Während mehr und mehr heimische Acts international für Furore sorgen, fehlt es noch an gut vernetzten und ausgebildeten Musikmanagern, meint Hannes Tschürtz von Ink Music. Mit einem neuen Lehrgang an der FH Kufstein will er das nun ändern.
Der Lehrgang Musikwirtschaft startet ab Herbst 2015 an der FH-Kufstein – warum gerade jetzt? Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang der derzeitige Erfolg österreichischer Musik?
Wir reden seit Jahren davon, wie lebendig und originell die hiesige Musiklandschaft ist und wie großartig sie sich entwickelt. Was sich aber nicht ganz so rasch weiterentwickelt hat, war das Umfeld: Es gibt verhältnismäßig wenige gut qualifizierte und vernetzte Menschen, die mit diesen Bands den Weg zu einer potenziellen Karriere gehen können – dort setzt dieser Lehrgang an, der Zeitpunkt könnte also kaum besser sein.
Ihr habt ja über Ink Music auch die Inkademy in verschiedenen Städten veranstaltet. Die Inhalte klingen recht ähnlich. Wo liegen die Unterschiede zum neuen Lehrgang? Welche Erfahrungen konntet ihr bisher sammeln?
Die Inkademy hat 2006 mit der Intention begonnen, Künstler und Menschen in unserem Umfeld mit unserer Arbeit und dem entsprechenden Know-how zu konfrontieren, um mit möglichst gleichberechtigten Partnern am Tisch zu sitzen und die künstlerischen Interessen so besser gemeinsam weiterentwickeln zu können. Dass sich daraus recht rasch ein auch außerhalb davon gut etablierter Kurs mit vielen längst in der Branche verankerten Personen entwickelt hat, war quasi "Proof of Concept".
Der Lehrgang erfindet dieses Rad natürlich nicht neu – die Themen in der Musikwirtschaft bleiben ja im weitesten Sinne dieselben. Innerhalb der Themenkomplexe ist aber im Lehrgang wesentlich mehr Breite und Tiefe möglich. Der Kurs ist deutlich länger und intensiver, es kommen vor allem sehr viele nationale und internationale Vortragende mit großartigen Netzwerken und Fachwissen dazu – und das bildet geradezu automatisch eine hervorragende Basis für die Teilnehmer.
Drei Blockeinheiten finden im IKM an der Musik-Uni in Wien statt. Kufstein und Wien sind ja doch recht weit voneinander entfernt – wie kam es zu dieser Lösung?
Ich unterrichte seit 2009 an der FH Kufstein im Bereich Sport-, Kultur- und Veranstaltungsmanagement. Aus dieser Zusammenarbeit entstand die Idee für den Lehrgang. Die FH in Kufstein ist ein tolles Haus, bestens organisiert und trotzdem ein sehr angenehmer Ort für das Arbeiten oder Studieren. Die Luftveränderung empfinde ich sogar als großen Vorteil und als wichtigen Punkt für einen solchen Kurs – der Perspektivenwechsel lohnt sich.
Kufstein ist gerade einmal eine panoramareiche 3,5-Stunden-Zugfahrt von Wien entfernt – für mich ist das immer auch eine Form von Erholung, aber auch durchaus eine perfekte Strecke zum konzentrierten Arbeiten. Zwei Wochenenden lang ist das also nicht nur zumutbar, sondern geradezu ideal.
Als Zielgruppe werden Unternehmer und Arbeitskräfte im (pop-)musikalischen Umfeld angegeben. Kennt man sich untereinander oder erwartet ihr auch neue Gesichter?
Wir haben unternehmerisch immer versucht, möglichst nahe an den für uns relevanten Szenen dran zu bleiben – von daher sind einige der Interessierten sicher schon das eine oder andere Mal in unserem Umfeld aufgetaucht. Der Lehrgang soll eine ideale Basis schaffen – das hilft dem absoluten Einsteiger genauso wie jemanden, der bislang "nur" on the job lernen konnte. Grundsätzlich ist die Vernetzung und der Aufbau von Beziehungen in diesem Umfeld ein ganz zentraler Punkt, den wir entsprechend stark im Programm einbauen und berücksichtigen wollen.
Welche Eigenschaften sollte man für den Lehrgang und den Beruf Musikmanager mitbringen?
Leidenschaft, Empathie, Fairness, Durchhaltevermögen.
Wie ist die österreichische Musikbranche aufgestellt? Wo fehlt es deiner Meinung nach am meisten an Know-how?
Unsere Generation – die Arcadias, Siluhs, Seayous, Inks etc. – wir haben uns unser Know-how praktisch komplett selbst erarbeiten müssen. Das ist aufregend, aber auch mühsam. Wir haben uns immer ausgetauscht und auch mal geholfen. Langsam beginnt aber auch eine gesunde, wiewohl immer noch freundschaftliche Konkurrenz. Das ist sehr belebend und befruchtend. Der Lehrgang kommt hier als Pool für clevere, gut ausgebildete Leute hinzu.
Leute wie Filip Potocki von Arcadia Live unterrichten auch im Lehrgang, geben ihr Wissen und Know-how weiter; umgekehrt ist zu erwarten, dass frische und neue Zugänge jüngerer Leute auch sehr positive Effekte auf die Weiterentwicklung der Branche haben.
Nächste Seite: Was kann und will der neue Lehrgang leisten?