666 hätten es werden sollen. Geworden sind es »555 Hasshaikus«, die davon Zeugnis ablegen, wie man hassen soll, kann oder wen man warum hassen könnte. Davon einmal abgesehen machen die ins exotische Format gebogenen Kürzestgeschichten von Amira Ben Saoud und Manfred Gram ziemlich viel Spaß.
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Es hat sich mittlerweile eingebürgert, potenzielle Leser darauf hinzuweisen, wie viel ihrer kostbaren Lebenszeit die Lektüre eines Textes in Anspruch nehmen wird. Deshalb sei hier gesagt, dass, wer vor hat, alle 555 Hasshaikus am Stück zu lesen, damit locker in 45, maximal 50 Minuten durch wäre. Das ließe sich sogar sinnerfassend bewerkstelligen.
Die derbe Zote
Anzuraten ist diese Art der Lektüre allerdings eher nicht. Denn manchmal muss und möchte man sich den Hass auf den Lippen zergehen lassen, ihn auskosten, ein Haiku laut vor sich herspucken. Mitunter hat das, möchte man sich zumindest einreden, therapeutische Wirkung. Darüber hinaus sind wir alle natürlich befangen, denn beide Protagonisten – Amira Ben Saoud wie Manfred Gram – sind uns bei The Gap bestens bekannt. Beide haben Migrationshintergrund (er: Steirer, sie: Niederösterreicherin), beide lieben das Spiel mit der Sprache, pflegen die derbe Zote. Beide kultivieren den Grant. Und, klar: Wer leidenschaftlich lebt (oder das zumindest versucht), hasst auch.
SMS-Battle
Die Entstehungsgeschichte dieser Sammlung möchte man sich als modernen Briefwechsel vorstellen. Als SMS-Battle mit dem Drang, den jeweils anderen noch präziser, noch abseitiger, noch wohlklingender zu übertrumpfen oder zu übertölpeln. Die Form – was ist überhaupt ein Haiku? – erklärt sich (siehe Gallery) ohnehin von selbst. Darüber hinaus besteht ein gewisses Restrisiko, dass du Lust verspürst, dir eine dieser hinterhältigen Kürzestgeschichten tätowieren zu lassen; als chinesisches Schrifträtsel, im Nacken.
"Wie man hassen soll – 555 Haikus gegen alles" ist Ende März im Milena Verlag erschienen. Die Buchpräsentation findet am 28.4 um 19.30 im Top Kino statt.