Wir sind viele! Vielleicht ein Trost: Nicht nur jeder einzelne andere Thomas Weber, auch ein jeder Markus Huber und eine jede Maria Müller wird mit Namensgleichen verwechselt. Über Alltagsprobleme mit Allerweltsnamen und das Kreuz mit Namensvettern.
Was ich mich gerade frage: Was ist der Plural von Thomas Weber? Nein, keine Angst, ich bin jetzt nicht komplett durchgeknallt. Die Frage drängt sich einfach auf, wieder einmal. Es gibt nämlich eine ganze Reihe von diesen Thomas Webers. Und Verwechslungen häufen sich natürlich mit der Exponiertheit der Namensträger. Dem ist man als Journalist ausgesetzt, was soll’s.
Zeitgenossen mit anderen eher eingängigen als günstigen Namenskonstellationen kennen das. Martin und Markus Huber könnte davon vermutlich ebenso ein Lied singen wie Sabine und Maria Müller. Und der Robert Maier sowieso. Jeder einzelne Robert Maier übrigens! Ein Hassan Maier wäre da deutlich weniger verwechselbar. Aber keine Gedankenexperimente, bleiben wir bei der Empirie.
Webdesigner, Therapeuten, Schlosser
Vor ein paar Jahren rechtfertigte mein Postler ein paar falsch zugestellte Kuverts für mich schlüssig mit den vier, fünf Thomas Webers, die alleine in seinem Zustellrayon zu beliefern wären. Kann man nachvollziehen, muss man als Ausrede durchgehen lassen. Ich habe nachgesehen, herold.at listet unter »meinem« Namen mit Wohnadresse Wien ein paar Personen, u.a. einen Schlosser, einen Webdesigner, einen Psychotherapeuten. Alles praktische Fähig- und Fertigkeiten. Keine einzige davon allerdings beherrsche ich. Verwechslungen sind deshalb eher auszuschließen. So einfach ist das aber nicht immer.
Vor ein paar Tagen erst öffnete ein alter, lange nicht gesehener Bekannter das Chat-Fenster. »Sag, wohnst du zufällig in der Argentinierstrasse?«, poppte da auf. Tu ich nicht, aber unser neues Büro ist im Grätzl. Warum er das wissen wollte? »Na, weil mir ein Thomas Weber etwas auf Discogs abkauft. Und der wohnt in der Argentinierstrasse. Hätte ja sein können. Eine Fields-Of-The-Nephilim-DVD. Hätte ich mir auch vorstellen können.« Gut, ich zwar eher nicht, aber schön, mal wieder was von Robert gehört zu haben. Ich bin auf Facebook neuerdings sogar mit einem Thomas Weber befreundet. Zwar ist er mir bislang nur namentlich bekannt (haha), aber diese Verbindung hatte sich förmlich aufgedrängt. Schon länger war mir zu Ohren gekommen, bei den Neos – ja, beim neuen Liberalen Forum – würde es auch einen Thomas Weber geben. Soll sein.
Ich hab (nicht) dich gewählt
Nah ging mir die Sache erst, als dieser sich schließlich vor ein paar Monaten den parteiinternen, aber auch für Nicht-Parteimitglieder offenen Vorwahlen für die Wien-Wahl stellte. Gezählte vier SMS von Bekannten, eines sogar von einem Freund, langten bei mir ein. Ihr Inhalt, sinngemäß: »Servas, ich hab dich grad g’wählt!« Was antwortet man da? Danke, Jörg? Eher: »Danke, aber das war nicht ich!« Ich war amüsiert.
Weniger lustig war dann allerdings eine parteipolitische Diskriminierung aus dem, nennen wir es: sozialpartnerschaftlichen Milieu, die es offiziell natürlich nie gegeben hat und von der ich offiziell auch nichts weiß. Ein Vertrauter – selbst trotz klarer Gesinnung über jeden parteipolitischen Verdacht erhaben – steckte mir, dass intern besprochen worden wäre, mich künftig eher nicht mehr zu Veranstaltungen einzuladen. Man wäre irritiert, dass »du, der du dich doch sonst so um Distanz bemühst und mit allen redest«, jetzt plötzlich für die Neos kandidierst. Danke für die Offenheit. Aber: Nein, das bin nicht ich, verdammt noch mal! Das ist ein anderer Thomas Weber! Aber durchaus aufschlussreich, was eine politische Kandidatur so für einen bedeuten würde. Und wenn Neos-Politiker von Einschüchterungen, Bedrohungen und vom Geschnittenwerden berichten, dann klingt das plötzlich unangenehm plausibel – und überaus glaubwürdig. Seit ein paar Wochen übrigens bin ich plötzlich wieder auf besagtem Einladungsverteiler. Im Wahlkampf selbst habe ich von meinem pinken Namensvetter dann recht wenig mitbekommen. Hin und wieder hat es mich kurz gerissen, auf Facebook zu sehen, dass »ich« Dinge für gut befinde, die ich eigentlich eher anders sehe. Wenn ein Thomas Weber etwas liket, dann sieht man selbst, dann sehen gemeinsame Bekannte – 26 derzeit übrigens – ja nur den Namen, kein zuordenbares Bild. Könnte zu Mißverständnissen führen.
Ich ist wirklich ein anderer
Auch, dass ich selbst auf Twitter als @th_weber unterwegs bin und der andere Weber als @tho_weber wird womöglich noch für Wirrnis sorgen. Richtig geflasht hat es dann aber weniger mich, sondern eher Bekannte und, ja, selbst nahe Verwandte, als am Tag nach der für die Neos erfolgreich geschlagenen Wahl Die Presse berichtete: »Thomas Weber wird Landesgeschäftsführer«. Dazu möchte ich ihm hiermit offiziell gratulieren und, was soll’s, auf einen Kaffee einladen. Denn eines haben wir jedenfalls gemeinsam. Auch wenn sie uns manchmal für einen Eber halten. Wir müssen unseren Namen nie buchstabieren. Und als Stefan Weber wurde ich zuletzt auch seltener angesprochen.
Thomas Weber, Herausgeber, auf Twitter @th_weber