Will Smith spielt nicht Bat Man oder Hulk, sondern Hancock und Con Man. Also einen Romcom-Gauner, wie hier in "Focus".
Was für den Österreicher der (Trick-)Betrüger, ist für den Nordamerikaner der Con Man. Der englische Begriff klingt zweifelsfrei eleganter, aufregender und kinotauglicher als sein deutschsprachiges Pendant und verschleiert zugleich ein wenig, dass es sich bei diesen Kriminellen nicht um Robin-Hood-artige Gentlemen-Gauner handelt, sondern um skrupellose, gut organisierte Profi-Diebe.
Entromantisiert ist der Con Man auch in "Focus" nicht, offenbart aber zumindest im ersten Akt eine angenehme Realitätsnähe. Nicky (Will Smith) glaubt nicht an den großen Coup. Touristen in der Superbowl-Woche um ihr Geld zu erleichtern, macht ihn zwar nicht reich, birgt dafür jedoch kaum Risiko. Das bringt der erfolgreiche Betrüger auch seiner hübschen Praktikantin und baldigen Liebhaberin Jess (Margot Robbie) bei. Als Abschiedslektion gibt er ihr nach einem erfolgreichen Job den Laufpass und lässt sie heulend auf einem Pannenstreifen zurück.
Erst drei Jahre später begegnen sich die beiden wieder, und obwohl Jess sich als die Frau an der Seite von Nickys millionenschwerem Auftraggeber herausstellt, setzt der Con Man alles daran, sie zurückzugewinnen.
The Hustle needs some Funk
Während die Anhäufung überraschender Wendungen in vielen Filmen nur zähneknirschend zu ertragen ist, gehört sie im Subgenre des Con-Man-Thrillers zum Grundprogramm. Wer legt hier wen rein, wer ist am Ende doppelt angeschmiert und welcher Betrüger wird selbst betrogen: Das Miträtseln und Um-die-Ecke-Denken machen den Bärenanteil des Unterhaltungswertes aus.
Auch "Focus" bietet gefällige Plot Twists, die mit Fortdauer des Films an Raffinesse gewinnen, aber an Bodenständigkeit verlieren. Von der breiten Masse setzt sich der Streifen dadurch ab, dass er auch als Will Smith-Komödie und Gangster-Romanze überzeugt. Ein bisschen mehr Funken hätten zwischen Smith und Robbie freilich schon fliegen können.
"Focus" läuft bereits in den heimischen Kinos.