Der Wiener Zeichner, Autor und Animationsfilmer Nicolas Mahler erschuf mit Flaschko eine Figur, von der es nicht wundert, dass sie auch in einer italienischen Zeitschrift in Serie erscheint: des überadoleszenten Mannes Weltbezüge sind seine Mutter und ein Fernseher. Permanent in einer Heizdecke steckend, die als Mischung aus scheitelfreiem Stehsarg und Ganzkörperkondom vorzustellen ist, philosophiert sich […]
Der Wiener Zeichner, Autor und Animationsfilmer Nicolas Mahler erschuf mit Flaschko eine Figur, von der es nicht wundert, dass sie auch in einer italienischen Zeitschrift in Serie erscheint: des überadoleszenten Mannes Weltbezüge sind seine Mutter und ein Fernseher. Permanent in einer Heizdecke steckend, die als Mischung aus scheitelfreiem Stehsarg und Ganzkörperkondom vorzustellen ist, philosophiert sich der augen- wie mundlos mit Karottennase gezeichnete Flaschko in knappsten Dialogen lakonisch durch sein vor der Weltkälte geschütztes Leben mit einer putz-, aufmerksamkeits-, schnaps- wie placebosüchtigen und eine Kaktusdreizackfrisur auf ihrem Containercorpus hofierenden Neurosenmama, die sich zuweilen in Tristesse suhlt: „Als junges Mädchen hab ich mir so viel gewünscht vom Leben. – Ein Sack war nie dabei.“ Sie dichtet ihm, dessen Kinderzimmer sie „Salon“ nennt, eine mit einem Drogenbaron durchgebrannte Freundin zu und lädt ihn auf Einkaufsfahrten im Mamamobil und Spitalsaufenthalt („In so einer Herz-Lungen-Maschine könnt ich mir dich gut vorstellen.“) ein, doch Couchkarotte Flaschko bevorzugt in seinem beheizten Brutkasten Schlammringen und auf seine Gärung zu schauen. Die 130 minimalistisch gehaltenen „Sitzmelodramen“ mit dem stoischen Nabelsöhnchen und seiner unpensionierbaren Mutter sind von literarisch hoch pointierter wie rührender Komik – auch für ähnlich Gelagerte zu empfehlen, weil: „Es gibt mehr Dreck im Leben als Mütter.“