Bob Moses waren anfangs eher nervös, ob Leute ihnen ihre musikalische Mischung verzeihen. Glück gehabt, deshalb waren sie letztens in der Pratersauna.
Man hätte annehmen können, zu Bob Moses weint es sich besser, als es sich zu tanzen lohnt. Downtempobeat in melancholischer Höchstmanier, Samtstimme. Hoffentlich habt ihr die Band vor Kurzem in der Pratersauna im Rahmen des Lighthouse Festivals gesehen. Dann wisst ihr nämlich, dass diese Annahme Mist ist. Vorm Tanzen haben wir aber noch ein bisschen mit Jimmy Valance, einer Hälfte des Duos, gesprochen.
Im September ist euer Debutalbum „Days Gone By“ erschienen. Seit wann seid ihr nun schon unterwegs?
Richtig, das Album war Ende September raus – aber on the road sind wir jetzt schon seit gefühlten zwei Jahren. Nicht durchgehend, aber es kommt einem wirklich so vor. Quer durch die Staaten, jetzt durch Europa. Und das Schlimme – oder Gute? – ist, dass es nach Weihnachten auch gleich wieder weitergehen wird. Das Leben im Tourbus, 2.0.
Das klingt genervt.
Nein, don’t get me wrong. Es hat schon etwas ganz Seltsames, dieses ständige Touren, ständig von zuhause weg zu sein. Man denkt sich die ganze Zeit, wie gern man in seinem eigenen Bett einschlafen würde. Kaum bin ich dann zuhause, in besagtem Bett, will ich wieder hinaus. Ganz nach dem Motto: Blut geleckt.
Vor dem Albumrelease wart ihr schon hier – für ein paar kleinere Clubgigs. Jetzt aber große Albumtour. Was war die beste Show, die ihr bis jetzt in Europa gespielt habt?
Wir haben in Lissabon, in Istanbul, in Berlin gespielt. Und gestern in London – das war unglaublich. London ist, was den musikalischen Output angeht, eine der wichtigsten Metropolen überhaupt. Und ich lebe in New York City! Wenn man da dann die Leute dazu kriegt, in eine total überfüllte Venue zu kommen, an einem Donnerstag Abend – und sie dann auch noch so ausgelassen feiern sieht, ist das schon ein ziemlich gutes Gefühl. Wertschätzung ist glaube ich das passende Wort.
Seit wann gibt es das Projekt Bob Moses?
Seit drei Jahren, wenn man es so genau sagen kann.
Es ranken sich Mythen um eure Namensgebung. Wenn wir schon hier zusammensitzen, bitte sag mir, dass ihr euch nicht auf einer Halloweenfeier wiedergetroffen habt – einer als Bob Dylan, einer als Moses verkleidet.
Nein, nicht Bob Dylan. Es war Bob der Baumeister.
Nice!
Ja, es klingt lustig und war aber auch wirklich so. Wir kannten uns schon früher, noch aus der High School, haben uns aber aus den Augen verloren. Eines Tages trafen wir uns auf einem Parkplatz, völlig zufällig – und dann unter anderem auch wieder auf besagter Feier. Während der Jahre zwischen Schule und Bandgründung haben wir in unterschiedlichen Bereichen Erfahrungen gesammelt. Ich habe hauptsächlich mein DJ-Ding betrieben, als Producer in New York gearbeitet, Tom hat sich um sein Singer-Songwriterstipendium in Boston gekümmert.
Tom kommt musikalisch also eher aus der analogen, akustischen Ecke, du aus der elektronischen.
Wenn ich so erzähle, klingt das so, richtig? Dabei haben wir früher beide in Bands gespielt – er in einer Rock- ich in einer Punkband. Mit früher meine ich unsere Schulzeit in Vancoucer. Wir waren damals keine engen Freunde, man kannte sich vom Sehen oder aus bestimmten Kursen, er ist aber älter als ich, also hatten wir ohnehin nicht allzu viel miteinander zu tun. Abgesehen davon waren wir aber beide immer schon sehr interessiert an elektronischer Musik bzw. wie sie imstande ist, analoge Instrumente noch interessanter zu gestalten.
Und dann habt ihr einfach alles in einen Topf geworfen.
Ehrlich gesagt, als wir „Hands To Hold“, eine unserer ersten Nummern, aufgenommen und dann veröffentlicht haben, dachten wir uns: Shit. Entweder das wird total laufen – oder es wird uns niemand verzeihen, dass wir über eine elektronische Linie diese Art von Vocals gelegt haben. Ich kann nur sagen: Glück gehabt, haha.
Ich habe gelesen, auch live hat das gleich mal ziemlich gut funktioniert.
Auch das, ja. Wir haben ziemlich zu Anfang des Projekts auf vielen New Yorker Warehouse-Parties gespielt. Ich würde es jetzt nicht als reinen Techno bezeichnen, was dort so läuft – aber es geht schon sehr in diese Richtung. Und vor allem rund um die Uhr. Tom hat gesungen, ich habe dazu eben aufgelegt. Und jedes Mal vor einem Gig waren wir nicht nervös, on stage zu gehen sondern nervös, die Reaktion der Leute auf diese – unsere – Mischung zu sehen.
Wie du selbst gesagt hast, tourt ihr mittlerweile ununterbrochen. Kommt man da überhaupt noch dazu, an neuem Material zu arbeiten?
Ich bewundere ja die Musiker, die dann im Hotelzimmer sitzen- mit Kopfhörer auf – und Songs schreiben. Das könnte ich nicht. Alles, was wir auf Tour auf die Reihe bekommen, sind vielleicht ein paar Beats, ein paar kleine Jams. Aber sicher keine Songs, die man so auch veröffentlichen könnte. Klingt vielleicht kitschig, aber wir brauchen das schon so, dass wir dann einfach im Studio sind, nur zu zweit, und wir dann so die Dinge entstehen lassen. Auf Tour finde ich die Ruhe auch einfach nicht. Deshalb hoffe ich sehr auf die Zeit, die wir in ein paar Tagen doch zuhause verbringen.
Wenn du mir drei, vier Künstler nennen müsstest, mit denen du gern zu Abend essen würdest. Entweder weil du sie großartig findest, oder weil du ihre Ideen stehlen willst. Welche wären das?
Verstorben gilt auch? Ich würde sagen Kurt Cobain, Trent Reznor und Garbage.
Und jetzt die Dinge, die du heimlich zuhause anhörst.
Ist Justin Timberlake ein guilty pleasure?
Ich denke, das geht noch schlimmer.
Na gut. Ich liebe die Spice Girls. "Spice World" war ein großartiges Album. Und "If you wanna be my lover" ist einer der großartigsten Songs aller Zeiten.
Bob Moses waren am 27. November 2015 zu Gast in der Pratersauna bei einer Lighthouse Festival-Pre-Party.