Weiße Stunde

Die junge Kunsthistorikerin Svenja Schubert verschwindet nach dem Besuch eines verlassenen Hauses in Sizilien spurlos, weil ihr Mann sie nicht sucht.

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Noto, 1693 durch ein Erdbeben zerstörte Kleinstadt, wurde in barockem Stil wiedererrichtet und darum heutiges Unesco-Weltkulturerbe. Dieses zu untersuchen war das Ziel der ambitionierten Wissenschaftlerin, die seit Monaten hier lebte und ob ihrer perfekten Sprachkenntnisse und Extrovertiertheit rasch Anklang fand. Ihr Partner seit fünf Jahren ist das Gegenteil: der Sprache nicht mächtig, introvertiert und ziellos, an seiner Magisterarbeit gescheitert und von einer literarischen Schreibblockade geplagt. Ein kleiner Streit lässt ihn jenen Hausbesuch beenden und in die Wohnung zurückkehren, obwohl Svenja ausbleibt. Und ab da erlebt er eine seltsame Entpuppung: Beflissen arbeitet er an seinem Roman, unternimmt Ausflüge anstatt die Polizei zu informieren, verstrickt sich in Lügen und schläft mit einer Wienerin. Später wird er wegen Mordes verurteilt – und Jahre später entlassen, da der echte Mörder überfuhrt wurde. Scheibe, 1971 in München geborener Regieassistent, erzählt die Irrnisse seines Protagonisten zwischen Ignoranz und Betrug, Selbstbefreiung und -zerstörung aus introspektiver Sicht. In der exakten Beschreibung der Halt- und schließlich Ausweglosigkeit gelingt ihm ein leises wie düsteres Romandebüt inmitten des traumhaften, weil undurchdringbaren Siziliens.

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