Hier will jemand seine eigene Version von Dancemusik voranbringen. Das gelingt, hookt nur nicht immer.
Was in den Clubs in London gerade angesagt ist, hat es abseits der Insel nicht immer leicht. In diesen Wiener Breiten sind Techno, Saxophone und Melodien oft beliebter als transatlantische Sounds. Viele Beats und Grooves bleiben deshalb etwas für Liebhaber. Grime, 2 Step oder UK Bass erging es so. Wer sie live hören und sehen will, muss ins Zillertal oder an die kroatische Küste fahren, wo englische Festivaltouristen manchmal ganze Campingareale, Dörfer und Städte übernehmen. Wenn also eine blutjunge Britin mit Clubtracks ankommt, die nicht einmal echten Clubtracks sind, könnte es also gut sein, dass sie hier ein Geheimtipp bleiben. Was einen nicht davon abhalten sollte, Freunde mit Georgia zu nerven.
Man könnte dann beim Unspannendsten anfangen, der Produktion. Klar, Georgia Barnes ist die Tochter von Leftfield. Da lernt man das im Kinderzimmer. Oder man lernt Schlagzeug. Trotzdem schön, wenn die Kinderstube solche kristallinen, klaren Tracks hervorbringt. Wer glaubt, dass Papa sonst viel nachgeholfen hat, muss sich nur zwei Tracks anhören, um zu wissen, dass Georgia in ganz anderen Clubs, mit anderen Grooves, anderen Aggregatszuständen aufgewachsen ist. Geschrieben, gespielt und aufgenommen hat sie das ohnehin selbst. Es sollen zwei aufreibende, obsessive Jahre gewesen sein. Sie hat nebenher an der School of Oriental and African Studies Musik studiert. Man kann Einflüsse hören. Wenn man es nicht wüsste, vermutlich aber auch einfach nicht. Die Stimme fällt ab. Katy B und Ellie Goulding wissen doch besser wie man eine Hook schreibt, die auch hookt. Dabei hat Georgia nicht einmal Angst vor eingängigen Refrains oder Melodien. Sie stottern nur immer wieder und blühen nicht richtig auf.
Die Stärken des Albums liegen darin wie dicht es ist und wie stringent. Hier will jemand seine eigene Version von Dancemusik voran bringen. Das gelingt auch, es klingt tatsächlich frisch. “Georgia” ist nur noch nicht so ausformuliert, dass es als Blaupause für andere dienen kann. Verschmerzbar, kann aber definitiv noch kommen.
"Georgia" von Georgia erscheint am 7.8. via Domino.