The Future is dark and full of terrors

Düster sieht die Zukunft in »Blade Runner 2049« aus – und episch. Das beste Sci-Fi-Sequel seit »Das Imperium schlägt zurück«.

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Kultfilme und Genreklassiker im Kino aufzuwärmen ist bekanntlich eine heikle Angelegenheit. Für die Fans des Originals wiegt die Angst vor Denkmalschändung meist schwerer als die freudige Erwartung. Bei »Blade Runner 2049« war es nicht anders. Da half es wenig, dass …

… der Zeitpunkt für die Fortsetzung von »Blade Runner« gut gewählt ist, spielte das Original doch im Jahr 2019.

… Ridley Scott als Produzent fungierte und mit Denis Villeneuve (»Arrival«, demnächst »Dune«) DER topaktuelle Go-to-guy der Science-Fiction die Regie übernahm.

… sogar Harrison Ford in seine altbekannte Rolle schlüpfte und das Skript vorab als das beste bezeichnete, das ihm jemals in die Hand gedrückt wurde.

© Sony

Die wichtigste Info also vorweg: Die Sorgen waren unbegründet, »Blade Runner 2049« ist ein Meisterwerk geworden. Visuell ist das Sequel schlichtweg atemberaubend und glänzt durch ein unvergessliches, ans Original gemahnendes Setdesign – von der bedrohlichen Megacity Los Angeles, über die überdimensionierte Mülldeponie San Diego bis zu den verstrahlten Ruinen von Las Vegas. Auch die Besetzung ist bis hin zur winzigsten Rolle (David Dastmalchian, Barkhad Abdi) perfekt, für heruntergeklappte Kinnladen sorgen vor allem die weiblichen Nebenfiguren rund um Replikantin Luv (Sylvia Hoeks).

Langweilig?!

Die Zivilisation der Zukunft, die uns »Blade Runner 2049« präsentiert, ist auf dem Rücken von künstlich erschaffenen, humanoiden Sklaven, sogenannten Replikanten, errichtet. Blade Runner K (Ryan Gosling) spürt flüchtige Arbeitsverweigerer auf, um sie zu liquidieren. Dabei stößt er auf ein gefährliches Geheimnis und die Spur seines Vorgängers Rick Deckard (Harrison Ford).

Wie schon in »Blade Runner« ist der Plot eher dünn, das Erzähltempo im besten Fall gemächlich. Will man den Film deshalb als langweilig abstempeln, könnte man sich aber auch gleich darüber beschweren, dass beim Schach so wenig Tore fallen. Die Handlung der »Blade Runner«-Filme erinnert nicht von ungefähr an die »Hardboiled Detective Stories« des Noir-Genres. Die heruntergekommene, sündige Großstadt ist die wahre Hauptfigur, K (und früher Deckard) ihr Sproß und Avatar, und schon der Dreck, der sich unter seinen Fingernägeln sammelt, ein Sinnbild für den grassierenden Identitätsverlust der menschlichen Existenz. Zwischen Hightech und Old-Tech, finsteren Gassen und grellen Hologrammreklamen wächst in »Blade Runner 2049« eine furchteinflößende Dystopie. Langeweile kommt dabei höchstens auf, wenn man sich nach den Schluss-Credits sofort wieder um neue Kinotickets anstellt.

»Blade Runner 2049« startet am 6. Oktober 2017 in den österreichischen Kinos.
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