Mavi Phoenix musste gerade zur Matura. Sie gehört neben Salute und Kimyan Law zu den ganz jungen Musikern aus Wien, die man besser im Auge behält. Wumms ist dabei.
Nach drei Minuten nicken wir uns wie Musikbiz-Arschlöcher zu. Ja, oder. Ja, klar, die passt auf unsere Party, machen wir. Mavi Phoenix strengt sich für die Leute an, auch an einem Sonntag im B72, hat charmante Visuals mit und der Beat bringt sofort Leben in die Bude. Wie das so oft ist, hat man einen Tipp bekommen.
Mavi Phoenix kommt aus Linz, macht Matura, aber außer den Feeds auf Instagram und Facebook weiß man von ihr noch wenig. Wohin das mit ihr geht, ist völlig unklar. Man hat große Talente scheitern gesehen und durchschnittliche Wasteln standen plötzlich auf Festivalbühnen. Mavi Phoenix hat bisher erst eine EP und ein Video gemacht. Und beides ist zu gut, um ihr nicht eine Bühne zu geben.
Weil wir das beinahe immer fragen, Kanye oder Drake?
Das ist gemein. Kanye war mein erster Lieblingsrapper. Durch ihn hab ich Hip-Hop kennen und lieben gelernt. Letztens hat er jedoch in einem Interview gemeint, dass er zurzeit musikalisch nicht ganz so viel zu bieten hat wie in seinen besten Jahren und er sich einstweilen lieber der Mode widmen möchte.
Deshalb: Drake! Sein letztes Album hör ich seit dem Release-Date rauf und runter. In Sachen Produktion und Rapping ist es so schlicht, wie genial.
Angeblich arbeitest du mit dem Produzent von Left Boy zusammen. Ja oder? Und wer mischt sonst noch mit?
Ja, Simon Herzog hat einige von den älteren Songs von Left Boy co-produziert, so wie er das jetzt bei mir auch tut. Die Sache sieht so aus: Ich produziere einen Song, Simon hört sich das an und gibt Vorschläge und Verbesserungsmöglichkeiten. Im Endeffekt schleifen wir dann gemeinsam so lange an Songs bis sie für uns beide perfekt sind. Das Ganze machen wir übrigens meistens über Skype.
Wie viele Rapper aus Österreich oder Deutschland kennst du, die auf Englisch texten und damit cool und erfolgreich sind. Ausser dir?
Erstens: Danke für das Kompliment, lieb von dir. Zweitens: Viel zu wenige! Vielleicht bin ich da aber auch nicht so bewandert. Außer Left Boy fällt mir nur der Wiener Rapper Mirakle ein. Der kann wirklich was.
Phoenix ist ja ein cooler Nachname. Persisches Adelsgeschlecht? Wie kommt man dazu?
Die Wahl des Namens hat schon damit zu tun, dass er majestätisch klingt. Auf den Namen gekommen bin ich aber, weil ich etwas über River Phoenix gelesen habe. Er war ein Schauspieler & Aktivist, der sehr früh gestorben ist. Sein Bruder ist Joaquin Phoenix. Die Eltern der beiden haben den Namen der Familie nach der Geburt einer Tochter in Phoenix umgeändert, weil der mystische Phönix der aus seiner eigenen Asche steigt einen Neuanfang symbolisiert. Mavi Phoenix war ein totaler Neuanfang für mich, da ich mich von allem was ich früher, unter meinem bürgerlichem Namen, gemacht habe etwas abheben und mich neu erfinden wollte.
Was war bisher dein Lieblingshate oder bekommst du nur <3?
Die Zeit nachdem ich 2013 einen oberösterreichischen Musikcontest gewonnen habe war wohl die bisher schlimmste Zeit als Musikerin für mich. Ich hatte ein Musikvideo online auf das irgendwelche Metal-Fans aufmerksam wurden. Da waren dann auch so Sachen wie „kill yourself“ in den Kommentaren dabei. Heute kann ich darüber lachen, aber damals war ich unglaublich traurig.
Überhaupt bin ich weit davon entfernt nur <3 zu bekommen. Auch die Dislikes beim "Green Queen"-Video sind in Relation ein bisschen viel. Aber das ist gut so. Ich mache ja nicht Musik, um irgendjemandem zu gefallen. Wobei ich im letzten Jahr keine einzige Hate-Meldung bekommen hab. Meine Sachen jetzt sind ja schon besser als die der 16-jährigen Marlene.
Welche Emojis brauchst du am Häufigsten?
Den Smiley der Tränen lacht, die betenden Hände, den Mond mit dem “judging“-Blick, und das rote Herzal.
Ist Linz ein guter Ort, um Musik zu machen?
Heutzutage kann jeder Ort ein guter Ort um Musik zu machen sein. Von wegen Internet, Home-Studio und so. Von der Ausbildung her ist Linz perfekt für klassische Musiker. Für den Anfang gibt es auch genügend Auftrittsmöglichkeiten, wobei Solo-Artists wie ich bei Veranstaltern nicht so gern gesehen werden wie abgeklatschte Indie-Bands. Nun gut, mit dem Zug ist Wien ja eh nur eine Stunde entfernt. Ich rate allen Linzer Musikern früher oder später den Zug dorthin zu nehmen.
Allein auf der Bühne Leute bespassen ist nicht so leicht. Die meisten holen sich zumindest einen Sidekick und einen DJ dazu. Wie wirst du das live machen?
Das stimmt, und es ist jedes Mal für mich ein Sprung ins kühlere Wasser. Ich hab immer einen DJ dabei, der meine Instrumentals abspielt, um mich besser auf die Vocals konzentrieren zu können. Wenn man alles gibt und die Sache gut durchzieht, braucht’s im Regelfall nicht mehr.
Die EP "My Fault" von Mavi Phoenix ist bereits erschienen und lässt sich auf www.maviphoenix.com gratis bekommen. Mavi Phoenix tritt demnächst zweimal in Österreich auf: 150 Jahre The Gap mit Actress, Elektro Guzzi und Cid Rim am 15.05. und beim Linzfest am 16.05.