Tom Waits: Musik & Mythos

Tom Waits ist tatsächlich ein Mythos: Seine Musik wird nicht nur gehört, sondern aufgesogen, inhaliert, zelebriert – Rain Dogs, Swordfishtrombones, Closing Time … Waits ist nächtlicher Begleiter in Krisenzeiten, Trost und Legitimation für letzte Gläser im Morgengrauen.

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Wenn man dem Titel dieser persönlichen Werkannährung des Waits-Fans und US-Journalisten Jay S. Jacobs böse will, könnte man sagen, dass mit genau solchen Veröffentlichungen meist eben nur dieser „Mythos“ trefflichst bedient wird. Aber wir wollen ihm nicht böse, denn bei vorliegendem Band handelt es sich um eine seltene Perle, die gelungene Huldigung des brillanten Geschichtenerzählers und unwiderstehlichen Selbst-Mystifizierers Tom Waits. Eine bezeichnende Anekdote erzählt der Biograf gleich zu Beginn: „In der Pressemappe zu seinem Debütalbum ‚Closing Time’ aus dem Jahr 1973 behauptete Waits tatsächlich, er sei in einem Taxi zur Welt gekommen, inklusive Dreitagebart.“ Der Humor von Waits ist eben von der schrägen Sorte, aber er ist auch ziemlich unverwechselbar, ebenso wie die extrem raue Melodiösität seiner Stimme, die poetische Kraft seiner Texte, die eigenwillige Instrumentierung seiner Lieder. Das alles zelebriert der Autor äußerst kenntnisreich Seite für Seite, was Dank der sorgfältigen Übersetzung, der die Doppeldeutigkeiten in den vielen Wortspielen Waits‘ nicht zum Opfer fielen, auch dem Leser großen Spaß macht.

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