Das Wiener Electronic-Trio Elektro Guzzi hat sich für den neuesten Release etwas besonderes einfallen lassen: einen Versus-Release mit dem bulgarischen Techno-Pionier Kink. Bei uns exklusiv im Stream.
Für die vierte Ausgabe von Arts & Craft – bei dem wir gutes Bier und gute Musik zusammenbringen, weil sich beides sehr gut verträgt – haben wir uns Elektro Guzzi geschnappt. Viele einleitende Worte braucht es für das Techno-Trio ohnehin nicht.
Bernhard Hammer (Gitarre), Bernhard Breuer (Bass) und Jakob Schneidewind (Bass) sorgen mit ihrem einzigartigen Setting seit Jahren für Furore in der Szene. Schnell wurden ihnen Titel wie "Beste Technoband der Welt" oder "Technowunder" umgehängt. Dass diese Begriffe auch halten was sie versprechen, haben sie zuletzt in der Grellen Forelle bei unserer 150-Ausgaben-Feier gezeigt. Im Hinterhof ihres Studios haben sie uns bei ein paar Craft Bieren von der aktuellen Kollaboration mit Kink, ihren Nebenprojekten, Befreiungsschlägen, Zukunftsplänen und ihrem neuen Album erzählt.
Das Arts & Craft Interview führte Kevin Reiterer, Fotos machte Marco Leimer.
Um auf euren letzten Release „Circling Above“ (Re-Release einer Tape-Session), zu sprechen zu kommen, wie gehen bei euch in einer Jamsession die exakten und repetitiven Techno-Strukturen und Improvisation zusammen?
Bernhard H.: Die Herausforderung bei so einem langen Stück für uns ist auf jeden Fall die Struktur. Jamsession im eigentlichen Sinn ist es nicht, Vieles ist ausgecheckt und sehr klar vorgegeben, über den Zeitraum die Spannung zu halten ist da schon schwieriger.
Unser letztes Album „Observatory“ ist ca. zum gleichen Zeitpunkt entstanden und dadurch haben wir auch vieles verwendet, was wir zu der Zeit entdeckt haben – einzelne Ideen sehr lange spielen, auf minimale Änderungen konzentrieren und viel mit Räumen arbeiten, die jeder einzeln kontrollieren kann. Dazu haben wir auch angefangen, erstmals mit Sequenzern zu arbeiten, die eine verdichtende Ebene zum Sound beigetragen haben.
Gibt es dann eine Art Ziel in der Struktur einer Session oder ein bestimmtes Thema, dass zu einem Zeitpunkt eingebaut werden soll?
Bernhard H.: Eigentlich nicht. Es ist nur eine Spielhaltung, die auf den langen Zeitraum für uns funktioniert und wir konzentriert eine halbe Stunde lang den Sound formen können.
Der eigentliche Grund warum wir beisammen sitzen ist eurer Versus-Release mit Kink, der ebenfalls auf bei eurem Label Macro releast. Habt ihr euch dazu getroffen oder lief der alles nur übers Netz ab?
Jakob: Die Idee für den Release war schon, dass es sehr frei und easy sein soll. Es war klar, dass wir nicht mit seinen Stamps arbeiten, sondern eher eine Coverversion machen, darum ist es auch eine runde Sache geworden.
Bernard H: Lange Zeit war allerdings nicht gar nicht klar, ob die Platte zustande kommt, weil Kink ja immer sehr beschäftigt ist und auch fast zeitgleich mit „Observatory“ sein Debüt releast hat. Darum freuen wir uns nun umso mehr.
Könnt ihr euch so etwas auch mit anderen Künstlern vorstellen, mit Kink passen Ästhetik und Setting ja ideal zusammen?!
Bernhard H.: Auf jeden Fall. Ende Juli kommt ein Remix den wir für Indian Wells gemacht haben. Uns macht es momentan sehr viel Spaß, mit so konkreten Anhaltspunkten zu arbeiten und daher wollen wir es auf jeden Fall auch vermehrt machen. Normal geht bei uns eher was in Wochen weiter und diese beiden Tracks waren jeweils in ein paar Sessions im fertig.
Ihr habt lange Zeit nur durch eure reguläre Alben auf euch aufmerksam gemacht. Braucht ihr inzwischen ebenfalls permanent Releases um euren Bookingkalender zu füllen oder warum passiert gerade so viel?
Jakob: Viel hat mit unserer momentanen Arbeitsweise zu tun. Die ersten beiden Alben haben wir damals mit Patrick (Pulsinger, Amn.) aufgenommen und gemischt. Jetzt haben wir seit vier Jahren unser eigenes Studio, wo wir von der Aufnahme bis zum Finish alles machen können. Dadurch vergeht viel weniger Zeit mit Warten, Terminsuche usw. – die Leerlaufzeiten sind einfach weggefallen und dadurch sind wir schneller. Und natürlich klar: um präsent zu sein muss man einfach releasen!
Bernhard H.: Aber es ist nicht nur die reine Notwendigkeit, sondern eben auch die Möglichkeit haben, das so zu machen. Wir haben das Privileg uns eigentlich fast ausschließlich auf das Projekt zu konzentrieren und dadurch können wir ständig daran weiterarbeiten und es verfeinern.
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