Seit mehr als zehn Jahren spielen die Kölner Erdmöbel etwas angestaubten, exzentrischen und chronisch erfolglosen deutschen Diskurspop. Bis Ende letzten Jahres, denn da hatten sie plötzlich genug davon und nahmen mit „Weihnachten“ eine deutschsprachige Version von Whams sülzigem Albtraumlied „Last Christmas“ auf – und landeten damit in den deutschen Singlecharts. Nun weiten sie die einträgliche […]
Seit mehr als zehn Jahren spielen die Kölner Erdmöbel etwas angestaubten, exzentrischen und chronisch erfolglosen deutschen Diskurspop. Bis Ende letzten Jahres, denn da hatten sie plötzlich genug davon und nahmen mit „Weihnachten“ eine deutschsprachige Version von Whams sülzigem Albtraumlied „Last Christmas“ auf – und landeten damit in den deutschen Singlecharts. Nun weiten sie die einträgliche Masche auf Albumlänge aus und kennen dabei weder Genre- noch Geschmacksgrenzen: In 12 Coverversionen von erfolgserprobten No-1-Charthits aus 1965 bis 2001 bekommen Kylie Minogue, Robbie Williams, Crash Test Dummies, Kraftwerk, Tom Jones und sogar die Venga Boys eine bewusste Fehl-Eindeutschung, ohne je in Comedy-Allüren abzurutschen. Wenn sie Joan Osbournes „One Of Us“ in radikaler Eins-zu-Eins-Übersetzung als kompletten Textmüll entlarven, ist das durchaus lustig. Auch sehr charmant, wie sie Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ musikalisch (mit Bläserquartett) und textlich („Eine Lücke, eine Krücke, eine Mücke, tausend Stücke“) komplett entrocken. Frech, albern und ein Meilenstein im intelligenten, deutschsprachigen Pop.