Joshimizu segelt mit riesigen Pupillen durch Vegas, er hat jetzt Witz, seidigen Flow und am Ende auch einen Kater.
Joshi ist allein, nur er und Modelfrauen in den beiden aufwendig gefilmten Videos. In Las Vegas war er, durchdrehen in den Clubs, Pillen einwerfen, Papers verheizen. Dass der mächtig schiebende G-Funk-Beat von »Viva Las Vegas« wirklich an Joshimizu ging, wundert fast. Immerhin hätte man dieses Premium-Material locker international verkaufen können. Vegas macht als die seltsamste Stadt der USA aber Sinn. Bei »MDMA« war man noch in Tokio. Joshi als den zockenden und driftenden Asiaten im deutschen Rap-Game positionieren zu wollen, war zwar mutig, aber unterm Strich nicht die beste Idee, die man in Berlin dort beim Label von Raf Camora jemals hatte. In Las Vegas schwimmt Joshi jetzt obenauf im Treibsand und ballert am Klo mit tellergroßen Pupillen. Dabei heißt das Nachfolgealbum zu »MDMA« ja eigentlich »MDMD«, also Montag der Morgen danach. Und Kater, den gibt es auf dem dritten Album in nur zwei Jahren auch.
Was Joshimizu bisher fehlte, waren bei all den steilen Zeilen übers Partymachen auch die einzigartigen, die außergewöhnlichen Geschichten. Dabei hat er genug zu erzählen. Er war früher im Casino Croupier, jahrelang als Host von Partys im Wiener Volksgarten oder Praterdome unterwegs, hat eine Menge Spielschulden gesammelt oder genug Zeit ohne Rap vergondelt. Aber selbst wenn der Jetset-Lifestyle heute in seinen Videos deutlicher zu sehen ist als auf seinem Bankkonto, mögen viele Hörer diese Storys über den alltäglichen Kampf mit sich selbst und über den Weg nach oben. Die gibt es auch. Sie sollten nur nicht so müde wie »Stunde Null« klingen. »Kreaturen« kitzelt da schon viel mehr an den Frontallappen. Auf dem geschliffenen »Kim« stiehlt Sudden mit seiner borstigen Stimme und der Zeile »davon ist Kim Jong Un-beeindruckt« Joshi die Show. Sonst sind die Beats grundsolide, die Reime purzeln aus Joshi nur so raus, der Flow ist seidig, die Belieferung könnte noch auffälliger sein. Lieber glücklich auf der Couch als unglücklich auf einer sinkenden Jacht, rappt Joshi fast am Ende ausgenüchtert. Der Rausschmeißer hat sogar ordentlich Witz. In »Alles hat man nicht« jammert er auf höchstem Niveau. Mehr davon und Joshi gelingt nicht einfach nur das beste Rap-Album aus Wien Rudolfscrime.
"MDMD" von Joshimizu ist soeben via Independenza erschienen. Stream gibt es hier.