sich meist um mechanisch produzierte Vorgänge. Dabei würden Umwelt, der kulturelle Rahmen und Menschen oftmals zu kurz kommen. BIG will Menschen davon ein Stück weit befreien, Gebäude und darin Lebende ent-mechanisieren sozusagen.
Das schwere Buch gibt dabei Einblick in einen erfinderischen Geist und öffnet damit Möglickeiten für eine Diskussion.
Das Buch dazu kann man als Anleitung, Ideenpool oder Manifest moderner Bausprache verstehen, anschaulich ist es allemal. "Big – Hot To Cold" im Taschen Verlag ist ab sofort erhältlich.
Vorne, von links nach rechts: Robert Rotifer (FM4 Heartbeat, Popfest-Kurator), Gerald Votava (Projekt X), Eva Umbauer (FM4 Heartbeat), Dirk Stermann, Christoph Grissemann, Marian Schönwiese, Christian Lehner (FM4 New York, jetzt FM4 Berlin), War nur kurz dabei und weiss nicht mal FM4 selbst, Hannes Eder (General Manager Universal Music Austria, zeitweilig Starmania Scharfrichter), Florian Horwath (Musiker)\r\nEine grössere Version des Fotos gibt es hier.